Am Sonntag singt Olga Zaitseva-Herz die ukrainische Hymne bei der Kundgebung #WIstandwithukraine auf dem Dernschen Gelände. Die Sängerin erzählt, was ihr die Solidarität bedeutet.
WIESBADEN. Am Sonntag wird nachmittags die ukrainische Nationalhymne über das Dernsche Gelände schallen – gesungen von einer ukrainischen Sängerin, die seit vielen Jahren in Wiesbaden lebt: Olga Zaitseva-Herz. „Ich werde auch unterstützt von Musikern des Staatsorchesters bei einem ukrainischen Folklorestück. Es geht darin um eine Frau, die ihren Mann vermisst. Und ich finde, auch dass ist im Moment ein wichtiger Song für all die vielen ukrainischen Frauen, die mit ihren Kindern geflohen sind – und nicht wissen, ob sie ihre Männer wiedersehen.“
Bei der Kundgebung „WIstandwithukraine“ ist sie als eine von zahlreichen Musikerinnen und Musikern aus der Region dabei (siehe Infokasten). 2008 kam sie aus Dnipropetrovsk in der östlichen Ukraine nach Wiesbaden, um hier Gesang und Violine an der Wiesbadener Musikakademie zu studieren. Schnell wurde sie hier heimisch, gründete die Band Zaitsa und erhielt erst kürzlich das neue Ottilie-Roederstein-Stipendium des hessischen Kunstministeriums.
Zaitseva-Herz hilft Menschen
Zurzeit steht ihr Telefon nicht still, erzählt sie. „Ich versuche, mehrere Menschen aus der Ukraine zu evakuieren.“ Dafür arbeitet sie mit verschiedenen Organisationen zusammen. Ihre Eltern konnte sie schon letzte Woche an der polnischen Grenze abholen. „Sie mussten alles zurücklassen, aber sie sind sehr glücklich, dass sie jetzt hier sein können.“ Als sie ihrer Mutter einige Bilder von den großen Solidaritäts-Kundgebungen weltweit gezeigt habe, sei sie in Tränen ausgebrochen. „Zu sehen, dass die Unterstützung da ist, bedeutet uns so viel. Das hilft sehr auf einer mentalen Ebene.“
Die Reise sei für ihre Eltern auch schwierig gewesen, weil ihr Zug unter russischem Beschuss stand. Das russische Militär verbreite aus ihrer Sicht „bewusst Panik und Einschüchterung“. Sie sei total besorgt um ihr Land und nicht nur das:_„Das ist eine Gefahr für ganz Europa. Das Geburtshaus in Mariupol wurde zerbombt – unfassbar, dass Mütter und ihre Säuglinge beschossen werden. Das ist eine Vernichtungsaktion. Gleichzeitig läuft auf der russischen Seite eine riesige Medienkampagne. Die Leute sollen nicht erfahren, was wirklich im Nachbarland passiert. Das ist eine sehr gefährliche Situation.“
Sängerin zeigt mit Kleidung Patriotismus
Schon lange vor dem Ukraine-Krieg hat Olga Zaitseva-Herz ihren Patriotismus gezeigt. Auch mit ihrer markanten Kopfbedeckung: mit großartigen Blumenkränzen, die aus der ukrainischen Folklorebekleidung entlehnt sind. Diese Kränze heißen in ihrer Heimat „Heiler der Seele“, erzählt die Sängerin – weil man glaubt, dass ein Kranz aus Blumen oder Kräutern Schmerzen lindern und Kraft geben kann. Das braucht jetzt die ganze Ukraine.