Chorleiter Roman Twardy stimmt die Jungs auf die Probe ein. Foto: Barbara Yurtöven
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BIEBRICH - Kurz vor 16 Uhr donnerstags im Dietrich-Bonhoeffer-Haus. Wo eben noch Ruhe herrschte, wird es nun zunehmend trubeliger. Jungen verschiedener Altersstufen kommen herein, grüßen sich lässig, kurbeln eine Runde an den Tischkickern, schubsen ihre Taschen in die Ecke, erzählen sich die jüngsten Neuigkeiten. Wer sich einen Knabenchor mit weißen Hemden und Seitenscheitel vorstellt, käme hier nicht auf die Idee, dass es sich hier um die Sänger des Wiesbadener Knabenchores handelt.
„Das sind alles ganz normale Jungs“, lacht Chorleiter Roman Twardy und macht sich fertig, um mit den Sopranstimmen der ganz normalen Jungs an diesem Donnerstag im Bachsaal die Probe zu beginnen. Aber auch im Mozartsaal und im Brahmszimmer wird musikalisch gearbeitet. „So, meine Herren, lasst uns ein bisschen singen“, begrüßt Twardy seine Sänger und dann geht es auch schon los mit dem Aufwärmen, das nahtlos in die ersten Probenlieder übergeht. Unüberhörbar geht es auf Weihnachten zu und damit auf die beiden Adventskonzerte (siehe Kasten). Glockenhell klingen die Stimmen durch den Saal. „Schade ist, dass viele gar nicht wissen, in welcher Qualität unserer Jungs singen“ bedauert Twardy. Zehn Knabenchöre sieht er in Deutschland vor seinen Jungs. „Gäbe es bei uns Spielklassen, so wären wir sicher in der 2. Bundesliga“, ist er überzeugt.
Fast 60 Jahre alt ist der Chor, der als Verein von einem ehrenamtlichen Vorstand geführt wird. Ein Einstieg ist jederzeit möglich. Ohne Vorsingen geht es nicht. Aber das ist keine Hürde, ob man mitmachen darf, sondern dient der Zuteilung zu einer der drei Formationen. „Wer zu uns kommt, sollte Leidenschaft für die Musik mitbringen, aber wir sehen uns als Ausbildungsbetrieb und deshalb die Entwicklung der Stimme als Aufgabe“, betont der Chorleiter. Jungen ab sechs Jahren können im Knabenchor beginnen. Es wird im Vorchor begonnen, später wechselt man in den Konzertchor.
Chorleiter Roman Twardy stimmt die Jungs auf die Probe ein. Foto: Barbara Yurtöven Foto: Barbara Yurtöven
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Donnerstags und freitags wird geprobt
Seit diesem Jahr gibt es noch einen weiteren Chor. „Wir sahen, dass der Wechsel von einfachen Liedern hin zu Oratorien doch recht groß ist und haben deshalb noch einen Chor dazwischen installiert“, erläutert Twardy. Geleitet wird der Chor von Johannes Püschel. Dieser Chor steht über Arbeitsgemeinschaften auch den Schülern der Oranien-, Leibniz- und Ditheyschule offen. „Aber gerne nehmen wir auch weitere Schulen mit auf.“ Donnerstags und freitags wird geprobt. Dazu arbeiten drei Stimmbildner mit den Jungen.
Neben der Freude an der Musik, die wie von Zauberhand manchen Schulfrust verschwinden lässt, ist es die Gemeinschaft, die anzieht. „Es tut den Jungs einfach gut ab und zu unter sich zu sein“, weiß Twardy, der selbst Lehrer an der Oranienschule ist. Probenwochen und gemeinsame Aktivitäten gehören fest dazu und auch Konzertreisen. Spanien, Bulgarien, Schweden und andere Länder mehr haben sie schon bereist. Ein enger Kontakt besteht zu einem Chor in Litauen, mit dem regelmäßig Besuche und Gegenbesuche durchgeführt werden.