Imkerverein und Verein Naturefund setzen sich mit ihren Projekten für den Erhalt von Lebensräumen für Insekten und Vögeln ein. Uferschwalben, Bienenfresser und...
BIEBRICH. Von Inken Paletta
Während es dem Weißstorch in Wiesbaden gut geht, ist manche Vogelart seltener geworden. Zum Beispiel wegen einer intensiven Landwirtschaft und der Nutzung von Pestiziden. Einige Vogelarten, wie der Bienenfresser sind sogar ganz aus den Wiesbadener Vororten verschwunden. Projekte wie „Blühende Wiesen in Wiesbaden“ und „Streuobstwiesen in Wiesbaden“ des Naturefunds wollen die Insektenvielfalt in Wiesbaden und Umgebung stärken, auch zum Wohl der unterschiedlichen Vogelarten.
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Eisvogel an den Rhein zurückgekehrt
Pudelwohl fühlen sich seit den 70er Jahren auch eingewanderte Vogelarten wie die frechen Halsband- und Alexandersittiche, die sich vor allem den Biebricher Schlosspark als Domizil ausgesucht haben. Auch der Eisvogel scheint sich entlang des Rheins wieder heimisch zu fühlen. „Der Rhein ist in den letzten Jahren deutlich sauberer und damit wieder fischreicher geworden. Ideale Bedingungen für den Eisvogel und andere seltene Wasservögel“, sagt Heinz Rosenberg von der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie (HGON). Auch Hubertus Krahner von der Storchengemeinschaft hat den Eisvogel bereits mehrfach auf dem Wasserwerksgelände gesehen. Einen weiteren Lebensraum für den Eisvogel bildet die nicht mehr bewirtschaftete Kiesgrube bei Delkenheim, wo sich der blaue Vogel heimisch fühlt.
Der Wendehals liebt alte Baumhöhlen
Ein besonderes Vogel-Biotop in den Wiesbadener Vororten sind die Streuobstwiesen wie jene in Kloppenheim. „Dort nisten in diesem Jahr bereits mehrere Gartenrotschwänze“, berichtet Rosenberg. Auch der Steinkauz fühle sich dort wohl. „Denn er nistet wie der Wendehals gerne in Baumhöhlen alter Obstbäume“, weiß Rosenberg. „Wir haben zwar noch keine Brutergebnisse aus diesem Jahr, aber man hört ihn bereits jetzt im Frühjahr recht oft.“
Viele Vogelarten in den Wiesbadener Vororten sind jedoch seltener geworden, bedauert Rosenberg. „Die Ursache ist eine intensive Bewirtschaftung der Äcker und der Einsatz von Insektenschutzmitteln. Auf den Feldern rund um Wiesbaden gäbe es derzeit nur noch 70 bis 80 Prozent der Insekten im Vergleich zu früher. „Außerdem gibt es immer weniger Nistmöglichkeiten und Verstecke, weil Gehölze und Grünflächen zwischen den Äckern, aber auch in der Stadt verschwinden.“
Siggi Schneider vom Imkerverein kann das nur bestätigen: „Die Vogelwelt in den östlichen Vororten von Wiesbaden ist wegen einer intensiven landwirtschaftlichen Bewirtschaftung stark rückläufig. Ich habe zum Beispiel schon seit Jahren keine Heckenbraunelle mehr gesehen. Es fehlt einfach an Nistmöglichkeiten und Nahrung.“
In den Steilwänden der Kiesgrube der Entsorgungsbetriebe der ELW in Biebrich und Amöneburg nistet derzeit noch eine kleine Population der Uferschwalbe. „Vor zwei bis drei Jahren gab es dort auch den Bienenfresser, der ebenfalls sandige Steilwände zum Nisten bevorzugt. Heute gibt es nur noch eine große Population auf der anderen Rheinseite bei Ingelheim“, berichtet Heinz Rosenberg.
Ein Projekt, das zum Schutz der einheimischen Vogelarten beitragen soll, ist das Projekt „Streuobstwiesen in Wiesbaden“ des Vereins Naturefund (www.naturefund.de). „In Wiesbaden gibt es rund 40 000 alte Obstbäume, doch viele werden nicht mehr gepflegt. So verschwinden seltene Obstsorten und damit heimische Insekten. Mit unserem Projekt schützen wir die dort lebenden Insekten wie Bienen, Hummeln und Schmetterlinge. Davon profitieren seltene Vogelarten wie zum Beispiel der Steinkauz“, erklärt die Gründerin und Geschäftsführerin von Naturefund, Katja Wiese. In Hessen nisteten derzeit rund 7 000 Brutpaare, eine große Population lebt in Breckenheim. Auch den Wiedehopf, die Goldammer, die Nachtigall und den Stieglitz hätten Mitglieder von Naturefund bereits auf den Streuobstwiesen gesehen.
Das Projekt „Blühende Wiesen in Wiesbaden“ sei eine Erweiterung des Streuobstwiesenprojektes, sagt Wiese. Flächen gäbe es zum Beispiel in Auringen und in Naurod. Davon profitiert zum Beispiel die Amsel, die tatsächlich zunehmend bedroht ist, berichtet Wiese. Wer möchte, kann sich derzeit noch an Spenden für beide Projekte beteiligen. Wer sich für die Vogelwelt in und um Wiesbaden interessiert, Hubertus Krahner von der Storchengemeinschaft Schierstein), die Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz und der Nabu Wiesbaden bieten regelmäßig spezielle Führungen in die Vogelwelt an (siehe Infokasten).
Ingo Hausch von der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz gibt in seiner Veröffentlichung „Vögel in Wiesbaden“, erschienen in den „Jahrbüchern des Nassauischen Vereins für Naturkunde“, Band 137, Wiesbaden 2016 (ISSN 0368-1254) einen umfangreichen Einblick in die vielfältige Vogelwelt in und rund um die Landeshauptstadt Wiesbaden.
Informationen über zahlreiche Vogelarten und ihr Vorkommen in ganz Deutschland findet man im Internet unter anderem auf der Seite www.ornitho.de des Dachverbands Deutscher Avifaunisten (DDA).