Tagt bald Alpenverein in der Kirche in Wiesbaden-Rambach?
Zu den Gottesdiensten kommen nur noch wenige Gläubige in die katholische Kirche St. Johannes. Jetzt gibt es Überlegungen, das Gebäude an den Deutschen Alpenverein zu verkaufen.
Von Michaela Luster
Lokalredakteurin Wiesbaden
Auffallend an St. Johannes ist der frei stehende Glockenturm.
(Archivfoto: Beate Rasch)
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RAMBACH - In der katholischen Kirche St. Johannes könnten bald Kletterfreunde ihre Treffen abhalten. Es gibt konkrete Pläne, das Kirchenhaus an den Deutschen Alpenverein (DAV), Sektion Wiesbaden, zu verkaufen. Die Pfarrei St. Birgid lädt deshalb für Sonntag, 8. März, 15 Uhr, zu einer Informationsveranstaltung ein.
Es gebe nur wenige Hundert Katholiken in Rambach und von diesen kommen „noch nicht mal eine Handvoll in die Gottesdienste“, sagt Pfarrer Frank Schindling von der Pfarrei St. Birgid. Außerdem stünden irgendwann Renovierungen an. Das habe eine fachliche Begutachtung im Rahmen der Kirchlichen Immobilien-Strategie (KIS) ergeben. „Wir hatten zuerst die tolle Idee, aus der Kirche die Kita St. Johannes zu machen, aber leider sah die Stadt, die das hätte mitfinanzieren müssen, keinen ausreichenden Bedarf.“ Dann habe sich zufällig der Kontakt zum Alpenverein ergeben.
Der DAV – mit 5000 Mitgliedern mit der größte Verein in Wiesbaden – plant, im Kirchraum Büros, Lagerräume und die Bibliothek unterzubringen. Die Räume im Untergeschoss der Kirche, die vor allem für Jugendangebote genutzt werden, sollen erhalten bleiben. Äußerlich bleibt ohnehin nicht viel Spielraum, denn das Gebäude steht unter Denkmalschutz.
Auffallend an St. Johannes ist der frei stehende Glockenturm. Archivfoto: Beate Rasch
Der Alpenverein will im Innenraum der Kirche nicht viel verändern. Foto: Schindling
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„Ich kann verstehen, dass diese Entwicklung viele Menschen mit Trauer erfüllen wird“, sagt Pfarrer Schindling. „Ich hänge auch sehr an dieser Kirche.“ Doch er freue sich, dass mit dem Alpenverein eine gemeinnützige Organisation gefunden wurde, die viele christliche Werte wie gemeinschaftliches Miteinander und das Fördern der Jugend teile. „Sie nennen es etwa Umweltschutz, wir Bewahrung der Schöpfung.“
Schon vor einigen Jahren schwebte das Damoklesschwert des Verkaufs über der Kirche. Daraufhin hatte sich 2007 der Förderverein St. Johannes gegründet. Die Mitglieder sammeln seitdem jedes Jahr mehrere Tausend Euro für den Unterhalt der Kirche durch Beiträge, Einnahmen von Festen und die Vermietung der Räume in der Unterkirche. Denn das Bistum hatte Sparmaßnahmen ergriffen. „Ich finde es sehr schade, wenn die Kirche nun doch verkauft wird“, sagt die Vorsitzende des Fördervereins St. Johannes, Gundula Freitag-Guse. „Mir wäre es auch lieber gewesen, wenn ein Rambacher Verein zum Zug gekommen wäre.“ Doch welcher Verein hätte sich das leisten können? Nach Informationen dieser Zeitung liegt das Verkehrswertgutachten weit unter den Kosten eines Einfamilienhauses in Rambach.
INFOTREFFEN
Die Pfarrei St. Birgid und der Deutsche Alpenverein, Sektion Wiesbaden, laden am Sonntag, 8. März, um 15 Uhr zu einem Informationstreffen in die Kirche St. Johannes in Rambach, In der Lach, ein. Dort werden die Pläne zur Umnutzung der Kirche vorgestellt.
Die Gottesdienstbeauftragte von St. Johannes, Françoise Born, dagegen hatte gemeinsam mit anderen lange für ein Kolumbarium, also Urnenwände, in der Kirche gekämpft. „Und unten in der Kirche hätte man ein Trauercafé einrichten können“, findet sie. Sie bedauert, dass in Zukunft nur noch ein Kreuz als geistlicher Gedenkort zur Verfügung stehen soll: „Minimum sollte doch eine kleine Kapelle sein.“
Schon für den Bau in den 50er Jahren hatten sich die Rambacher selbst starkgemacht. Weil die Katholiken immer nach Sonnenberg in die Kirche mussten, gründeten sie einen Kapellenbauverein, um den Bau der Filialkirche der Gemeinde Herz Jesu Sonnenberg zu finanzieren.
Entschieden ist noch nichts. Das Bistum hat dem Verkauf noch nicht endgültig zugestimmt. „Auch wir müssen noch unsere Mitgliederversammlung befragen“, sagt Jörg Lantzsch vom Vorstand des Alpenvereins. Er findet das Gebäude interessant, weil es „außergewöhnlich und naturnah“ ist. Bei einer Umwidmung in einen weltlichen Bau ist nach kirchlichem Recht eine Profanierung, eine Entweihung, nötig: Es müssen etwa Reliquien und das Allerheiligste entfernt werden.