Steht als „ziemlich cooler Typ“ auf der KCV-Bühne: Marian Butscher. Foto: hbz/Jörg Henkel
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KOSTHEIM - Schon vor dem eigentlichen Beginn der Damensitzung des Kostheimer Carneval-Vereins im Bürgerhaus herrscht Hochstimmung und viele Frauen tanzen auf den Stühlen. Bei „Steht auf, wenn ihr Mainzer seid“ bleibt eben keine Kostheimerin sitzen.
„Wer den KCV besucht, hat die Freude mitgebucht!“ Das von Herbert Fostel, KCV-Pressesprecher, stammende Motto passt. Das Programm besteht aus einer gelungenen Mischung aus politisch-kritischen Beiträgen, Alltagskomik – beleuchtet in Meenzer Mundart –, Musik und Tanz.
„Was reimt sich auf Größenwahn?“
Der singende Protokollant Ralf Falkenstein teilt großzügig aus: an den Mainzer Fußball („Durch gerupfte Funktionäre, im Stadion gähnende Leere“), an das Dschungelcamp, Erdogan („Was reimt sich auf Größenwahn?“), Horrorclowns, Trump („der am Ende lacht“) und Hillary Clinton („und sie weint und sie weint und sie weint“). Bei einer Damensitzung dürfen echte Power-Frauen nicht fehlen. Beate Dietz erzählt auf ihre bekannt herzliche und authentische Art davon, dass „Älterwerden nichts für Feiglinge“ ist und schäkert mit dem Sitzungspräsidenten Toni Oestereich bei einem kurzen Plausch über die Glocken der Maria Hilf Kirche: „Biste dir sicher, dass es die Glocke von de Kersch warn?“ Er lädt sie ein, am kommenden Sonntag doch vorbeizukommen und selbst nachzuschauen.
AUCH DABEI
In der Bütt: Bernhard Knab als „Der deutsche Michel“, Petra Giesel als „Hiltrud“.
Musik und Tanz: Meisenzahl, die Taunussteiner, die Spaßmacher.
Gaby Elsener, die Apollonia, berichtet von Erlebnissen mit – und der ganze Saal weiß schon Bescheid – Margot. Weil „se so bled is“ und weil sie dreimal über die „rot’ Ambel“ fährt, da sie farbenblind ist. Dies gesteht Margot dann auch ihrem Ehemann. Das ist aber nicht so schlimm, denn der hat auch ein Geständnis zu machen: Er kommt gar nicht aus Mombach, er kommt aus Mombasa.
Harry Borgner, der Mann der 1000 Stimmen, singt von Finthen, von Finthern, von Erfindern die auch „Ehr Finther“ sind und so ist nun auch geklärt, aus welchem Mainzer Stadtteil Johannes Gutenberg stammt. Aus dem Stadtteil mit eigenem „Flugplätzje“, den sich Berlin gern mal ausleihen könne. „Berliner können da landen, sie müssen nur gucken, wie se zuvor hochkomme.“
Ziemlich cooler Kerl und singender Pizzabäcker
Marian Butscher erläutert seine These der Körperausdehnung: Da der Körper zu 80 Prozent aus Wasser besteht und sich dieses bei Kälte ausdehnt, kann die Ausdehnung seines Körpers nur bedeuten, dass der 17-Jährige ein ziemlich cooler Kerl ist.
Als Pizzabäcker Ciro Visone seinen Hit „Ciro, mach Amore mit mir“ anstimmt, tobt der Saal.
Gespickt werden die musikalischen und rednerischen Beiträge von tänzerischen Einlagen zum Beispiel der Minis, der „Mann O Mann“ und der Atzmann Tornados, die in ihren goldenen Hosen keine schlechte Figur abgeben und mit ihrer unheimlichen Körperbeherrschung begeistern.
Ein Abend voll Konfetti, Narrhallamarsch und Helau und auch wenn es kaum zu glauben ist: Die schon am Anfang bemerkte Hochstimmung steigert sich im Laufe der Damensitzung kontinuierlich, im Kostheimer Bürgerhaus herrscht närrischer Ausnahmezustand und eine Polonaise folgt auf die andere.