Auftakt der „Sommerkirche“ in Kasteler Erlöserkirche
Über Rituale und den Sinn eines Spiels: Pfarrerin Sabine Kazmeier-Liermann predigte über das Thema „Spielverderber“.
Von Norbert Fluhr
Pfarrerin Sabine Kazmeier-Liermann predigte über das Gleichnis von den spielenden Kindern.
(Foto: hbz/Jörg Henkel)
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KASTEL - Das Format „Sommerkirche“ hat die evangelische Erlösergemeinde am Sonntag mit dem Thema „Spielverderber“ eröffnet. 34 markierte Sitzplätze und weitere 13 auf der Empore hatte der Kirchenvorstand für die Gottesdienstbesucher vorgehalten. Eine telefonische Anmeldung im Pfarrbüro war nicht erforderlich, wohl aber eine Registrierung am Eingang. Aufgrund der Hygienevorschriften durfte das Gotteshaus nach der Händedesinfektion nur mit einer Mund-Nasen-Maske betreten werden, die während des Gottesdienstes abgelegt werden durfte. Das Mitsingen der von Gudrun Hempfling am Klavier intonierten Kirchenlieder war ebenso wenig gestattet wie bei den musikalischen Darbietungen des vierköpfigen Blechbläser-Ensembles „Heiligs Blech“, wohl aber das Mitsummen.
Das Gleichnis von den spielenden Kindern
Pfarrerin Sabine Kazmeier-Liermann nahm sich in ihrer Predigt einer eher unbekannten Passage aus dem breit gefächerten Fundus der 40 Gleichnisse Jesu an, die einen Schlüssel zum Verständnis der Welt in der Moderne aufzeigen sollte – das Gleichnis von den „spielenden Kindern“, das sowohl der Evangelist Matthäus als auch Johannes der Täufer dokumentiert hat: Jesus führt den Gläubigen auf einen Marktplatz, auf dem die Kinder sich getroffen haben. Die Freude der Kinder hält sich in Grenzen, zu unterschiedlich ist die Erwartungshaltung. In der ersten Szene scheinen die Buben und Mädchen glücklich, wenn sie die Hochzeitsgesellschaft zum Tanzen einladen. Für die Jungs ist es eine langweilige Angelegenheit, eher etwas für Mädchen. Aber auch der nächste Vorschlag führt nur zu Streitigkeiten. Die Kinder inszenieren eine Beerdigungsgesellschaft, bei der die Mädels ihre Klagelieder singen sollen.
In der heutigen Zeit erscheint das Verhalten der Kinder verständlich, machte die Seelsorgerin deutlich. Da werde nur gemeckert und gemotzt, die Gemeinschaft der Begegnung zerbreche. Kinder hätten keine Möglichkeit, Rituale einzuüben. Dabei wäre es so wichtig, den Versuch zu machen, den Sinn eines Spiels zu verstehen, erläuterte die Pfarrerin. Wenn die Eltern das nicht vorlebten, erscheine dieser Prozess äußerst schwierig.
Kazmeier-Liermann erinnert in diesem Zusammenhang an die Kita-Kinder der evangelischen Pfarrgemeinde. Während der Hoch-Zeit der Pandemie ruhte der Kita-Betrieb. Im häuslichen Bereich habe diese Zwangspause aber dazu geführt, dass die Kinder mit den Auswirkungen des Homeoffice-Status zunehmend konfrontiert wurden. Nachdem die Kita wieder eröffnet wurde, nahm die Seelsorgerin wahr, dass einige Zöglinge diese ungewöhnliche häusliche Entwicklung spielerisch nachvollzogen haben. „Da haben sich einige Kinder in einem Raum der Kita ein kleines Büro eingerichtet.“
Wichtig sei, dass man sich im Leben auch auf Unwägbarkeiten einlassen könne. Ungewohnte Situationen seien für Kinder schwer verständlich. Der Evangelist habe auf das „Spiel des Lebens“ hingewiesen, dazu gehört die aktive Bereitschaft, miteinander zu wirken und gemeinsam etwas zu gestalten. Auch die Resilienzforschung sehe da einen Lösungsansatz für den Erwachsenen, um mit Schicksalsschlägen umgehen zu können. Gerade in der Phase der Corona-Pandemie sei es erstaunlich, dass ältere Menschen aufgrund ihrer Lebenserfahrung weniger Angst verspürten.
Entscheiden, ob man sich auf eine Begegnung einlässt
Ganz unterschiedlich schilderte die Theologin auch die Außenwirkung von Jesu, der sich von Johannes taufen ließ. Der Menschensohn habe gerne mitgefeiert, habe auch nicht den Kontakt zu den verhassten Zöllnern gemieden. Johannes der Täufer galt dagegen als strenger Asket und Fanatiker. Beide biblische Gestalten seien für Christen bedeutsam. Gleichwohl gelte, dass wir Menschen eine Entscheidung treffen müssen, ob wir uns auf eine Begegnung einlassen. Nur zu gerne neige der Mensch aber dazu, seine Entscheidungsfindung mit Ausreden zu vertagen.