Die Bürgerinitiative „Keine Hochspannungsfreileitung durch unser Ländchen“ überzieht den Ortsbeirat mit Vorwürfen wegen der Stromtrasse durch den Wiesbadener Osten.
BRECKENHEIM - Man sei dann doch überrascht gewesen von der Schärfe und Wucht des Angriffs auf das Gremium und die Person des Ortsvorstehers, hieß es in der mündlichen Stellungnahme des Breckenheimer Ortsbeirats während der jüngsten Sitzung. Grund waren versammelte Vertreter der Bürgerinitiative „Keine Hochspannungsfreileitung durch unser Ländchen“, die die Bürgerfragestunde nutzten, um ihre Anliegen vorzutragen. Konkret ging es um den Streit zwischen dem Energieunternehmen Syna und immer mehr Wiesbadener Bürgern, die sich gegen den geplanten Bau von hohen Strommasten durch bestimmte Biotope und geschützte Gebiete im Osten der Landeshauptstadt aussprechen. Gemeinsam mit der Stadt und der Eswe plant das Energieunternehmen ein neues Stromnetz, das in den nächsten Jahrzehnten den künftigen Energiehunger der Stadt stillen soll. Die Trasse soll am Taunusaufstieg von Bierstadt über Igstadt nach Medenbach verlaufen. Die Bürgerinitiative fordert statt den Freimasten erdgebundene Stromkabel, die die geschützte Landschaft weniger verschandeln und die Gesundheit der Bürger mehr schützen würden. Rund 1000 Unterschriften seien schon gesammelt worden, darunter auch viele Unterschriften von Breckenheimer Bürgern.
Aktivisten sehen sich schlecht informiert
Von Unverständnis gegenüber der Politik, Kommunikationsdefiziten und fehlender, beziehungsweise falscher Aufklärung sprachen die Aktivisten während der Bürgerfragestunde: „Es ist ein Unding der Syna, die Wiesbadener Vororte gegeneinander auszuspielen und an den Bürgern und Landwirten zugunsten des eigenen Profitdenkens vorbei zu entscheiden“, sagte eine Sprecherin der Bürgerinitiative. Hinzu komme die Angst vor gesundheitlichen Folgen durch Elektrosmog. „Wir wollen nichts essen, was unter Strommasten gewachsen ist“, lautet eine Forderung der versammelten Bürgerschaft. Viele, die sich damit tiefer auseinandersetzen, seien dagegen und die Stadt habe das Projekt schlichtweg unterschätzt. In der Verantwortung sehe man jetzt vor allem die Ortsbeiräte, aber auch den Oberbürgermeister.
Trasse ist im Mai erneut Thema
Beim Breckenheimer Ortsbeirat stieß die artikulierte Wut nur teilweise auf Verständnis. „Natürlich nehmen wir die Anliegen aller Bürger ernst“, sagte der Ortsvorsteher Manuel Köhler (CDU). Trotzdem erinnerte der Ortsbeirat daran, dass das Thema während einer früheren Sitzung im Mai letzten Jahres schon auf der Tagesordnung stand. Damals präsentierten zwei geladene Vertreter der Syna die Nachteile erdgebundener Kabel im Vergleich zu Hochleitungsmasten und machten sich für das Projekt stark. Dass sich der Wind so gedreht hätte und sogar einige Eigentümer und Grundstückspächter im Nachhinein von dem Energieunternehmen über den Bau der Masten nicht informiert worden seien, sei für die Mitglieder des Ortsbeirats überraschend gekommen. „Dem wollen wir natürlich nachgehen“, sagte Köhler. Das Thema sei für die nächste Sitzung des Ortsbeirates Anfang Mai eingeplant. In diesem Rahmen wolle man auch Stellung zu dem Konflikt nehmen.