„Insel der Glückseligen“ – Bei der Funzelsitzung des Volkschors Dotzheim hat das Publikum stets ein offenes Ohr für Büttenredner
Von Anja Baumgart-Pietsch
Auf Wellnesskur begeben sich die „Staakopplerche“ des Volkschors. Foto: Volker Watschounek
( Foto: Volker Watschounek)
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DOTZHEIM - Wurde nicht erst kürzlich in dieser Zeitung beklagt, Redner hätten auf Fastnachtssitzungen kaum eine Chance mehr, da man ihnen nicht zuhört – erst recht, wenn es dabei auch noch politisch wird – und nur noch Stimmungsmusik und Partyatmosphäre bei Sitzungen angesagt sind? In dieser Hinsicht muss Dotzheim wohl die „Insel der Glückseligen“ sein, denn bei der „Funzelsitzung“ der Volkschor-Narrenzunft gab es ganze sieben Vorträge, auch noch zu später Stunde, denen allesamt aufmerksam gelauscht wurde.
Der Volkschor hat mit Werner Wölfert einen über 40 Jahre aktiven „Zeremonienmeister“, der zu Beginn das Auditorium auf Gott Jokus vereidigte und zum Schluss die Dotzheimer Fassenachts-Hymne „Ja, die Englein im Himmel, sie lachen“ mit den Zuschauern sang.
Große Bühne und moderne Licht- und Tontechnik
Die „Funzelsitzung“ fand nun erstmals im neuen Haus der Vereine statt: Platz, gute Luft und eine Bühne, auf der die Aktiven nicht fürchten müssen, irgendetwas umzuwerfen oder bei Hebefiguren an die Decke zu stoßen, wie in den letzten Jahren im Speisesaal des Moritz-Lang-Hauses. Auch dieser Ort hatte was, und für die Gastfreundschaft des Altenheims zeigte man sich stets sehr dankbar. Aber jetzt haben die „Funzelaner“ endlich einen richtigen Saal zur Verfügung mit Licht- und Tontechnik auf neuestem Stand, das Publikum sitzt auf bequemen Stühlen und hat gute Sicht: Beste Bedingungen also, auch wenn das vielleicht ein bisschen auf Kosten der Gemütlichkeit ging. Aber aufmerksam war das Publikum auf jeden Fall, denn hier ging es immer um Dotzheim und die Dotzheimer – und natürlich auch ein bisschen um die Frauensteiner.
AUCH DABEI
In der Bütt: Maud Wolter und Clementina Plota mit einem Mutter-Kind-Zwiegespräch.
Tanz und Gesang: Rudi Fuhrmann mit Dotzheimer Liedern, Gerd Petzold mit „drei Griffen auf der Gitarre“ und „Zwaa und Aans“, Ute Etz, Stefan Kratz und Matthias Budau, als deutsche Kuhherde zu Gast bei Donald Trump.
Das Komitee unter Sitzungspräsident Jürgen Stumm war auf fünf rotierende Mitglieder angewachsen, die Kapelle auf vier – alles ein bisschen großzügiger. Und auf der Bühne standen zunächst die flotten Herren der „Atzmann Tornados“ mit Moritz-Lang-Heimleiter Uwe Ortseifen und einer tollen Spanienshow mit Flugeinlagen. Tanz kam noch aus der Waldstraße und vom örtlichen Turnverein mit Charleston- und Dirty-Dancing-Nummern. Die Lokalmatadore Tanja Seel, Silke Moyer und Heike Rohovsky begeisterten wie in jedem Jahr mit Zwiegespräch und „Dooleys“-Playbackshow, ebenso die „Staakopplerche“ auf Wellnessurlaub. In der – ebenfalls neuen – Bütt standen Protokoller Wilfried Schaab, „Hausmeister“ Klaus Kunkler, Jürgen Stumm mit einem seiner echt dadaistischen Sprach-Vorträge über den „Stoppe“, der köstliche Dirk Petzold als „Nachverdichter“ vom Vermessungsamt, der damit auf den Schelmengraben anspielte, sowie das ewige Pokerface Detlev Sissol, der dieses Mal seine Nachbarn beim „Hausfest“ aufs Korn nahm. Eine turnerische Leistung besonderer Art boten die drei „Zippelklatscher“ Stefan Kratz, Klaus Zamrazil und Rainer Heß mit einer nicht ganz jugendfreien Piano-Einlage.