Es hat viele Vorteile: Wer seinen Hund mit ins Büro nimmt, muss sich keine Sorgen um Haustier oder Wohnung machen. Außerdem sorgen Hunde am Arbeitsplatz für bessere Stimmung.
WIESBADEN. „Hunde wirken sich positiv auf den Menschen aus. Dabei verbessern sie unter anderem durch die Anregung der Oxytocinproduktion im menschlichen Organismus, die psychische und körperliche Gesundheit. Hunde liefern einen Schutz vor der Volkskrankheit Burnout. Hunde im Büro verbessern das Engagement, die Motivation, die Loyalität, die Kreativität und das allgemeine Wohlbefinden der Mitarbeiter.“ So zu lesen auf der Webseite des „Bundesverbandes Bürohund“ Seit 2014 bemüht sich der Berliner Verein, auf die Vorteile von „Mitarbeitern auf vier Pfoten“ hinzuweisen, und Unternehmen dazu zu motivieren, ihren Angestellten zu ermöglichen, den eigenen Hund ins Büro mitzubringen.
Aber auch ohne hier organisiert zu sein, weiß so manches Wiesbadener Unternehmen, dass seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich mit Vierbeiner besser fühlen – und demzufolge auch bessere Arbeit abliefern. „Es ist ein aktiver Beitrag zur Arbeitszufriedenheit“, sagt beispielsweise Hannelore Richter, Geschäftsführerin der Arbeiterwohlfahrt Wiesbaden. In deren Domizil im Nerotal sind gleich zwei Bürohunde vertreten: „Aiken“, der Australian Shepherd ihrer persönlichen Assistentin Christiane Heinz, und „Dino“, der Boston-Terrier der Buchhalterin Gabi Reis. Die beiden Rüden gehen sich zwar weitgehend aus dem Weg, aber jeder für sich genommen ist ein angenehmer Bürogenosse, das bestätigt nicht nur die Chefin. „Ich habe seit über 20 Jahren Hunde“, sagt Christiane Heinz, die vorher bei der AWO in Frankfurt arbeitete und dort auch Altenheime besuchte. „Die Bewohner haben schon immer auf den Hund gewartet.“ Und dass „Aiken“ nicht zu Hause über acht Stunden alleine ist, sei für Heinz ein gutes Gefühl.
Chefin Hannelore Richter war gleich dafür, dass der Hund mit ins Büro durfte. Er hat nicht nur sein Körbchen, sondern auch einige Spielzeuge dabei. Sogar ein Posttäschchen mit „Bürohund“-Aufschrift gibt es, „und damit bringt Aiken dann auch manchmal die Post in andere Büros“, berichtet Heinz. Manche Kollegen gehen lieber auf Distanz, doch das wird im Alltag berücksichtigt. „Wir haben ja Türen, die man auch schließen kann“, meint auch Kollegin Gabi Reis, deren „Dino“ eher ein ruhiger Typ ist.
Dass die Hunde anfangs so manches Leckerli aus den Nachbarbüros bekamen, hat sich mittlerweile gelegt. Und auch Gabi Reis findet, dass die Arbeitsatmosphäre angenehmer wird: „Ich hab dann auch keinen Stress, wenn ich mal länger bleiben muss. Der Hund fühlt sich hier wohl.“
Positive Erfahrungen mit einem Bürohund hat auch Heidi Meisberger vom Stadtteilzentrum Klarenthal. Sie hat ihren „Giovanni“, einen achtjährigen Hund der Rasse Elo seit vielen Jahren im Büro dabei. „Größte Hürde war damals unser Hausmeister, der panische Angst vor Hunden hatte. Mir zuliebe wollte er es aber versuchen und ich habe ‚Giovanni‘ dann auch schon im Alter von vier Monaten mit ins Büro genommen. Wir haben ein Großraumbüro mit zehn Arbeitsplätzen und am Vormittag auch viel Publikumsverkehr. Giovanni und der Hausmeister sind mittlerweile beste Freunde. Auch für die restlichen Kollegen ist ‚Giovanni‘ nicht mehr wegzudenken. Sie bezeichnen ihn als Seelenhund und Lieblingskollegen, da er nie schlecht gelaunt ist, ganz viel Ruhe ausstrahlt, zu allen freundlich und aufgeschlossen ist und einfach das Büroklima verbessert“, sagt Heidi Meisberger. Auch im Büro der IFB-Stiftung gibt es einen Bürohund - „Alba“, die Labradordame der Öffentlichkeitsreferentin Claudia Messer. „Ich nehme Alba seit Kurzem mit ins Büro. Dies ist keine Selbstverständlichkeit, sondern eine Ausnahme.“
Seitdem freuen sich meine Kollegen aus der Abteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der IFB-Stiftung sehr über „Alba“. Sie bringt Abwechslung in den Büroalltag und sorgt mit ihrer ungestümen, neugierigen Art für viel Freude und Lacher." Und Goldschmiedin Patricia Esser hat gleich drei Rauhaardackel in ihrem Atelier. „Nachbarn und Kunden sind begeistert“, sagt die Kunsthandwerkerin. Meist schlafen die Vierbeiner, doch natürlich lassen sie sich auch gerne von Kunden streicheln und bespaßen. „Insgesamt eine gefühlte Verbesserung des ‚Feel-Good-Faktors‘ um glatte 150 783 Prozent" , schmunzelt Esser. Das bestätigt dann ja glatt die Aussage des Bundesverbandes Bürohund. „Sich für mehr Bürohunde einzusetzen bedeutet, sich für psychische und körperliche Gesundheit unserer Gesellschaft zu engagieren.“