Weniger neue Wohnungen als geplant im Wiesbadener...

Blick auf die Siedlung Schelmengraben. Archivfoto: Erika Noack

Bei den Planungen zu der Nachverdichtung im Schelmengraben hat der Magistrat einem Rahmenplan zugestimmt: Jetzt sollen neben den neuen Wohnungen auch eine Grundschule und zwei...

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WIESBADEN. Im Schelmengraben werden wohl weniger als die ursprünglich 800 bis 1.000 geplanten Wohnungen neu gebaut. Oberbürgermeister Sven Gerich sprach am Dienstag von „bis zu 800, vielleicht sind es aber auch nur 600“. Der Magistrat hat einer Vorlage zur Rahmenplanung für die Nachverdichtung im Schelmengraben zugestimmt. Außer den neuen Wohnungen soll es auch eine zusätzliche dreizügige Grundschule sowie zwei weitere Kitas im Schelmengraben geben. Die GWH, Wohnungsgesellschaft Hessen, finanziert diese mit zwölf Millionen Euro mit.

Die nächsten Schritte: Im Oktober wird sich der Dotzheimer Ortsbeirat mit der Magistratsvorlage beschäftigen, sie könnte dann im November Thema im Stadtparlament sein. Bis dahin sollen auch die Bürger in den Prozess mit eingebunden sein. Mit vielen Informationen und mit einem Projektbeirat, der im Oktober gewählt werden soll und angelehnt ist an den Sanierungsbeirat im Bergkirchenviertel. Wie berichtet, ist die Nachverdichtung im Schelmengraben selbst umstritten. Gerich plädierte noch einmal ausdrücklich dafür.

Preiswerte Wohnungen durch Sozialbindung

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Während der Pressekonferenz nach der Magistratssitzung sagte der OB: „Wir haben im Schelmengraben die einmalige Chance, in kurzer Zeit genau solche Wohnungen zu bauen, die wir in Wiesbaden am dringendsten brauchen. Wir wollen bei diesem Prozess alle Beteiligten mitnehmen.“ Wie bereits berichtet sollen 20 Prozent der Wohnungen klassische Sozialwohnungen mit Mieten zwischen 6,50 und sieben Euro je Quadratmeter sein. 20 weitere Prozent werden geförderte Wohnungen zu Preisen von 8,50 Euro sein. Beides wird mit Hilfe von KIP-Mitteln (Kommunales Investitions Programm) des Landes finanziert. 60 Prozent der neuen Wohnungen werden von der GWH frei vermietet, sollen aber als Anfangsmiete auch nicht teurer als 8,50 Euro je Quadratmeter sein.

Die GWH, der bereits jetzt die allermeisten Wohnungen im Schelmengraben gehören, verpflichtet sich außerdem, für jede dieser Wohnungen eine Bestandswohnung in der Sozialbindung zu lassen, die eigentlich ausgelaufen wäre. „Auch so sichern wir preiswerten Wohnaum“, wirbt der OB. Außerdem soll Mietern, die jetzt bereits im Schelmengraben wohnen – und nur diesen – angeboten werden, ihre Wohnung zu kaufen.

Kritk an Nachverdichtungsplänen

Drei Punkte werden von Kritikern der Nachverdichtung vor allem genannt: Wird nicht der Schelmengraben, der bereits jetzt sehr viele arme Bewohner hat, zusätzlich belastet? Verliert er viele Grünflächen? Und, für viele die entscheidende Frage: Was passiert mit dem Roten Hochhaus und dem Einkaufszentrum mitten in der Siedlung, die verkommen, weil sich der Eigentümer nicht kümmert?

Hierzu der OB, der die Bürgerinitiative gegen die Verdichtung zu einem Gespräch einladen wird, wie er ankündigte: Der Schelmengraben werde mit den neuen Wohnungen „viele Leute mit mittlerem Einkommen“ als neue Bewohner bekommen. Es falle kein einziger Spielplatz weg und die allermeisten Grünflächen würden erhalten. Zum Roten Hochhaus gab es keine konkreten Äußerungen. Bei der Pressekonferenz nur soviel: Es bleibe ein Stachel im Fleisch. Und der Erfolg des gesamten Projekts hänge maßgeblich hiermit zusammen. „Wir müssen dranbleiben.“

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Wie berichtet, gehört(e) das Hochhaus und das weitgehend leerstehende Einkaufszentrum der „Karl-Marx-Straße 53-57 Projekt GmbH“ und wird oder wurde von der „Minai“-Gesellschaft verwaltet. Die GWH, die das Hochhaus 2014 an diese Eigentümer verkauft hatte, die zeitweise in Untersuchungshaft saßen und derzeit für niemanden greifbar zu sein scheinen, soll jetzt versucht haben, Hochhaus und Geschäftszentrum zusammen mit einem großen Immobilienpaket von bis zu 80 Objekten im ganzen Rhein-Main-Gebiet zu erwerben. Sie habe aber nicht den Zuschlag erhalten, heißt es.

Verläuft das gesamte Vorhaben wie geplant, könnten die ersten Wohnungen laut Gerich 2020 oder 2021 bezugsfertig sein.