Die Nachtbürgermeister der Landeshauptstadt ziehen nach zehn Monaten die erste Zwischenbilanz. Sie finden, dass zu viel schlechtgeredet werde.
Wiesbaden. Hat Wiesbadens Nachtleben ein Image-Problem? Das sehen zumindest die beiden Nachtbürgermeister der Stadt so. Seit zehn Monaten sind Daniel Redin und Pascal Rueck im Amt, kümmern sich ehrenamtlich darum, Lösungsansätze für ein verbessertes Nachtleben in der Stadt zu finden. Auf zwei Jahre ist die Amtszeit erst einmal angelegt, Ende 2023 soll Bilanz gezogen werden. Im Ausschuss für Schule, Kultur und Städtepartnerschaften gab Redin jetzt einen Überblick über die ersten zehn Monate als Nachtbürgermeister.
Redin machte deutlich, dass das Wiesbadener Nachtleben nicht schlecht sei, aber einen schlechten Ruf habe. Man müsse daran arbeiten, den Menschen zu zeigen, was Wiesbaden zu bieten habe, damit sie nicht gleich nach Mainz oder Frankfurt abwanderten, so Redin. „Das Problem ist, dass alles schlecht geredet wird.” Dabei sei das Angebot in der Stadt vorhanden, es gebe etwa 1100 Gastronomien, die fast alle Bereiche abdeckten. Er räumte ein, dass es aber im Bereich der Club- und Diskothekenszene Nachholbedarf gebe. „Die ist gegenüber vergangenen Zeiten ausgedünnt.” Allerdings gebe es auch da Alternativen, zum Beispiel „Europalace” in Kastel oder das gerade wieder geöffnete „Badhaus 1520” in der Häfnergasse. In diesem Zusammenhang lobte er die Initiative des „Badhaus 1520”-Betreibers Christian Liffers, der ein finanzielles Risiko eingegangen sei, um den Club zu eröffnen. Um mehr solche Initiativen anzustoßen, sei es auch an der Stadt, interessierten Gastronomen das Gefühl zu geben, „in Wiesbaden kann ich etwas machen”.
Auf Nachfrage der Ausschussmitglieder sagte Redin, dass es sinnvoll sei, das Amt des Nachtbürgermeisters mit einer bezahlten Stelle zu versehen. Ehrenamtlich sei eine erste Bestandsaufnahme durchaus sinnvoll, auf Dauer sei dies aber nur mit einer festen Stelle machbar. Auf die Frage, ob er sich vorstellen könne, mit seinen Verbindungen in die Szene einen solchen Job auszuüben, verneinte Redin. Er habe eine eigene Firma, die ihn fordere und Freude bereite. Er sei aber sicher, dass es in Wiesbaden genug qualifizierte Personen für eine solche Stelle gebe.
Im Ausschuss wurde zudem einstimmig beschlossen, die Verwaltung damit zu beauftragen, ein Konzept zu erarbeiten, um eine sinnvolle Übersicht über kulturhistorische Werke im Rathaus zu bekommen. Gleiches gilt für eine Liste zur Sanierung der städtischen Denkmäler.