Kann man mit einem Stück Butter einen Kunstpreis gewinnen? Man kann, wie Beate Kupka aus Breckenheim mit der originellen Fotocollage „Jeden Tag anders“ zum Thema...
BRECKENHEIM. Kann man mit einem Stück Butter einen Kunstpreis gewinnen? Man kann, wie Beate Kupka aus Breckenheim mit der originellen Fotocollage „Jeden Tag anders“ zum Thema „Veränderung“ beweist. 23 Bilder dokumentieren den Verzehr vom intakten Butterblock bis zur leeren Butterdose. Nicht umsonst sind experimentelle Themen ein Schwerpunkt ihrer künstlerischen Fotografie. Und die setzt sie immer wieder auf sehr originelle Weise um.
Von Beate Rasch
Angefangen hat alles mit einer Agfamatic Pocketkamera, auch liebevoll „Ritsch-Ratsch-Klick-Kamera“ genannt, die in den 1970er Jahren ihren Siegeszug antrat. „Ich war zwölf, als ich meine erste bekam“, erinnert sich Beate Kupka (52), die von ihren Eltern viele künstlerisch-kreative Impulse erhielt. „Vor allem mein Vater war sehr an der technischen Entwicklung interessiert und somit auch an den neuesten Fotoapparaten.“ Er schenkte ihr später seine alte Kamera, eine Kodak Retina mit Schneider-Objektiv. „Die Fotografie machte mir so viel Freude, dass ich als Schülerin sogar mehrere Jahre lang als Aushilfe bei einem Wiesbadener Fotohaus gearbeitet habe“, sagt sie. Der Höhepunkt war schließlich die erste eigene Spiegelreflexkamera mit 18 Jahren. Die Fotografie hat Kupka seitdem nicht mehr losgelassen, auch wenn sie, wie es schien, erst einmal einen anderen Weg einschlug. Nach dem Abitur absolvierte sie ein Biologiestudium mit Schwerpunkt Botanik. Der Kreis schloss sich 1997, als sie Mitbegründerin und -inhaberin der „Falkatus GmbH für Marketing und Werbung in Wissenschaft und Technik“ wurde und es bis heute ist.
Naturwissenschaftliche Fachkenntnisse
In der Fachagentur ist sie unter anderem für Sach- und Objektfotografie sowie für technisch-wissenschaftliche Illustration und Grafik zuständig. „Für diese Aufgaben sind auch naturwissenschaftliche Fachkenntnisse gefragt, die ich in meinem Studium gelernt habe“, erklärt sie.
2010 fasste Kupka den Entschluss, sich privat wieder stärker freien künstlerischen Fotoprojekten und der experimentellen Fotografie zu widmen. Im Januar 2015 wurde sie Mitglied im Kulturkreis Wallauer Fachwerk und übernahm noch im selben Jahr den zweiten Vorsitz. „Der Hofheimer Verein ermöglicht mir den Kontakt zu und den Austausch mit Künstlern aller Disziplinen sowie die Präsentation meiner Bilder auf Ausstellungen“, sagt sie. Außerdem nimmt sie kontinuierlich an Seminaren und Workshops zur künstlerischen Fotografie teil. Zahlreiche Ausstellungsbeteiligungen – auch überregional, zum Beispiel in Schwerin und Tokio – und erste Erfolge ließen nicht lange auf sich warten. Besonders freute sich Kupka, als sie 2016 – „völlig überraschend“, wie sie sagt – den Eppsteiner Kunstpreis 2016 gewann, den sie sich mit einer anderen Künstlerin teilt. Das ausgezeichnete Werk sagt viel über Kupkas innovativen künstlerischen Schaffensprozess aus. „Ich habe lange über das gestellte Thema ‚Veränderung‘ nachgedacht. Irgendwann fiel mir auf, dass die Butter im Kühlschrank tatsächlich jeden Tag anders aussieht. Die Idee schien mir schon verrückt, aber es reizte mich, sie umzusetzen“, sagt sie lachend. Die Bilder für die Fotocollage, mit der sie die Jury für sich gewinnen konnte, machte sie in ihrem privaten Fotostudio.
„Das Bild entsteht zuerst im Kopf“, ist Kupka überzeugt. „Nicht die Kamera macht das Bild, sondern ich muss mir vorher Gedanken machen, im wahrsten Sinne des Wortes sehen lernen, indem ich genau hinschaue und die Eindrücke auf mich wirken lassen“, lautet ihr Tipp für angehende Hobbyfotografen. Deshalb interessiert sie sich nicht für Eins-zu-Eins-Abbildungen, sondern „für Details und das Dahinter: „Wie kann ich die Bildaussage emotionalisieren und dadurch etwas Neues entstehen lassen?“ Dafür nutzt sie auch die neuen Möglichkeiten und Techniken der digitalen Fotografie. Die Bilder der Serie „Streifen“ zum Thema „Was ist wirklich?“ zeigen die Umwelt beispielsweise verfremdet und abstrakt; sie sind nur gering nachbearbeitet. Dieser Eindruck einer neuen Wirklichkeit entsteht durch eine Bewegung der Kamera mit langer Belichtungszeit. „Dadurch transportieren die Bilder mehr Emotion und weniger Information“, bringt Kupka es auf den Punkt.