Wiesbadenerin entwirft erste transparente Urne

Sonja Toepfer im Gemeindehaus von St. Bonifatius mit einer ihrer Urnen – und verschiedenen Farbproben. Foto: Volker Watschounek

Sonja Toepfer hat eine Urne aus farbigem Kristallglas entworfen – gedacht für Urnenwände. Die Filmemacherin hat bei ihren Projekten Hospize besucht. So entstand die Idee.

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WIESBADEN. Wie zwei schützende Hände. So umschließen die großen Blütenblätter den Inhalt. Zweiblättrig oder vierblättrig. Sonja Töpfer bietet beide Formen an, in unterschiedlichen Farben: Die Wiesbadenerin hat Glas-Urnen entworfen – weltweit die ersten transparenten.

Eigentlich ist Sonja Toepfer Filmemacherin. Die Idee, diese besonderen Urnen zu entwickeln, entstand bei einem Projekt, das sie in Hospize und Palliativstationen führte. „Bei manchen meiner Gesprächspartner war ich später eingeladen zur Beerdigung – und sah sie oft in Form von hässlichen Urnen an mir vorüberziehen“, erinnert sie sich. Dazu wollte sie eine Alternative finden. Diese wurde jetzt im Gemeindehaus von St. Bonifatius präsentiert.

Gemeinsam mit der Künstlerin Eva Franz hat Toepfer eine 34 Zentimeter hohe Urne aus reinem Kristallglas mit dem Namen „Umarmung“ entworfen. Sie kostet 2000 Euro und ist für Urnenwände gedacht, sogenannte Kolumbarien. „In Hessen gibt es noch nicht so viele, aber das ist die Zukunft“, ist sich Sonja Toepfer sicher. In anderen Ländern können solche Urnen auch zuhause hingestellt werden. In Deutschland sei das noch nicht erlaubt, sagt Uwe Kunzler. Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft deutscher Krematorien hat das Projekt fachlich begleitet. Heute gebe es nur noch 30 bis 40 Prozent Körperbestattung. Der Friedhof sei immer „ein Spiegelbild der Gesellschaft“, so Kunzler. In der heutigen Zeit fehle immer mehr die Individualität, dazu gehöre auch die anonyme Bestattung.

Dem will Sonja Toepfer etwas entgegensetzen: „Sichtbare Zeichen für Trauerkultur.“ Aber warum Glas? Warum transparent? Wenn man den Tod als Hoffnung sieht, die christliche Botschaft ernst nimmt, dann müsse unsere Asche – übrigens zwischen drei und vier Liter und in ganz unterschiedlichen Grautönen – in ein wertvolles Gefäß, findet sie. Und man solle sie sehen, um sich bewusst zu machen: Das ist menschlicher Knospensamen. „Das Leben geht weiter in anderer Form.“ In St. Bonifatius wurde das Projekt theologisch eingeordnet von Seelsorger Klaus Hamburger für die „Academie to go“ der Academie Kloster Eberbach: „Der Tod muss einen Ort haben.“