Die Auringerin Angelika Beltz hat einen Krimi geschrieben, der im Wiesbaden des Jahres 1485 spielt. Zwei Morde geschehen. Wer ist dafür verantwortlich?
Von Anja Baumgart-Pietsch
Die Autorin Angelika Beltz mit ihrem historischen Krimi „Mord im Kirschgarten“.
(Foto: René Vigneron)
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AURINGEN - Angelika Beltz liest gerne, schreibt gerne, hat ein großes Interesse an historischen Begebenheiten – und Zeit. Ideale Voraussetzungen also, um ein Buch zu schreiben. Das hat die 71-jährige Auringerin nun getan. Herausgekommen ist „Mord im Kirschgarten“ – ein Krimi, der im Wiesbaden des Jahres 1485 spielt. Sie habe zufällig das Buch „Wiesbaden im Mittelalter“ des ehemaligen Direktors des Hessischen Hauptstaatsarchivs, Otto Renkhoff, in die Hände bekommen, schildert Beltz. „Das fand ich so spannend und interessant, dass ich mir dazu eine Krimihandlung ausdenken wollte.“
Belegt ist ein Besuch von Kaiser Friedrich III. von Habsburg in Wiesbaden. Das sollte die Rahmenhandlung werden, beschloss die Autorin. Der Kaiser bringt natürlich ein riesiges Gefolge mit, darunter zwei „Schildknappen“ namens Botho und Golfo – letzterer ein echter „Schönling“, der keine Gelegenheit auslässt, junge Mädchen in den Städten, die der Kaiser besucht, zu verführen. So fällt Golfos Blick auch auf die schöne Wiesbadener Bäckerstochter Kunigunde, die dem Kaiser ein besonderes Brot, das „Schönbrot“ bringt. Es kommt, wie es kommen muss, die Bäckerstochter ist einem Techtelmechtel auch nicht abgeneigt, aber dann geschehen zwei Morde: Golfos Kopf wird auf einem Spieß mitten auf dem Wiesbadener Marktplatz gefunden, die restlichen Körperteile nach einigem Suchen in der ganzen Stadt verteilt. Und auch die schöne Kunigunde liegt tot „im Kirschgarten beim Stümpert, dort wo die kleine Brücke über den Dendelbach führt“.
Wiesbaden ist im Aufruhr. Ermitteln müsste eigentlich der Schultheiß Ulrich von Bernbach – eine ebenfalls historisch belegte Figur – aber der ist nicht der Hellste und Schnellste, daher ergreift sein Adlatus Henslein die Initiative. Der wird allgemein unterschätzt, weil er humpelt und schielt. Auch sein Hund Maxi hat nur drei Beine – beide sind gezeichnet von einem Unfall mit einem Heuwagen „in der Nauroder Gemarkung“. Aber dieses Duo schafft es dann mit List und Tücke, die Mordfälle aufzuklären.
Bis es so weit ist, erfährt man jede Menge über den Wiesbadener Alltag im Mittelalter dank der aufmerksamen Lektüre des Renkhoff-Buchs durch Angelika Beltz. Sie hat sogar noch ein kleines Glossar angehängt, aus dem hervorgeht, was die Wiesbadener seinerzeit zu speisen pflegten, welche Kirchen es gab, welche Gewerbe, Badehäuser und Hospitäler. Und so wirkt die Geschichte des kaiserlichen Besuchs recht authentisch, auch wenn Beltz manchmal schon mit einem Augenzwinkern Themen der Gegenwart einbaut: So schreiben die „Besorgten Wiesbadener“ eine Petition an die „Obrigkeit“, und man macht sich Sorgen, dass „Fremde“ „unsere Wiesbadener Mädchen“ schänden. Doch das Ganze geht selbstverständlich ganz anders aus als gedacht. Strafen gibt es zu dieser Zeit per Auspeitschung des „Züchtigers aus Mainz“ oder sogar am Galgen – im Mittelalter herrschten raue Sitten. Das humpelnde Henslein hat den Fall aufgeklärt und sogar selbst eine neue Liebe gefunden. Einen sympathischen Charakter hat die Autorin da erschaffen. „Ich überlege auch, ob es mit ihm oder seinem Sohn eine Fortsetzung gibt“, schmunzelt Beltz, die am Schreiben historischer Romane Gefallen gefunden hat und in Renkhoffs Buch auch noch jede Menge weiterer Inspiration findet.
Schon in diesem Buch weitet sie die Handlung auf die heutigen Vororte Kloppenheim, Auringen, Naurod aus, deren Einwohner mannigfaltige Verbindungen untereinander haben. Da gibt es sicher noch Potenzial für weitere liebevoll und detailreich konzipierte Krimis.