Weggefährten und Freunde haben mit Liedern und Anekdoten im ZR6 an den legendären Konzertveranstalter erinnert. Ein Abend voller Respekt und Zuneigung für die „schillernde...
WIESBADEN. „Klasse, Biber“: Friederike Weisse, Lebensgefährtin des 2013 im Alter von 83 Jahren gestorbenen Konzertveranstalters Fritz Rau, ist von Biber Hermanns Version des berühmten Muddy Waters -Songs „Got my Mojo workin‘“ begeistert. Und mit ihr die Gäste im Studio ZR 6, die mit Weisse, Hermann und dem Musiker Jürgen Schwab „Tribute to Fritz Rau“ zollen. Jenem Mann, der Blues, Jazz und Swing liebte, sich leidenschaftlich für Konzerte einsetzte und der, wie Weisse betont, für seine Künstler „stets wie ein Löwe gekämpft“ habe. Wenn Herrmann und Schwab vom „alten Fritz“ erzählen, mit dem sie zusammen rund 500 Vortragsreisen absolviert haben, werden Zuneigung und großer Respekt spürbar. Dass gleichwohl Raum für die ein oder andere Spitze bei der Hommage an die „schillernde Persönlichkeit“ des Fritz Rau bleibt, beweist die musikalische Liebeserklärung des Jürgen Schwab an Rau zu dessen 80. Geburtstag.
„Ich bin der, der die Rolling Stones nach Deutschland geholt hat“, war eine beliebte Gesprächseröffnung des Tourneeveranstalters. Ob Jimi Hendrix, Led Zeppelin, Rory Gallagher, The Doors, Janis Joplin, Udo Lindenberg, Madonna oder Albert Mangelsdorff – Rau hatte sie alle. Auch Ella Fitzgerald und Miles Davis, und dies in einer Zeit, da Jazz und Swing jede künstlerische Bedeutung abgesprochen wurde und Diskriminierung an der Tagesordnung war. Dies sei für den Volljuristen Fritz Rau stets inakzeptabel gewesen, erklärt Weisse diverse Prozesse des Konzertveranstalters, der über Jahrzehnte hinweg die gemeinsame Konzertagentur mit Horst Lippmann betrieb.
Greifen Schwab und Herrmann in die Saiten, erklingt Bob Dylans (auch den schickte Rau auf Tour) „The times they are a changing“ und weckt Erinnerungen, die sehr eigenwillige Hermann´sche Interpretation des Stones-Hits „Satisfaction“ fasziniert und wenn die Musiker gemeinsam „Blowin in the wind“ anstimmen, singt das Publikum mit. Den Dylan-Hit interpretierte auch Joan Baez, von Rau liebevoll als „Schmetterling“ tituliert. Friederike Weisse, die Rau bei der Vorstellung seines Buches „50 Jahre Backstage“ in Wiesbaden kenngelernt hatte, liest Passagen aus der Autobiografie von Joan Baez, die sich auch als Karikaturistin keineswegs verstecken muss. Eine ihrer Zeichnungen zeigt den am Telefon tobenden Fritz Rau: Der eigenwillige Mann ohne Führerschein, der sich lieber chauffieren ließ, konnte tatsächlich auch sehr ungehalten werden.
Ob musikalische Reise in die Vergangenheit oder Nachhilfeunterricht in Sachen Musikgeschichte mit Bildern, Anekdoten und Auszügen von Interviews mit Rau – die Verneigung vor dem „alten Fritz“ ist ebenso unterhaltsam wie lehrreich. Und musikalischer Hochgenuss dank des Blues-Gitarristen Biber Herrmann und des Liedermachers und Jazzgitarristen Jürgen Schwab. Beide, sagt Weisse, seien von Fritz Rau stets als „Glücksfall“ bezeichnet worden.