Die Familie Schwaderlapp aus Biebrich hat ein Corona-Gesellschaftsbrettspiel entwickelt, das mit Humor die Begleiterscheinungen der Gesundheitskrise aufgreift.
Von Claudia Kroll-Kubin
Für die ganze Familie Schwaderlapp, Stella, Sarah, Lara, Benedikt, Paulette und Rebecca (von links), war das gemeinsame Erfinden des Spiels „Corona, mit Eifer ins Geschäft“ wie eine „geschenkte Zeit“.
(Foto: Jörg Halisch)
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BIEBRICH - Das persönliche Empfinden des Lockdowns mit all seinen Konsequenzen im Alltag und wie man das verarbeiten kann, damit haben sich in der Corona-Zeit schon viele Künstler auseinandergesetzt. Aber auch junge Menschen und Familien, deren Welt sich in den vergangenen Monaten mit der Pandemie unerwartet vollständig verändert hat, suchen Wege, um all das für sich irgendwie zu ordnen. Einen Weg zu finden, um den Fokus in der Krise auf die Zuversicht und das Miteinander zu lenken und dabei selbst auch den Humor nicht ganz zu vergessen, der ein wertvolles Ventil sein kann.
So dachte auch die Familie Schwaderlapp aus Biebrich. Die vier Töchter, die Zwillinge Stella und Sarah (19 Jahre), Rebecca (16 Jahre) und Lara Marie (13 Jahre), mit Vater Benedikt Schwaderlapp und Mutter Paulette haben aus diesem Erleben heraus ein Corona-Gesellschaftsbrettspiel entwickelt. Es nimmt die Lockdown-Situation rund um das Virus und den Einkaufswahn auf und transportiert sie auf dem Brett mit viel Kreativität nebst einer guten Portion Augenzwinkern, was die Situation im geselligen Miteinander beim Spiel entkrampft.
„Die Lockdown-Situation mit ein bisschen Humor aufzugreifen, hat uns geholfen, nach vorne zu schauen“, erklärt Sarah und schildert den Entstehungsprozess des Spiels, der sich in der Familie über die Auseinandersetzung mit den Umständen und vielen verworfenen privaten Plänen, der Reflexion von Bildern in den Medien und Erlebnissen beim Einkaufen für Nachbarn, die zur Risikogruppe zählen, entwickelt hat. So ist die Grundidee des Spiels entstanden. Mit Brainstorming, Brett, Karten und viel Ausprobieren nahm es Gestalt an.
Nudeln und Toilettenpapier
Sarah behielt den Überblick und sortierte alle Ideen und Vorschläge. Im August war die Standardvariante fertig, und schnell zeigte sich, dass das Spiel auch bei Freunden ankommt und sich mehr daraus entwickeln lässt. Mit der Illustration des Grafikers Mustafa Kücük von Gruenewaldt erhielt es seinen Anstrich, und auch ein Name fürs Spiel wurde gefunden.
Bei „Corona, mit Eifer ins Geschäft“ geht es darum, so schnell wie möglich überlebenswichtige Einkäufe für ältere Nachbarn zu tätigen, ohne zu hamstern – von Nudeln, Toilettenpapier, Desinfektionsmittel bis Süßigkeiten. Das Coronavirus zieht parallel seine Bahnen, macht das Einkaufen in den sieben Läden nicht so einfach, und man kann sich schneller infizieren, als man „Quarantäne“ sagen kann. Es gibt spannende Aktionskarten, die viel auf den Kopf stellen, wie auch den Genuss eines Balkonkonzerts nebst weiteren Spielvarianten.
Das Spiel ist für vier Personen von sieben Jahren bis 99 plus gedacht und wird von den Schwaderlapp-Töchtern von November an im Selbstverlag herausgebracht. Vorbestellungen über den Onlineshop auf der Homepage www.corona-brettspiel.de sind schon jetzt möglich. Vom Gewinn möchte die Familie zehn Prozent in drei gemeinnützige Projekte einbringen: in das Namibia-Projekt der Kirchengemeinde St. Birgid, die NGO in Uganda „Kindern eine Chance“ und den gemeinnützigen Verein „Lobby – Wohnhilfe Wiesbaden“.
Auch Ideen für neue Varianten des Spiels liegen in der Schublade. „Es ist aber in der jetzigen Form schon total spannend und dynamisch zugleich, man ist sich nie sicher, wer gewinnt“, wirbt Benedikt Schwaderlapp und betont: „Gemeinsam in der Familie solch ein Spiel zu entwickeln, war für uns alle eine geschenkte Zeit, die wir nun weitergeben möchten. Getreu dem Motto: ,Mensch ärgere dich nicht’, es geht schon irgendwie weiter. Die Zuversicht behält man beim Spiel, egal, welche Karte man hat, die Karten werden immer wieder neu gemischt.“ Tochter Sarah unterstreicht: „Es ist eine Krisenzeit, aber es gibt das Miteinander, die Solidarität mit den Nachbarn. Das Spiel hilft dabei, Resignation verschwinden zu lassen und leichtfüßiger durch die Krise zu gehen.“