Robert Nemeth vor dem Hochzeitspavillon in Delkenheim. Seine Traureden machen de Tag erst perfekt, sagen die Paare. Foto: Inken Paletta
( Foto: Inken Paletta)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
DELKENHEIM - Robert Nemeth hat als Standesbeamter seine Berufung und seinen Traumjob gefunden. Als stellevertretender Leiter der Ortsverwaltungsstelle Delkenheim ist er nicht nur bei den Delkenheimern, sondern auch bei seinen Auszubildenden beliebt.
Von Inken Paletta
„Mein Vater hat bei Opel gearbeitet und sah einen Job in der Verwaltung für mich als bessere Alternative“, erzählt Robert Nemeth, der stellvertretende Ortsverwaltungsstellenleiter und Standesbeamte in Delkenheim. Seine Mutter motivierte ihn schließlich dazu, den Aufnahmetest bei der Stadt Wiesbaden zu machen. Im Anschluss an seine Ausbildung fing er 1974 im örtlichen Ausgleichsamt an. Schon damals habe er gerne in anderen Abteilungen ausgeholfen, zum Beispiel im Versicherungsamt. Noch heute übernimmt er oft die Vertretung in den umliegenden Ortsverwaltungen. „Ich mache das für die Bürger, damit sie einen Ansprechpartner haben und nicht vor verschossener Tür stehen“, sagt Nemeth, der 1985 in den mittleren Dienst aufstieg.
Monika Dunkelmann, seine damalige Chefin vom Ausgleichsamt, schlug ihm 1999 vor, sich für den gehobenen Dienst zu bewerben. Sie hat es ihm nicht übel genommen, dass er im Jahr 2000 auf Anfrage des damaligen Ortsverwaltungsstellenleiters von Nordenstadt und Delkenheim, Jochen Carl, in die Ortsverwaltung nach Delkenheim wechselte.
Schreibtisch, wo einst die Schulbank stand
„Als gebürtiger Delkenheimer ist das für mich bis heute der Traumjob“, schwärmt Nemeth. Sein Schreibtisch steht fast an der gleichen Stelle, wo er die Schulbank drückte, denn im Gebäude war früher die Dorfgrundschule untergebracht. „Da habe ich Lesen und Schreiben gelernt“, sagt Nemeth lachend. Für ihn ist seine Tätigkeit als Standesbeamter nicht nur ein Job, sondern Berufung. Das beweisen auch die vielen Fotos und Danksagungen von Brautpaaren an der Wand. Seine Traureden richtet Nemeth stets auf das Brautpaar aus und spricht deshalb im Vorfeld gerne persönlich mit ihnen. „Bei mir gibt es keine Nullachtfünfzehn-Traureden mit steifen Floskeln über ehelichen Pflichten“, sagt Nemeth. Außerdem stehe er den Paaren bei Fragen zur Eheschließung jederzeit zur Verfügung. Bei gutem Wetter kann sogar im Innenhof des Delkenheimer Rathauses geheiratet werden, wo ein weißer Pavillon steht. „Eine Hochzeit, egal ob standesamtlich oder kirchlich, ist ein besonderer Tag im Leben eines Brautpaares. Das Schönste für mich ist es, wenn ich von den Paaren im Anschluss höre, dass meine Traurede den Tag perfekt gemacht hat“, erzählt Nemeth.
Viele Bürger kommen auch mit anderen Anliegen zu ihm, seine Hilfsbereitschaft hat sich im Ort herumgesprochen. „Natürlich kann ich nicht immer helfen, aber ich tue mein Bestes und freue mich, wenn die Menschen die Ortsverwaltung mit einem Lächeln verlassen.“ Und das zeigt, Nemeth ist kein staubtrockner Beamter. Das bestätigt auch sein Chef, Stefan Kern, der Leiter der Ortsverwaltungsstellen in Nordenstadt und Delkenheim: „Nemeth ist ein wirklich origineller Bursche. Er hat immer einen Spaß auf Lager und ist nicht nur bei den Delkenheimer Bürgern, sondern auch bei seinen Auszubildenden beliebt.“ Er nehme sich gerne viel Zeit für die Anliegen der Bürger, sagt Kern, das sei in der heutigen Zeit schon etwas Besonderes.
Nemeth ist auch sehr aktiv im Vereinsring. Jahrelang hat er das Unterhaltungsprogramm des jährlichen Rathausplatzfestes mitgestaltet, zum Beispiel das Show-Programm „DSST – Delkenheim sucht das Superstar Talent“. „Das war immer eine Mordsgaudi“ erinnert sich Nemeth, der stets in die Rolle des Dieter Bohlen schlüpfte und gemeinsam mit Axel Walter und Gerald Kuntscher in der Jury saß. „Doch als ich von einem der Dorfkinder auf dem Weihnachtsmarkt mit Dieter Bohlen verwechselt wurde“, erzählt Nemeth, der jedes Jahr zusammen mit Ralf Bücher als Knecht Ruprecht den Kindern als Weihnachtsmann auf dem Delkenheimer Weihnachtsmarkt Süßigkeiten, Mandarinen und Nüsse verteilt, „da war es an der Zeit, sich etwas anderes für das Rathausplatzfest auszudenken.“
Seine Freizeit verbringt Nemeth gerne auf dem Kunstrasenplatz des Fußballvereins 1949 Delkenheim, bei dem er selbst 36 Jahre im Vorstand tätig war, davon zwölf Jahre als Vorsitzender. Vor zwei Jahren ist er aus Altersgründen aus seinem Amt ausgeschieden, aber derzeit immer noch als Beisitzer aktiv. Lange Jahre war er auch Mitglied der vereinseigenen Tanzgruppe. „Wir haben damals für die jährliche Weihnachtsfeier immer ein unterhaltsames Show-Programm einstudiert, mit Kabarett und lustigen Einlagen wie bei Rudi Carrell und Wetten, Dass..?
Das Ländchen und „die vielen tollen Leute“
Und auch wenn es den gebürtigen Delkenheimer im gemeinsamen Urlaub mit seiner Frau schon einmal in die weite Welt hinauszieht, beispielsweise zu einer Rundreise durch Irland oder einer Campingreise in die Normandie, so freut sich Nemeth am Ende immer darauf, zurück in seinen Heimatort zu kommen. „Natürlich habe ich darüber nachgedacht, wie es gewesen wäre, woanders hinzugehen, zum Beispiel in ein kleines Örtchen in Bayern, um dort in der Ortsverwaltung tätig zu sein. Aber dann denke ich an Delkenheim, das Ländchen, den Weinstand und all die vielen tollen Leute hier und ich weiß, dass ich alles richtig gemacht habe“, schwärmt Nemeth. „Woanders zu leben kann ich mir einfach nicht vorstellen.“