Wiesbadener Verein VKN kümmert sich um herrenlose Katzen

Edda Ott nimmt immer  wieder kurzfristig heimatlose Katzen in Pflege. Foto: Anja Baumgart-Pietsch  Foto: Anja Baumgart-Pietsch
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„Das ist wieder so ein ‚Findus‘“, lacht Edda Ott und streicht dem getigerten Katerchen über den Kopf. Der hübsche Geselle wurde am Vorabend an der viel befahrenen...

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WIESBADEN. „Das ist wieder so ein ‚Findus‘“, lacht Edda Ott und streicht dem getigerten Katerchen über den Kopf. Der hübsche Geselle wurde am Vorabend an der viel befahrenen Daimler-, Ecke Dotzheimer Straße gemeldet. Dort würde er schon einige Tage herumstreunen. Das ist natürlich ziemlich gefährlich – und Edda Ott hat sich gleich aufgemacht, um den Kater zu retten. Sie ist die Zweite Vorsitzende des Vereins „VKN – Verhütung von Katzen-Nachwuchs“. Dieser kümmert sich schon seit Jahrzehnten um freilaufende Streuner in Wiesbaden. Findus ist kurze Zeit später wieder vermittelt, für andere Streuner gilt das nicht.

Edda Ott nimmt immer  wieder kurzfristig heimatlose Katzen in Pflege. Foto: Anja Baumgart-Pietsch  Foto: Anja Baumgart-Pietsch

Von denen gibt es eine ganze Menge, auch wenn die Zahl jetzt tendenziell durch die Kastrationspflicht sinkt, die seit Kurzem gilt. Auch einen Identifikationschip müssen die Besitzer den Tieren verpassen. Aber immer noch gibt es viele Streuner in den Gewerbegebieten und Kleingärtenanlagen.

Sorge vor der „Katzenpyramide“

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Um sie kümmert sich Edda Ott und ihre wenigen Mitstreiterinnen. Der Verein hat zwar 90 Mitglieder, doch aktiv sind die wenigsten. Es sei auch keine leichte Aufgabe, sagt Ott. Man müsse sehr flexibel und quasi auf Abruf bereit sein, dort hinzufahren, wo eine Katze in Not sei. Verletzte werden zur Behandlung beim Tierarzt gebracht, aber vor allem werden die Streuner kastriert. Die Kosten dafür – rund 60 Euro beim Kater und 100 Euro bei der Katze – übernimmt der Verein, der sich aus Spenden finanziert. Mit einigen Tierärzten arbeitet man vertrauensvoll zusammen. Die Kastration ist so wichtig, weil sich Katzen explosionsartig vermehren können: Ein Katzenpaar kann bis zu zweimal im Jahr Nachwuchs bekommen. Einmal angenommen, dass aus dem Wurf von zwei bis sechs Jungen durchschnittlich nur drei Katzenkinder überleben, sind das nach nur zehn Jahren bereits über eine Million Kätzchen – die sogenannte „Katzenpyramide“. Die Hauptaufgabe des Vereins ist also tatsächlich die Kastration, doch es werden auch junge Kätzchen mit Schutzvertrag vermittelt. Bis dahin leben sie in Pflegestellen wie bei Edda Ott, die zwei Zimmer in ihrer Wohnung für Katzen zur Verfügung hat. Das Einfangen, für das man oft stundenlange Geduld brauche, und die Pflege seien sehr aufwendig, sagt sie.

„Am besten, man hat verständnisvolle Mitbewohner oder Partner. Wie oft habe ich schon Termine platzen lassen müssen, weil ich einen Anruf wegen einer Katze erhielt!“ Für Berufstätige sei dieses zeitaufwendige Ehrenamt auch kaum zu schaffen. „Die Aktiven sind alle schon Rentner.“ Doch genau dies stellt auch ein Problem dar, denn aktiver Nachwuchs wird dringend benötigt. Der braucht auch ein Auto, denn „wir fahren auch mal bis in den Taunus oder nach Niedernhausen raus“, sagt Edda Ott.

Weniger dramatisch ist die Situation an den rund 40 Futterstellen für wild lebende Katzen in Wiesbaden. „Dafür finden sich einfacher Leute, die das betreuen.“ Eine ältere Dame gehe in Erbenheim sogar mit dem Rollator los, um die Futterschälchen zu füllen. An den Futterstellen verschaffen sich die Vereinsmitglieder den Eindruck davon, wie viele Tiere es gibt und welche noch kastriert werden müssen. Im Internet sind dann die Vermittlungskatzen zu finden. Neue Ehrenamtliche sind willkommen, können im Gespräch mit Edda Ott herausfinden, ob sie sich die anspruchsvolle Aufgabe zutrauen.

Willkommen sind aber auch Spender von Futter, Streu, finanziellen Mitteln – über die Website des Vereins sind auch nette Katzen-T-Shirts zu bestellen – und Menschen, die Katzen temporär oder für immer aufnehmen wollen.