Einen frischen Anstrich und eine neue Beleuchtung haben nicht nur die Räume des Museums erhalten, auch in den Ausstellungsvitrinen hat sich in den vergangenen Wochen einiges...
BIEBRICH. Ein Geschenk von Gisela Adam war der Anlass für die Ausstellung: Sie übergab den Nachlass ihres Gatten Hans, eines leidenschaftlichen Hobbyfilmers, dem Museum – verbunden mit dem Wunsch, dass man seine Filmkameras und das umfangreiche Zubehör in einer Ausstellung zeigen möge. Und das haben die Museumsaktiven des Verschönerungs- und Verkehrsvereins gerne umgesetzt. Das Thema Film und Biebrich wird aber noch von anderen Seiten beleuchtet.
Eine Ausstellung über die Biebricher Filmgeschichte wäre auf jeden Fall unvollständig ohne Edwin Georg „Edy“ Dengel, einen im Jahr 1901 geborenen Biebricher, der sich schon sehr früh für Filme und das Filmen interessierte und mit 18 Jahren die „Axa Film Company“ gründete. Er drehte Dokumentationen, aber auch Spielfilme wie das „Schloss des Schreckens“ oder „Der Mann mit der Todesmaske“, in denen er als Detektiv Fred Repps in New York ermittelt. Gedreht wurde allerdings nicht in den USA, sondern in Biebrich. Nach dem Krieg drehte er dann überwiegend Dokumentar- und Kulturfilme. Sohn Fred und später Enkel Reinhold waren ebenfalls in der Filmbranche aktiv. Von letzerem hat das Museum etliche Exponate erhalten.
In der Mitte des Ausstellungsraumes kann man sich in das Jahr 1929 entführen lassen, das Jahr, in dem der Rhein zugefroren war und Edy Dengel darüber den Dokumentarfilm „Rhein in Eisfesseln“ drehte. Elf Minuten lang zeigen die Aufnahmen zuerst ineinander verkeilte Eisschollen am Mäuseturm und andere Szenen aus dem Rheingau, später dann die glatte Eisfläche vor Biebrich, voller Menschen, die sich diese Sensation nicht entgehen lassen wollten. Im Hintergrund sind Biebricher Stadtansichten auszumachen.
Der Name Dengel ist auch mit der Geschichte der Biebricher Kinos eng verbunden. „In der Nachbarschaft seines Elternhauses in der Weihergasse richtete Dengel einen Kinosaal ein“, berichtet Museumsmitstreiter Bernhard Gläser. „Monopol“ hieß das Kino und bot 250 Menschen Platz. Das war aber nur eines von weiteren Biebricher Lichtspielhäusern, wie dem Park-Theater am Schlosspark, das 400 Besuchern Platz geboten haben soll oder den Adler-Lichtspielen im Adolfsgässchen, die es bis 1980 gab.
Filminstitutionen aus dem Biebricher Schloss
Die Filminstitutionen aus dem Biebricher Schloss werden ebenfalls vorgestellt. Die früheren wie die „Spio“, die Spitzenorganisation der Deutschen Filmwirtschaft oder das DFF, das Deutsche Filminstitut und Filmmuseum und die aktuellen, die die Ausstellung auch aktiv unterstützt haben. Dazu gehört die FBW, die Deutsche Film- und Medienbewertung, die im Schloss ihre Prädikate für Filme vergibt und die FSK, die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, die die Altersfreigaben für Filme erteilt. „Wir haben hier sogar die allererste Bewertung der FSK überhaupt in unserer Ausstellung“, weist Gläser auf einen Ausdruck aus dem Jahr 1949 hin, der den Film „Intimitäten“ mit Viktor de Kowa und Camilla Horn zum Gegenstand hat. Für den wird darin die Freigabe ab 16 Jahre erteilt, aber eine Vorführung an den stillen Feiertagen ausgeschlossen. Eine Freigabe ab sechs Jahren hat der Film „Guten Tag, Ramón“ von der FSK bekommen. Der Film wurde in Mexiko und in Biebrich gedreht. „Regisseur Jorge Ramirez Suárez wohnt in Taunusstein, wollte aber seinen Film aber unbedingt an einem Fluss drehen“, verrät Julia Frerking vom Museumsteam, „und so wurde Biebrich zur Filmkulisse. „Den Tipp haben wir aus dem Schloss bekommen“, unterstreicht Frerking. Bilder von den Dreharbeiten hat der Regisseur den Biebrichern zur Verfügung gestellt. Er wird bei der Eröffnung persönlich anwesend sein.
Natürlich darf bei der Biebricher Filmgeschichte auch der Name Volker Schlöndorff nicht fehlen. Schlöndorff, der als erfolgreicher Filmregisseur mit dem oscarprämierten Film „Die Blechtrommel“ ebenso in der Chronik der Filmgeschichte steht wie mit weiteren Filmen wie „Eine Liebe von Swann“ oder „Die Geschichte der Dienerin“, ist gebürtiger Biebricher und hat seine ersten fünf Lebensjahre in der Rathausstraße verbracht.
Am Freitag, 31. Januar, wird die Ausstellung über die Biebricher Filmgeschichte offiziell eröffnet. Danach ist sie in der Rudolf-Dyckerhoff-Straße 4 an den Öffnungstagen des Museums dienstags von 10 Uhr bis 12 Uhr, mittwochs von 16 Uhr bis 19 Uhr und donnerstags von 16 Uhr bis 19 Uhr für Besucher geöffnet.