Der Alltag ist digitalisiert, doch in Wiesbadens Stadtteilen wird Weihnachtspost gern handgeschrieben und kreativ verziert verschickt

In der Buchhandlung von Vera Anna gibt es fertige Weihnachtskarten, aber auch etliches Zubehör, um selbst welche zu gestalten. Foto: Anna
BIERSTADT - Für viele Unternehmen ist die Weihnachtspost eher eine alljährliche Pflichtübung, doch privat haben viele Menschen Freude daran, Adventsgrüße per Hand zu schreiben oder kreativ zu gestalten.
Von Julia Anderton
In Deutschland wurden im vergangenen Jahr etwa 771 Milliarden E-Mails verschickt. Für das laufende Jahr 2018 prognostizieren Experten, dass sich die Zahl zum Jahresende auf rund 917 Milliarden belaufen wird – Spam-Mails ausgenommen. Sicherlich wird diese Zahl seit einigen Tagen zusätzlich von E-Mails mit Weihnachtsmotiven im Anhang aufgehübscht, dazu kommen unzählige WhatsApp-Nachrichten und Weihnachtsgrüße über Instagram und in den sozialen Medien. Doch so groß der virtuelle Einfluss auf den Alltag in Beruf und Privatleben auch ist: Die gute alte Weihnachtspost hat trotzdem noch immer ihre überzeugten Anhänger.
Schließlich bietet gerade der besinnliche Advent eine gute Möglichkeit, sich bewusst Zeit für persönliche Botschaften an Freunde, Verwandte, Kollegen und Bekannte zu nehmen, statt einen schnellen Gruß zu tippen. Und dass die Weihnachtspost nicht nur inhaltlich, sondern auch optisch kreativ daherkommen darf, kann Vera Anna von „Buch VorOrt“ bestätigen, denn die Bierstadter Buchhandlung hat nicht nur weihnachtliche Brief- und Postkarten unterschiedlichster Art im Programm, sondern außerdem Sticker, Glitzerstifte, Streudekoration und Motivstecher. Besonders gefragt waren in den vergangenen Tagen zudem kleine Adventskalender zum Verschicken. „Insgesamt wird zu Weihnachten mehr geschrieben, da es persönlicher und mit mehr Engagement verbunden ist als elektronische Alternativen. Vielfach läuft auch beides parallel“, weiß Vera Anna. Sie hält es selbst genauso und sendet zwar auch digitale Grüße, schreibt aber noch lieber Briefe und Karten mit persönlichem Text per Hand und ab Anfang Dezember auch gerne Adventskalenderkarten. „Gerne mag ich schlichte Motive oder wunderschön handgemachte Karten. In den letzten Jahren habe ich auch immer wieder selbstgemachte Fotos verschickt“, berichtet sie.
Fotos verschickt Familie Mellmann aus Biebrich zwar nicht, aber individuell fallen ihre Weihnachtsgrüße dennoch aus: Sie haben bunte Faltkarten gekauft, die sie von Tochter Alina mit Buntstiften und Aufklebern bemalen lassen.
Werke mit hohem Erinnerungswert
Alina ist fünf Jahre alt und mit viel Einsatz bei der Sache. Auf ihren Werken sind Tannenbaum, Engel und Nikolaus zu erkennen. „Das kommt vor allem bei den Omas an, die leider weit weg in Bremen und in Russland wohnen und sich die Karten aufheben“, weiß Alinas Mutter Jana. Deshalb haben sie vor drei Jahren mit dieser Form der Weihnachtspost für die Familie begonnen. Aus den bunten Krakeleien sind im Laufe der Zeit kleine Kunstwerke aus Kinderhand mit hohem Erinnerungswert entstanden.