„Schiersteiner Brücke“ will Angebote bekannter machen
Es geht um Nachbarschaftshilfe: Das Netzwerk „Schiersteiner Brücke“, zu dem unter anderem Kitas, ein Buchladen und die Feuerwehr gehören, will seine Angebote stärker vernetzen.
Von Malte Albrecht
Christiane Krüger-Blum moderiert die Auftaktveranstaltung zur „Schiersteiner Brücke“.
(Foto: Tristan Schirling)
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SCHIERSTEIN - Was haben ein Buchladen, die Feuerwehr, und Kindertagesstätten in Schierstein gemeinsam? Ab sofort wird die Antwort heißen: die „Schiersteiner Brücke“. Gemeint ist nicht etwa die seit geraumer Zeit im Bau befindliche Querung des Rheins aus Stahl und Beton. Diese neue „Brücke“ ist gebaut aus Menschen und ihren Organisationen, „Pfeilern der Brücke“, wie Anja Schneider-Siebert von der Kindertagesstätte Sankt Gabriel sie nennt. Christoph Manjura, Sozialdezernent der Stadt Wiesbaden, hat die Schirmherrschaft übernommen.
In einer moderierten Vorstellungsrunde haben sich die Teilnehmer der „Schiersteiner Brücke“ nun der Öffentlichkeit vorgestellt. Im Zentrum stand die Frage: Was brauchen die Menschen in Schierstein? Jörg Mohn, Pfarrer der Christophorusgemeinde, betonte, dass es darum gehe, nahe bei den Menschen zu sein und nicht von oben Bedarfe festzulegen. Wie das gehen könnte, hat eine Umfrage der Nachbarschaftshilfe unter 250 Haushalten gezeigt. Erstes Ergebnis: ein Repair-Café.
Angebote vor Ort bekannter machen
Doch für Sebastian Birck von der Feuerwehr geht es bei der Schiersteiner Brücke um mehr als das Engagement der einzelnen „Brückenpfeiler“. Vernetzung sei das Zauberwort. Ihm geht es darum, die Möglichkeiten und Angebote vor Ort bekannter zu machen. Dieses Stichwort griff Corinna Walke auf. Ein so breites Angebot an Kursen direkt in der Nachbarschaft zu haben, sei ein Luxus, um den noch zu wenige wissen, stellte die Leiterin der Volkshochschule in Schierstein fest.
Walke brachte ihre Idee zur „Schiersteiner Brücke“ auf eine Formel: das eigene Netzwerk in das gemeinsame Netzwerk einbringen. Anja Schneider-Siebert und Monika Grus griffen diesen Gedanken auf und berichteten aus ihrer Arbeit in Kindertagesstätten. Den Eltern sei es wichtig, Informationen über Angebote in Schierstein zu erhalten und Kontakt zu anderen Menschen vor Ort zu knüpfen. Oftmals gebe es auch gerade unter Müttern, die aus dem Ausland zugezogen seien, eine Scheu oder kulturelle Hürden, Kurse an der Volkshochschule zu besuchen. Tagesstätten komme dabei eine besondere Aufgabe zu. „Sie sind ein vertrauter Ort, hier fällt es den Menschen viel leichter, sich zu öffnen“, berichtete Schneider-Siebert.
Andreas Dieterle, Betreiber des Buchladens „Buchecke“, konnte an diese Erfahrung anknüpfen. Auf die provokante Frage, welche Rolle denn ein kommerzieller Buchladen spielen könne, konterte Dieterle: „Es geht um viel mehr; Menschen kommen zusammen, treffen Bekannte, unterhalten sich, ohne ein Buch kaufen zu wollen.“ Das inspirierte die Moderatorin Christiane Krüger-Blum, die erste Idee für den Buchladen zu entwerfen: In wechselnden Themen-Schaufenstern können sich die Netzwerkpartner vorstellen.
Gegen Einsamkeit im Alter
Orte des Austauschs braucht es auch, wenn es nach Bernd Zahn von der Nachbarschaftshilfe geht. Er plädierte dafür, insbesondere das Thema Einsamkeit im Alter gerade bei alleinstehenden Frauen anzugehen. Alternde Gesellschaft, Vereinsamung und die Spaltung zwischen Arm und Reich seien gesellschaftliche Herausforderungen. Für Jörg Mohn sind auch die Netzwerkpartner selbst gefordert umzudenken: „Wir werden vielfältiger, also muss auch das Netzwerk vielfältiger werden“, sagte der Pfarrer.