Wohnraum oder Gewerbe: Einblick in Wiesbadens Flächenpolitik

aus Ostfeld

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Sowohl in Wiesbaden als auch in Mainz muss man bei seiner Flächenpolitik abwägen.       Foto: Sascha Kopp
© Sascha Kopp

Wohnraum, Gewerbe- oder Grünflächen: Ausgewogene Flächenpolitik ist wichtig für eine Stadt. Ein Kongress gewährt Einblicke, auch in die Vorteile, die Mainz gegenüber Wiesbaden hat.

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WIESBADEN. Den Kampf um Flächen erleben wir dieser Tage beinahe in jeder Kommune. Ob Wohnraum, Gewerbe- oder Grünflächen – eine ausgewogene interkommunale Flächenpolitik ist im Interesse aller Bewohner. Herausfordernd wird es dann, wenn man bei der Entwicklung von städtischen Flächen zwischen mehreren Komponenten abwägen und sich für eine bestimmte Richtung entscheiden muss. Dies müssen auch Wiesbadens Bürgermeister und Wirtschaftsdezernent Oliver Franz (CDU) und die Mainzer Wirtschaftsdezernentin Manuela Matz (CDU) in ihrer täglichen Arbeit stets aufs Neue tun. Oft stellt sich die Frage: Wollen wir ein attraktives Gewerbegebiet für neue oder bereits hier ansässige Unternehmen schaffen oder wird die Fläche dringend für Wohnraum benötigt? Einen Einblick in diesen Entscheidungsprozess bekamen die Zuhörer und Gäste beim „Immobilien-Dialog Wiesbaden & Mainz“, der von Heuer Dialog in den Räumlichkeiten von Julius Berger International in Wiesbaden ausgerichtet wurde.

„Mainzer Hebesatz für Firmen hochattraktiv“

Großen finanziellen Handlungsspielraum bei ihrer Flächenpolitik hat wenig überraschend die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt. Durch den großen Erfolg des Pharmaunternehmens Biontech verfügt die Stadt wie berichtet über einen Überschuss von mehr als einer Milliarde Euro im Haushalt. „Das ist nicht nur Glück, sondern auch Ergebnis einer guten Wirtschaftsförderung, denn die Stadt hat die Gegebenheiten geschaffen, dass sich Biontech hier angesiedelt hat“, sagt Matz, die aber auch betont, dass die enormen Gelder nun ungeahnte Möglichkeiten eröffneten. „Ohne diese Gelder hätten wir natürlich auch nicht den Hebesatz für die Gewerbesteuer von 440 auf 310 Prozentpunkte senken können. Das ist für Unternehmen ohne Frage hochattraktiv.“

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Mit ganz anderen Voraussetzungen und durch den neureichen Nachbarn auch mit Herausforderungen sieht sich Wiesbaden konfrontiert. „Es ist klar, dass wir nur durch Optimierungen unserer Bestandsflächen nicht vorankommen oder wachsen werden. Entscheidend ist, dass wir für ein ausgewogenes Verhältnis in unserer Flächenpolitik sorgen und abwägen, in welche Richtung wir unsere begrenzten Flächen entwickeln“, so Franz. Diese Abwägesituation zwischen Gewerbe- und Wohnflächen sei auch bei der Entwicklung des Ostfelds zu bedenken, fügt Wiesbadens Bürgermeister an und betont, dass sich auch die Flächenbedarfe in den vergangenen Jahren stark verändert haben. „Wir haben mittlerweile deutlich mehr Single-Haushalte. Zudem sind wir eine Zuwanderungsregion und die Flächen müssen effizienter genutzt werden. Die Zeiten für frei stehende Häuser mit Garten und Garagen werden zunehmend schwieriger. Dennoch müssen wir versuchen, weiterhin attraktiv für Familien zu sein, damit diese nicht ins Umland ziehen.“

Eine Optimierung des Wohnraums strebt freilich auch die Mainzer Seite an. „Wir haben in den vergangenen Jahren dem Thema Wohnen Vorrang eingeräumt, sehen an einigen Stellen aber noch Nachholbedarf. Vor allem im Bereich der Ein- und Zweifamilienhäuser sowie der Reihenhäuser müssen wir mehr Gas geben“, sagt Matz, die auch das Schulwesen weiter stärken möchte. „Wir planen die Errichtung einer Internationalen Schule in Mainz. Das gehört indirekt auch zur Wirtschaftsförderung, da so neue Anreize für internationale Firmen und Unternehmen geschaffen werden.“