Erste Gespräche über die Versorgung von rund 12 000 Menschen mit Wasser, Gas und Strom führen die beiden kommunalen Unternehmen. Wer das Geschäft macht, steht noch lange nicht fest.
KASTEL - Strom, Gas, Wasser: Es wird ein großes Geschäft mit dem Verkauf von Versorgungsleistungen in einem zukünftigen Neubaugebiet Ostfeld. Eswe Versorgung und die Mainzer Netze verhandeln bereits darüber, wie der Kuchen verteilt werden soll.
Beide kommunale Unternehmen bestätigten den Kontakt. „Zu offenen Themen werden intensive Gespräche und konstruktive Verhandlungen geführt“, sagte Eswe-Versorgung-Sprecher Frank Rolle. Die Mainzer Stadtwerke und der Netzbetrieb Mainzer Netze stünden im Dialog mit der Stadt Wiesbaden, Eswe Versorgung und der Netztochter SW-Netz, so der Mainzer Stadtwerke-Sprecher Jens Grützner.
Im Hintergrund stehen die Pläne für ein Neubaugebiet am Fort Biehler, in dem bis zu 12 000 Menschen leben sollen. Ein großer Teil des Ostfelds zählt zur Kasteler Gemarkung, vornehmlich der zum Wohnen bestimmte Teil im Westen und Süden des Fort Biehler. Kastel liegt ebenso wie Amöneburg und Kostheim im Geschäfts- und Netzgebiet der Mainzer Stadtwerke. Sie führen als Entschädigung für das Nutzen von öffentlichem Gelände mit ihren Leitungen eine Konzessionsabgabe ab, die jedoch nicht im Wiesbadener Stadthaushalt verbucht wird, sondern an die Nachbarstadt Mainz geht. Nach Schätzungen der Stadtkämmerei handelt es sich um einen Betrag von 1,7 Millionen Euro im Jahr. Der Verbleib des Konzessionsrechts der Mainzer Stadtwerke in Amöneburg, Kastel und Kostheim hat historische Gründe. Nach dem Wechsel der drei Stadtteile 1945 nach Wiesbaden wurden keine Anstrengungen unternommen, etwas am Konzessionsgebiet der Mainzer für Strom, Gas, Wasser und Busverkehr zu ändern.
Konzessionsabgabe fließt nach Mainz
Auch der Anteil der Konzessionsabgabe, die auf die drei Stadtteile entfällt, blieb unbeanstandet. Der frühere Wiesbadener Stadtkämmerer Dietrich Oedekoven forderte häufig, dieses Manko abzustellen. Initiativen wurden jedoch nicht ergriffen. Unter anderem mit dem Hinweis, dass der Millionenbetrag als Ausgleich für das Defizit im öffentlichen Nahverkehr zu verstehen sei. Eine weitere Erklärung lautet, dass alle alten Straßen in den drei Stadtteilen im Wiesbadener Grundbuch als Mainzer Grundeigentum geführt werden. Die Leitungen der Mainzer verlaufen inzwischen jedoch auch in den neuen Straßen.
Das Thema Konzessionsrecht wird auch beim Bau und Betrieb einer City-Bahn in Kastel und auf dem Ostfeld an Bedeutung gewinnen. Mainz und Wiesbaden sind mit der Verkehrsgesellschaft des Rheingau-Taunus-Kreises und dem Rhein-Main-Verkehrsverbund in einer Projektgesellschaft verbandelt. Der Umgang mit der Konzession werde spannend, meint City-Bahn-Projektleiter Uwe Hiltmann. Was Strom, Gas und Wasser betrifft, legen sich die kommunalen Unternehmen beider Städte nicht fest, wer das Geschäft machen soll. Aufgrund der besonderen AKK-Geschichte versorgt die Mainzer Netze GmbH Kastel als Teil des Netzgebiets. Gleichzeitig rede man über das Ostfeld als ein großes neues Gebiet. „Dafür muss eine gute Lösung gefunden werden“, sagte der Mainzer Stadtwerke-Sprecher Grützner. Machbar seien verschiedene Alternativen. Eswe Versorgung beließ es ebenfalls bei allgemeinen Formulierungen. Die Entstehung eines neuen Ortsteils sei für die Stadt eine große Chance. Dabei würden viele Fragen aufgeworfen und verschiedene Erwartungshaltungen zum Ausdruck gebracht, sagte Rolle.