Wiesbadener Landwirte ziehen mäßige Erntebilanz

Nur mit einer intensiven Bewässerung lässt sich auf den sandigen Böden in Kastel eine gute Kartoffelernte gewährleisten. Archivfoto: Katharina Petermeier

Die anhaltende Trockenheit setzt den heimischen Landwirten weiter zu. Dennoch fällt die Ernte besser aus, als zunächst angenommen.

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WIESBADEN. Sorgenfalten auf der Stirn der heimischen Landwirte: Auch in diesem Jahr hat die anhaltende Trockenheit für Probleme gesorgt. „Zwei solche trockenen Jahre in diesen kurzen Abständen sind nicht normal“, findet Ditmar Kranz, der den Nordenstadter Scholzenhof bewirtschaftet. Im Gegensatz zum Dürrejahr 2018 fiel die Ernte nun aber etwas ertragreicher aus.

Lehmiges Ländchen, sandige Böden in Kastel

Immer deutlicher treten mittlerweile die Standortvorteile gewisser Anbauflächen rund um Wiesbaden zutage. In den östlichen Vororten bestehen die Böden überwiegend aus tiefgründigen Löss-Lehm-Strukturen. Diese speichern das Wasser besonders gut und trotzen dem immer geringeren Niederschlag leichter. Dadurch gedeihen vor allem Hackfrüchte besser: „Die Zuckerrübenernte lief überdurchschnittlich gut. Auch die Prognose für den Spätkartoffel-Ertrag ist positiv“, zieht Kranz sein Fazit.

Schlechtere Böden finden sich in Richtung Taunus, wo der Niederschlag allerdings höher ist. Davon betroffen ist zum Teil der Frauensteiner Landwirt Stefan Arnsteiner. Seine Getreideernte fiel wegen des enorm heißen Monats Mai schlecht aus. „In der Endreife sind die Körner total ausgedörrt, anstatt sich weiter zu füllen“, klagt er. Etwas besser lief die in Frauenstein ohnehin dominante Kirschenernte: „Die Erträge waren gut, aber die Fruchtgröße zu klein“, bilanziert Arnsteiner.

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Wenig Niederschlag und schlechte Böden machen dem Kasteler Landwirt Hans-Jürgen Koch zu schaffen. Der Grund: In Gefilden südlich der A 66 enthalten die Böden in ihrer untersten Schicht enorm viel Sand und Kies. Das verhindert den Wasseraufstieg in höhere Ebenen. Entsprechend sind die Landwirte in Kastel noch mehr auf Niederschlag angewiesen. Dieser blieb nun aber auch im zweiten Jahr in Folge weitestgehend aus. Koch vermag diesen Engpass über ein ausgeklügeltes Brunnensystem zu decken, das sein Vater bereits in den 50er Jahren anlegen ließ. Hinzu kommt der Einsatz mit dieselbetriebenen Pumpaggregaten. So generierte Koch in den bewässerten Flächen unter intensivem Arbeitseinsatz einen hohen Ertrag an Kartoffeln und Salaten. Koch ergänzt: „Ich hatte für dieses Jahr zunächst eine Riesenkatastrophe erwartet. Nun ist es nur eine kleine Katastrophe geworden.“

Hoffnung auf „maximalen Niederschlag“

Besonders oft hat es dieses Jahr nicht geregnet. „Es sind rund 300 Liter Niederschlag pro Quadratmeter zu wenig gefallen“, kalkuliert der Kreislandwirt Bernd Eismann. Wenn aber der Regen mal vom Himmel fiel, dann zum richtigen Zeitpunkt: „Das Wasser kam ideal zur jeweiligen Vegetationsperiode“, analysiert Peter Dombo, der in Kloppenheim Weizen, Gerste, Raps und Rüben anbaut.

Dass der Herbst nun regnerisch beginnt, macht den Landwirten Hoffnung. Der Frauensteiner Landwirt Stefan Arnsteiner spekuliert auf „maximalen Niederschlag“ in den kalten Monaten. „Der Regen der letzten Wochen ist maximal 20 Zentimeter tief ins Erdreich eingedrungen. Allerdings sind 100 Zentimeter nötig“, analysiert er.

In diesen Tagen hat zudem die Aussaat von Wintergetreide begonnen. Egal ob Hafer, Gerste oder Weizen – das Getreide sei in der Lage, die Frostperiode zu überleben und schlage während des Winters tiefere Wurzeln. Folglich seien die Kulturen, die im Sommer geerntet werden, weniger anfällig für die Hitze. So oder so sei es verwunderlich, wie die Natur die Trockenheit zu kompensieren vermag, findet Ditmar Kranz. Und schlägt dennoch Alarm: „Langsam wird es brenzlig.“