Yoga-Kurse sorgen auch in den Wiesbadener Vororten für Kraft,...

Keine Witze, keine Comedy: Am Anfang fällt das Lachen ohne Grund meist schwer, aber das legt sich bei den Teilnehmern im Lachyoga-Kursus recht schnell . Foto: Nagpal  Foto: Nagpal

Von Julia AndertonWer sich für Yoga interessiert, steigt aller Wahrscheinlichkeit eher in den Flieger nach Indien anstatt zum Pauschalurlaub auf Mallorca. Bei Claudia...

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BIERSTADT. Von Julia Anderton

Wer sich für Yoga interessiert, steigt aller Wahrscheinlichkeit eher in den Flieger nach Indien anstatt zum Pauschalurlaub auf Mallorca. Bei Claudia Monien lief es genau andersherum: „Schon vor 15 Jahren hatte ich meinen ersten Kontakt mit Yoga. Damals konnte ich mich allerdings nicht darauf einlassen“, erinnert sie sich heute. „Als ich das erste Mal in Indien war, wurde ich oft danach gefragt, ob ich Yogalehrerin sei. Es war wie ein Ruf. Nach diesem Urlaub habe ich sofort einen Yogakurs gebucht und schließlich mehr und mehr Yoga praktiziert: Das war und ist es!“

Keine Witze, keine Comedy: Am Anfang fällt das Lachen ohne Grund meist schwer, aber das legt sich bei den Teilnehmern im Lachyoga-Kursus recht schnell . Foto: Nagpal  Foto: Nagpal

Yoga als Lebensphilosphie

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Sie beschloss, eine Ausbildung zu machen und unterrichtet nun in Kursen, etwa beim Volksbildungswerk Bierstadt. „Ich bin sehr dankbar, dass ich diesen Weg gefunden habe.“ Hauptberuflich leitet Claudia Monien die Wiesbadener Musikbibliothek. „Yoga ist meine Lebensphilosophie. Yoga hilft mir, meinen Beruf verantwortungsvoll und kreativ auszuüben und gibt mir die nötige Kraft dazu“, erklärt sie.

Anders als beim Sport stehe nicht das Erbringen einer Leistung im Fokus, sondern das Erkennen der individuellen körperlichen Grenzen. „Yoga ist keine Akrobatik, Yoga will unsere Lebensenergie erhöhen und uns bei unserer intellektuellen und emotionalen Entwicklung helfen. Die sanftesten Gelenkübungen in Kombination mit der Atmung habe ich mit einer älteren Dame geübt, als sie über 95 war.“

Da jeder Körper anders sei, komme es beim Yoga nicht darauf an, den Kopfstand eine Stunde zu halten. Wichtiger sei, in den Körper hineinspüren, um zu merken, wie weit man ohne Schmerzen praktizieren kann. „Das zu erfahren und dementsprechend eigenverantwortlich zu handeln, das ist das Ziel. Menschen mit körperlichen Einschränkungen oder Krankheiten finden in der Yogatherapie ein für sie zugeschnittenes Programm.“

In Claudia Moniens Kursen sind meist mehr Frauen als Männer vertreten. „Wenn man bedenkt, dass Yoga eine Jahrtausende alte Tradition hat und vor allem von Kriegern, also Männern ausgeführt wurde, muss man lächeln: Frauen, die Yoga praktizieren, sind eine relativ neuzeitliche Erscheinung“, berichtet sie. In ihren Kursen gibt es keine starren Altersgruppen, vom Schüler bis zum Ruheständler ist alles vertreten.

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Stefanie Zimmermann aus Sonnenberg konzentriert sich als Fitness-Trainerin auf Senioren, um mit spezifischen Übungen deren Beweglichkeit und Kraft zu verbessern. Sie setzt auf Pilates, sieht Yoga jedoch nicht als Konkurrenz, sondern betont die verbindenden Elemente wie Atmung, Bewegungskontrolle und Bewegungsfluss. „Wer auf Beweglichkeit Wert legt, ist bei Yoga gut aufgehoben, wer mehr kräftigen und seine Körperformen definieren möchte – speziell die Bauch- und Rumpfmuskulatur –, dem rate ich zu einem Training mit Pilates.“ Warum sind diese sanften Trainingsarten gerade für Menschen im fortgeschrittenen Alter empfehlenswert? „Wenige können mit 60 Jahren noch komplett ein heftiges Workout an Geräten ohne anschließende Beschwerden durchhalten. Funktionales Training hingegen, wozu Yoga und Pilates gehören, arbeitet nur mit dem eigenen Körpergewicht und mit speziellen Kleingeräten, die auf die veränderten Strukturen Rücksicht nehmen“, berichtet Stefanie Zimmermann. Trainieren solle man aber immer, egal in welchem Alter. „Der Stoffwechsel wird angeregt, das Atemvolumen wird vergrößert und düstere Stimmungen werden deutlich aufgehellt.“

Für gute Laune sorgt Kosima Nagpal regelmäßig in Dotzheim – sie unterrichtet Lachyoga. „Lachen und Lebenszufriedenheit hängen eng zusammen. Im Lachyoga finden wir viel mehr als ‚nur‘ Gelächter. Es ist wie eine laute Sofortmeditation, die wie jede Form der Meditation ein Ausschalten des Intellektes bewirkt“, erklärt sie. „Kinder lachen 400 Mal täglich – Erwachsene nur noch 15 Mal. Wir müssen also nichts Neues erlernen, sondern uns nur erinnern.“

Die Übungen seien ebenso einfach wie effektiv: Über 130 Muskeln seien beim Lachen allein in der oberen Körperhälfte aktiv, eine verbesserte Atmung und ein gut durchbluteter Organismus somit das Resultat. „Lachen lockert die Muskulatur, baut Stresshormone ab und setzt Glückshormone frei. Lachyoga stärkt unsere psychische und physische Stabilität.“

In einer Lachyogastunde wird das Lachen ohne Grund praktiziert. „Keine Witze und ganz ohne Comedy. Einfach Lachspaß mit Atem-, Dehn- und Klatsch-Übungen. Von einem anfangs gespielten Lachen in das echte spontane Lachen zu kommen, mag zu Beginn etwas schwerfallen, doch Lachen ist hochgradig ansteckend. Nichts muss hier sofort geschehen. Die Bereitschaft es auszuprobieren, ist der erste Schritt.“

Mit tiefer Atmung, ohne Yogastellungen

Lachyoga wird ohne die üblichen Yoga-Stellungen ausgeführt, doch die Übungen erfolgen in Kombination mit den typischen Techniken tiefer Atmung. An einem Lachtreff mit Kosima Nagpal nehmen Menschen aller Altersgruppen und verschiedener Nationalitäten zwischen 20 und 80 Jahren teil, wobei der Frauenanteil noch deutlich überwiege.

Aktuell findet in Dotzheim um 19 Uhr das „Montagslachen“ in kleiner Gruppe statt, nun wird nach einem geeigneten Raum gesucht, der bis zu 20 Personen Platz bietet. Sobald dieser gefunden sei, werde es einen Lachclub als feste Einrichtung geben. Auch Stadtteil-Lachclubs seien denkbar.