Alles zu gegebener Zeit!

Für jeden Papa - im Bild ist nicht der Autor des Blogs - ist es schwierig, zwischen füttern, wickeln und spielen noch Zeit für die Arbeit zu haben. Foto: dpa

Lehrjahre sind keine Herrenjahre. Schon gar nicht, wenn die Nicht-Herrenjahre zufälligerweise mit den Papa-Jahren kollidieren.

Anzeige

. Zusätzlich zum Kerngeschäft einer Zeitungsredaktion gehört es doch zur Grundeinstellung eines Volontärs, die angeborene, journalistische Neugier zu gegebener Zeit in schriftliche Ergüsse umzuwandeln. Zu gegebener Zeit! In den angesprochenen Papa-Jahren ist einem so ziemlich alles gegeben: Freude, Angst, Stress, Schlafmangel und nochmal Freude - was aber auf jeden Fall fehlt, ist die gegebene Zeit. So sammeln sich stichpunktartig in den Block gekritzelte Themenideen, umgarnt von kunterbunten Babybrei-Flecken und Kaffeetassenrändern aus der letzten "Nachtschicht". Klar, will man die aufgetane Geschichte selbst machen. Klar, will man den Konzert-Termin wahrnehmen. Klar, will man auch zusätzlich zur alltäglich zu verrichtenden Arbeit kreative Blogs schreiben. Zu gegebener Zeit.

Und das Dilemma startet von vorne. Aufstehen so zwischen 5 und 6, dann wickeln, füttern, Spielezeit. Gerade wenn man denkt: Super, das Kind beschäftigt sich gerade mit sich selbst und seinen Bauklötzen - da könnte ich doch mal schnell ein bisschen liegengebliebene Arbeit…Pustekuchen! Das Kind merkt sowas sofort und kommt dann auf die Idee, den Volo-Papa bei der Hand zu nehmen, von der langweiligen Flimmerkiste mit dem uninteressanten Tastenkasten vornedran wegzuzerren und auf wackeligen Füßen die Zimmer der Wohnung zu erkunden. Ehe man sich in diesem Spielchen verliert, sollte man schnell duschen, das Kind in die Kita bringen und pünktlich bei der Arbeit erscheinen. Wenn diese erledigt ist und das Kind - das vielleicht gerade einen neuen Zahn bekommt und deshalb nicht so recht einschlafen will - doch irgendwann ins Traumland versunken ist, hängen einem die Tränensäcke in den Kniekehlen und beim Gedanken ans kreative Schaffen fällt mir ein Zitat des bajuwarischen Reggae-Sängers Hans Söllner ein: "Arbeiten? Ach leckts mi doch am Oarsch!"

Bitte keine Vorschläge

Stichwort Tränensäcke: Es mag den Anschein erwecken, dass hier gehörig auf die Tränendrüse gedrückt wird. Wer es besser hinbekommt, melde sich bitte bei mir. Für geeignete Vorschläge stehe ich gerne…ach, was soll der Quatsch. Nein, ich stehe NICHT für geeignete Vorschläge zur Verfügung. Diese bekommt man ja auch so - ungefragt auf der Straße, von jedem, der es besser weiß. Also Licht aus. Vielleicht klappt’s ja morgen. Oder auch nicht, da muss man durch. Denn Papa-Jahre sind herrlich und lehrreich - da werden selbst die unerfüllten Lehrjahre zu Herrenjahren.

Anzeige

Christian Struck