Wiesbaden hat einen neuen City-Manager

Jens Ackermann startet am 1. Oktober als neuer City-Manager für Wiesbaden - zunächst in Teilzeit.
© Sascha Kopp

Jens Ackermann wechselt von Ingelheim nach Wiesbaden, um die Innenstadt zu optimieren: „Es wird ein Marathon, kein Sprint“, sagt der 55-Jährige. Was hat er vor?

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Wiesbaden. Seit eineinhalb Jahren ist Wiesbaden ohne City-Manager. Doch das wird sich zum 1. Oktober ändern: Dann startet Jens Ackermann in dieser Position - zunächst an zwei Tagen die Woche, ab Januar 2024 dann in Vollzeit. „Es wird viele Herausforderungen geben, sonst bräuchte man diese Stelle nicht, das ist klar“, sagte der 55-Jährige bei seiner Vorstellung durch Bürgermeisterin und Wirtschaftsdezernentin Christiane Hinninger (Grüne). „Es wird ein Marathon, kein Sprint.“

Die entsprechende Erfahrung bringt er mit: Bis heute ist Ackermann bei der Stadtverwaltung Ingelheim verantwortlich für die Bereiche Wirtschaftsförderung, Stadtmarketing und Tourismus, weswegen er bis Jahresbeginn nur in Teilzeit in Wiesbaden tätig sein wird. Er kenne die Situation, viele Interessen und Einzelmeinungen von Innenstadt-Akteuren unter einen Hut zu bringen, durch seine 25-jährige Berufserfahrung in diesem Bereich gut - Kommunikation sei dabei das A und O. „Es ist eine Herausforderung, da immer dranzubleiben“, weiß der gebürtige Westfale. Zu Tätigkeitsbeginn wolle er denn „erstmal Leute kennenlernen, Strukturen kennenlernen“; dies werde sich wie ein roter Faden durch seinen künftigen Arbeitsalltag ziehen.

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Leerstandsproblematik in Wiesbaden ist bekannt

Sein Eindruck von Wiesbaden ist grundlegend positiv: „Ich finde die Situation nicht so abschreckend, wie oft zu hören ist.“ Negativ aufgefallen ist ihm indes das Thema Sauberkeit und ein damit verbundenes fehlendes Sicherheitsempfinden. Auch die Leerstandsproblematik sieht er, wenngleich Wiesbaden damit nicht allein stehe. Grundsätzlich müsse man hier für Alternativen offen sein, denn die Gleichung „Da war mal ein Laden drin, jetzt kommt wieder einer rein“ sei nicht mehr zeitgemäß. Zu einer lebendigen Innenstadt gehörten hier auch andere Optionen wie Kinderbetreuung oder Pausen-Treffpunkte. Gedanken zur leerstehenden „Galeria“-Filiale spinnt auch er, ruft aber zu einem besonnenen Vorgehen auf. Man könne der Stadt den Kauf nur vorschlagen, wenn eine nachhaltige Nutzungsidee bestehe, ergänzt Hinninger; weiter möchte sie sich nicht zum aktuellen Sachstand äußern.

Facbook-Post der Stadt Wiesbaden

Die Erfahrungen mit dem bislang einzigen City-Manager Axel Klug hätten gezeigt, dass das Aufgabengebiet nicht im Alleingang zu bewältigen sei, so Hinninger: darunter die Präsenz vor Ort, Gespräche mit Gewerbetreibenden, Arbeit in den Gremien als Schnittstelle zur Verwaltung, vor allem aber auch die Entwicklung eigener Ideen und Konzepte. Ackermann bekommt daher ein dreiköpfiges Team zur Seite gestellt. Außerdem werden seine Kompetenzen erweitert, auch um die Möglichkeit, von den 1,2 Millionen Euro pro Jahr, die für Maßnahmen des „Masterplan Innenstadt“ veranschlagt sind, Beträge projektbezogen einzusetzen. Dies gilt ebenso für Gelder aus dem „Bundesprogramm zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“, aus dem bis 2025 insgesamt 4,3 Millionen Euro für Wiesbaden zur Verfügung stehen. Das City-Management werde eng mit der Wirtschaftsförderung zusammenarbeiten, so Hinninger.

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Mit Ackermann stammt der City-Manager auch diesmal wieder nicht aus Wiesbaden. Unter den insgesamt 34 Bewerbungen habe es zwar welche aus der Stadt gegeben, doch habe keine die Anforderungen erfüllt, erklärt Hinninger. Ackermann lebt mit seiner Familie in Stephanshausen im Rheingau. Doch habe er in der Vergangenheit auch einige Jahre in Kastel und Kostheim gewohnt, zieht er die Wiesbaden-Verbindung. Der Blick von außen bringe eine gewisse Objektivität mit, er müsse auf keine lokal gewachsenen Befindlichkeiten achten und könne dadurch eine andere Flughöhe einnehmen, benennt er die Vorteile - denn ein Umzug nach Wiesbaden ist nicht geplant.

Ich habe Respekt, keine Angst.

JA
Jens Ackermann künftiger City-Manager

Dennoch ist er bereits jetzt öfter in der Innenstadt unterwegs, hat dort zuletzt Freizeitkleidung eingekauft. Ein Hut allerdings - das Markenzeichen seines Vorgängers - war nicht darunter. Schließlich will Ackermann nicht nur optisch für frischen Wind sorgen: „Ich habe Respekt, keine Angst“, sagt er angesichts seiner neuen Position. „Wiesbaden ist eine Stadt mit viel Potenzial und Schätzen, die noch gehoben werden möchten.“ Erfolg für die City werde sich nur einstellen, wenn alle Akteure langfristig erfolgreich zusammengebracht werden - denn der Punkt, an dem man die Hände in den Schoß legen und sagen könne „Jetzt ist es geschafft!“, werde nie kommen.

Auch einen hauptberuflichen Nachtbürgermeister soll es demnächst geben

Möglicherweise wird sein Team noch größer: Die Gespräche mit den zwei ehrenamtlichen, noch bis Dezember aktiven Nachtbürgermeistern haben Hinninger überzeugt, die Stelle als hauptberufliche Tätigkeit auszuschreiben und als zusätzliche Stelle im City-Management-Team anzusiedeln; allerdings müsse man abwarten, ob dies der Haushalt zulasse, so die Dezernentin.