„Was Ihr wollt“ im Sonnenberger Burggarten

Intrigen, Streiche, Eitelkeiten: Das Ensemble des „Künstlerhaus43“ interpretiert „Was Ihr wollt“ unterhaltsam, mit viel Spielfreude, aber auch kleineren Längen. Foto: Tristan Schirling
© Tristan Schirling

Unterhaltsam, mit viel Lokalkolorit, aber auch mit kleineren Längen interpretiert das Ensemble „Künstlerhaus43“ das Stück von Shakespeare

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SONNENBERG. Wäre William Shakespeare Wiesbadener, besser noch Sonnenberger, gewesen, und wäre er in den Genuss der bis vor Kurzem in der Burg Sonnenberg servierten Gollnerschen Küche gekommen – er hätte an der im Burggarten dargebotenen Inszenierung seiner musikalischen Komödie „Was Ihr wollt“ sicherlich Vergnügen gefunden. Seine geschliffenen Verse, in gewohnter Sommerfestspiel-Manier mit einer ordentlichen Prise Lokalkolorit angereichert, werden vom Ensemble des „Künstlerhaus43“ mit Verve vorgetragen, und es scheut weder vor Klamauk noch vor eigenwilligen Ergänzungen zurück.

Mehr Publikum wäre wünschenswert

Der Premiere für das Verwirrspiel um die Rolle der Geschlechter, um Intrigen, gemeine Streiche und Eitelkeiten wäre ein größeres Publikum zu wünschen gewesen. Es hätte in der geradezu perfekten Kulisse des Burggartens einen trotz kleinerer Längen vor allem zu Beginn des zweiten Akts unterhaltsamen Abend erlebt.

Die Geschichte um die bei einem Schiffsunglück getrennten Zwillingsgeschwister Viola und Sebastian ist bekannt. Oda Bergkemper gibt die Viola, die sich als Mann namens Cesario tarnt und in die Dienste von Orsino (Quatis Tarkington), Kapitän des Kreuzfahrtschiffs „Illyrien“, tritt, mit weiblicher Männlichkeit, wohingegen Olivia (Undine Schmiedl), die von Orsino begehrt wird, sich jedoch in dessen Bediensteten Cesario verliebt, in roter Robe ganz Frau sein darf. Olivias Onkel Tobias von Rülps (Sascha Stegner) trachtet nach dem Vermögen der Nichte und heckt mit Christoph von Bleichenwang (Patrick Twinem), der ebenfalls an Olivia interessiert ist, einen fiesen Streich an Verwalter Malvolio (Oliver Lemki) aus, der die Saufgelage der beiden Verschwörer immer wieder stört.

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Das Ergebnis sind absurde gelbe Strümpfe mit überkreuzten Strumpfbändern, es kommt zu „biologischen Kämpfen“ mit Schimmelkäse, Süßgebäck-Gefechten – „Vorsicht, er ist bewaffelt“ – und einem Passagier, der sich lautstark-empört erkundigt: „Wo bleibt meine Butterbemme?“

Den Passagier in der Inszenierung von Uta Kindermann gibt Wolfgang Vielsack, der auch in die Rolle von Heino (keine Schifffahrt ohne Unterhalter an Bord) schlüpft, den Pfarrer gibt, der schließlich Olivia und Violas wiederaufgetauchten Zwillingsbruder Sebastian (Oliver Wiedem) traut, oder einen sächselnden Monteur. Wiedem hat ein wenig Pech mit seiner Rolle: Der Part des Zwillingsbruder Sebastian bietet wenig Raum für Situationskomik und Witz. Ihn zeichnet wie das gesamte Ensemble jedoch eine gehörige Portion Spielfreude aus, was die Komödie, in der mit Inbrunst gesungen wird, unterhaltsam macht.

Dies auch dank des Spiels von Konzertpianist Dias Karimov am Klavier, der sich gerne ins Gespräch der Passagiere einmischt. Auf russisch, natürlich. Mit „La Mer“, dem legendären Chanson von Charles Trenet, endet die turbulente (Schiffs)Reise um verwirrte Gefühle, auch Orsino und Viola finden zueinander. Ganz in Shakespeares Sinne.