Lesung in Schierstein: Astrid Ruppert schildert die...

Astrid Ruppert will mit ihrem Buch „Tee mit Ayman“den Abstand zwischen Fremden und Deutschen überbrücken und Ängste voreinander nehmen.Archivfoto: Diegel  Foto:
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Astrid Ruppert ist als Drehbuchautorin erfolgreich, doch besonders am Herzen liegt ihr „Tee mit Ayman“: Das Buch schildert ihre persönlichen Erfahrungen bei der...

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SCHIERSTEIN. Astrid Ruppert ist als Drehbuchautorin erfolgreich, doch besonders am Herzen liegt ihr „Tee mit Ayman“: Das Buch schildert ihre persönlichen Erfahrungen bei der ehrenamtlichen Flüchtlingsarbeit. Am 7. März ist sie mit einer Lesung in Schierstein zu Gast.

Von Julia Anderton

Ihr Arbeitsalltag dreht sich um Freundschaften und Liebesbeziehungen: Astrid Ruppert ist als Roman- und Drehbuchautorin erfolgreich, ihr vom ZDF verfilmtes Buch „Obendrüber da schneit es“ gehört sogar zu den alljährlichen Fernsehklassikern. Doch auch privat steht das Zwischenmenschliche für die langjährige Wiesbadenerin, die nun im Vogelsberg wohnt, im Fokus: Seit drei Jahren engagiert sie sich ehrenamtlich in der Flüchtlingsarbeit.

„Bei der ersten Begegnung mit den allerersten Syrern, die 2015 in unsere Nachbargemeinde kamen, war ich recht aufgeregt, und habe mir vorher wahnsinnig viele Gedanken gemacht. Was ich mitbringen soll, ob ich überhaupt akzeptiert werde. Ich habe bei diesem ersten Nachmittag gleich gelernt: Die Syrer waren schüchterner als ich, sehr höflich und: Die Sprache des Lächelns funktioniert international“, erinnert sie sich.

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Höfliche Gesten als Nährboden

Ein junger Syrer namens Ayman holte ihr einen Stuhl, weil sie lange Zeit im Flur standen. Die höfliche Geste bildete den Nährboden für eine sich langsam entwickelnde Freundschaft. „Damals habe ich noch gelegentlich geraucht und wir sind oft zusammen vors Flüchtlingshaus gegangen. Da gab es dann Zweiergespräche, die viel persönlicher waren, als die Gespräche am Tisch zusammen mit den vielen anderen“, erinnert sich Astrid Ruppert. Dazu kamen eine gewisse Grundsympathie und die Tatsache, dass er Englisch sprach, was die Verständigung wesentlich erleichterte.

Ein Schlüsselerlebnis war der tragische Tod eines sehr jungen Geflüchteten, der plötzlich an einem Aortenaneurysma verstarb. „Gerade hier angekommen in der Sicherheit, hat ihn der Tod sehr hinterrücks ereilt. Das hat alle Bewohner des Flüchtlingshauses sehr erschüttert und Ayman ganz besonders, weil er sich mit ihm angefreundet hatte, und weil er ein sehr sensibler Mensch ist.“

In dieser Zeit fand Ayman Halt bei der 53-Jährigen und revanchierte sich mit bewegenden Gesten. „Zum Beispiel als er mir zum syrischen Muttertag Blumen geschenkt hat, und mir nach wenigen Wochen Deutschunterricht auf Deutsch eine der rührendsten Karten geschrieben hat, die ich in meinem Leben bekommen habe.“ Doch natürlich ließ auch der eine oder andere Kulturschock nicht auf sich warten. Witzig ist die Anekdote um eine Teekanne, die Ayman partout nicht als solche anerkannte, weil man mit ihr nicht direkt auf dem Herd syrischen Tee kochen konnte.

„Wir Deutschen sind so zupackend und pragmatisch in unserer Hilfsbereitschaft, und brettern damit manchmal über die Bedürfnisse der Geflüchteten glatt hinweg. Was ich vor allem gelernt habe, ist, dass man zuhören sollte. Denn nur in einem Dialog können wahre Begegnung und Interaktion stattfinden. Und ein Dialog ist immer zweiseitig“, betont Astrid Ruppert.

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Ihre Erlebnisse hat sie in wöchentlichen Kolumnen in der Alsfelder Allgemeinen Zeitung geschildert. „Ich war so bewegt von den vielen neuen Eindrücken und Gedanken, die da auf mich eingestürmt sind.

Fremd nur, bis man sich kennt

Und als Schriftstellerin verarbeite ich ja grundsätzlich vieles schreibend“, berichtet sie. Als sie im Bekanntenkreis eine große Neugier wahrnahm – vor allem bei Menschen, die nichts mit Geflüchteten zu tun hatten -, beschloss sie, damit an die Öffentlichkeit zu gehen. „Erst in der Zeitung, und dann in Buchform. Die Intention war und ist: Den Abstand überbrücken, die Angst nehmen. Fremd ist der Fremde nur, bis man ihn kennenlernt.“

Das im Selbstverlag veröffentlichte Buch „Tee mit Ayman“ schildert in persönlichem Ton zwischenmenschliche Momente, Kämpfe gegen Windmühlen der Bürokratie und den Culture Clash zwischen Orient und Okzident, der zwar oft vordergründig zum Lachen ist, einem aber auch selbst den Spiegel vorhält. Am 7. März liest Astrid Ruppert auf Einladung der Volkshochschule Schierstein im Wassersportverein aus ihrem Buch. Begleitet wird sie von dem syrischen Musiker Salem Alaboush auf einer Du; dazu wird syrischer schwarzer Tee und Gebäck gereicht. „Gerade in diesen Zeiten, in denen die Angst vor dem Fremden zunimmt, schlägt das Buch eine Brücke, und leistet einen Beitrag zu Toleranz“, sagt Corinna Walke, die Geschäftsführerin der vhs Schierstein. „Gleichzeitig ist es herrlich unterhaltsam, und so rührend die Geschichten oft sind: Es wird auch ein sehr lustiger Abend werden.“

Astrid Ruppert liest am Mittwoch, 7. März, im Wassersportverein Schierstein, Christian-Bücher-Straße 18, von 19 bis 21 Uhr aus ihrem Buch „Tee mit Ayman“. Der Eintritt kostet 13 Euro. Anmeldung und weitere Informationen unter Telefon 0611-2 97 11 oder www.vhs-schierstein.de.