Wiesbadener Ossietzkyschüler befragen Landtagskandidaten zu...

Das Foyer der Carl-von-Ossietzky-Schule ist beim Wahlforum bis auf den letzten Platz gefüllt. Foto: Volker Watschounek

Es ist schon Tradition, dass die Ossietzkyschule Kandidaten zum Wahlforum bittet. Die Schüler haben sich mit detaillierten Fragen vorbereitet und haken 90 Minuten lang nach.

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WIESBADEN. „Denkt an den Namensgeber dieser Schule – er hat sich unter Lebensgefahr engagiert. Geht zur Wahl, macht euer Kreuz, macht eine bewusste Teilhabe an der Demokratie möglich.“ Schulleiter Nikolaus Lamprecht spricht zu den 130 versammelten Schülern im Foyer und appelliert an deren politischen Gestaltungswillen.

Das Foyer der Carl-von-Ossietzky-Schule ist beim Wahlforum bis auf den letzten Platz gefüllt. Foto: Volker Watschounek

Auch in diesem Jahr organisierte die Carl-von-Ossietzky-Schule ein Plenum, das traditionell im Vorfeld von Landtags- und Bundestagswahlen stattfindet. Anwesend waren die Landtagskandidaten Adrian Gabriel (Die Linke), Dennis Volk-Borowski (SPD), Mathias Wagner (Grüne), Alexander Winkelmann (FDP), Ralph Alexander Lorz (CDU) und Dimitri Schulz (AfD). Die beiden Schüler Carolin Adler und Jakob Schütze führten gemeinsam mit ihrem Politik- und Wirtschaft-Lehrer Jörn Bollinger als Moderatoren durch die Veranstaltung.

Inhaltlich geht es um die drei Themenblöcke Bildung, Innere Sicherheit und Integration. Bei jedem Block stellen die Moderatoren zunächst eine Eingangsfrage, die jeder Kandidat 90 Sekunden lang beantworten kann. Im Anschluss stellen die Schüler weitere Fragen an die Kandidaten. Für die Antwort gibt es genau 60 Sekunden, die das Moderatoren-Team mit einer Tischklingel streng kontrolliert.

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Stärkeres Interesse als an anderen Schulen

Das junge Publikum nutzt die seltene Gelegenheit und stellt viele Fragen. Gerade beim Thema Digitalisierung sehen die Schüler viel Handlungsbedarf. „Die Lehrer müssen viel besser geschult werden“, sagt ein Schüler. Das Thema Chancengleichheit kommt gleich mehrfach zur Sprache. Dabei geht es vor allem um das dreigliedrige Schulsystem. „Hauptschüler werden von der Gesellschaft als dumm abgestempelt. Was würden Sie tun, um das zu ändern?“, fragt eine Schülerin den Kandidaten Mathias Wagner. Dieser verweist auf die unterschiedlichen Talente der Menschen. „Ich finde dieses Denken in hohen und niedrigen Bildungsabschlüssen falsch. Es geht um den Respekt vor den unterschiedlichen Begabungen“, sagt er.

Insgesamt eineinhalb Stunden stehen die Kandidaten dem Plenum Rede und Antwort. Einige Schüler präsentieren aufwendig recherchierte Fragen, andere konfrontieren die Politiker mit direkten Zitaten ihrer Parteikollegen. „Die Ossietzky-Schüler sind stärker an Politik interessiert als andere Schüler“, erklärt Niko Lamprecht. „Zumindest habe ich in jedem Kurs immer zwei bis drei Schüler, mit denen man vertieft und ehrlich diskutieren kann.“

„Hier findet man schon sehr viele Politikinteressierte“, bestätigt auch Carolin Adler. „Das Mindeste, was man tun kann, ist, sich jeden Abend mal eine Viertelstunde hinzusetzen und sich zu informieren, was in der Welt passiert“, sagt sie. Auch Jakob Schütze verfolgt regelmäßig die tagesaktuelle Politik. „Dadurch, dass wir im PoWi-LK sind, beschäftige ich mich mindestens drei bis viermal wöchentlich damit“, erklärt er.