100 Mal live auf Sendung – mit der „Blauen Stunde“: Jutta Szostak, gelernte Fernsehjournalistin, hat den Hörfunk bei „Radio Rheinwelle“ entdeckt, dem Mitmach-Sender....
WIESBADEN. 100 Mal live auf Sendung – mit der „Blauen Stunde“: Jutta Szostak, gelernte Fernsehjournalistin, hat den Hörfunk bei „Radio Rheinwelle“ entdeckt, dem Mitmach-Sender. Jutta Szostak meldet sich einmal im Monat montags abends auf 92,5 Megahertz aus dem Rundfunkstudio Unter den Eichen – und das seit November 2009.
Schon sieben Mal war der „Salonlöwe“ dabei
In der 100. „Blauen Stunde“ hat sie Ex-Oberbürgermeister Achim Exner zu Gast, so wie in ihrer allersten Sendung. Damals hatte sie ihn zur Salonkultur befragt. Dieses Ritual des 18. Jahrhunderts hatte Exner in seinem Biebricher „Rat-Haus“ aufleben lassen. Der „Salonlöwe“ und die Fernsehjournalistin haben sich seither sieben Mal im Studio Unter den Eichen getroffen, um über Gott und die Welt zu plaudern.
Exner stellt in der 100. Sendung die Frage nach den Gästen, die „die übrigen 93 Sendungen“ bestritten haben: „Welche haben Dir am besten gefallen – außer mir natürlich?“ Der Moderatorin fallen ein: Das Allround-Talent Roger Willemsen oder Harry Rowohlt, der Schriftsteller. Klar, auch Elke Heidenreich war in der „Blauen Stunde“ gern gesehener Gast.
Es ging Jutta Szostak auch darum, mit ihrer Sendung Wiesbaden und die Wiesbadener besser kennenzulernen. Nachdem sie jahrzehntelang für die Kulturredaktion des ZDF in aller Welt gefilmt hatte, holte sie sich ihre Heimatstadt ins Rundfunkstudio. So Museumsdirektor Alexander Klar oder die Volkshochschulbosse Philipp Salamon-Menger und Hartmut Boger.
Exner wird gefragt, was ihm in den siebendreiviertel Jahren passiert ist, seit der ersten „Blauen Stunde“. Er habe sich einen zweiten Wohnsitz in der Karibik gesucht und ihn auf der Insel Bonaire gefunden, die zu den niederländischen Antillen gehört. Er lebe seither in zwei Welten, „wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten“. Exner, einst der „Tag- und Nacht-Bürgermeister“, streitet mit der EU um die gleichen Rechte wie die Insulaner mit holländischem Pass. Warum soll er alle 90 Tage die Insel verlassen müssen? Dank dieses Einsatzes für alle EU-Bürger ist er auch auf seiner Insel zur bekannten Figur geworden.
Jutta Szostak macht er es auch nicht leicht. Sie muss nicht nur die jeweils passende Musik wie „The days of wine and roses“, Tage des Weines und der Rosen, einspielen, sie muss auch das rechte Timing finden. Denn ihr Gast braucht Pausen – um zu rauchen.
Ganz besondere Eroberungen
Wieder am Mikrofon, erzählt er von den Ausflügen des „Blauen Salons“ zu Wiesbadens unbekannten Orten. Und von der Eroberung politischen Neulands: „Wir haben 1985 die erste rot-grüne Koalition gemacht, was schwierig genug war.“ Die Grünen sollten das Ressort Schule und Kultur besetzen. „Wer Dezernent wird, entscheidet ihr.“
Exner sah die Kandidatin Margarethe Goldmann zum ersten Mal in der Szene-Kneipe „Marcello“ in der Taunusstraße. Er lud sie ein, abends ins Kurhaus zu kommen, zu einem Event, bei dem ganz Wiesbaden zu erwarten war. „Da lernen Sie die wichtigsten Akteure kennen.“ Die designierte Dezernentin („Rollkragenpulli, Haare mit grünen Streifen“, so Exners Beschreibung) hatte nichts Passendes zum Anziehen dabei. Exner löste das Problem. Er sammelte das geeignete Outfit zusammen, samt Goldkettchen und Pumps, sagt er.
Die Kandidatin nahm an einem gesetzten Essen teil und hörte wohl die Frage der bürgerlichen Gastgeberin nicht. Die wollte besorgt wissen: „Sind auch Grüne unter den Gästen?“ Exner: „Das war der erste Abend von Margarethe Goldmann in Wiesbaden.“ Wie das endete, wisse jeder. „Es war die erste rot-grüne Verbindung, bei der etwas herauskam, das Hand und Fuß hatte. Unsere gemeinsame Tochter Valentine.“