Post guckt raus: Briefkasten in Nordenstadt quillt über

Sendungen konnten einfach aus dem Einwurfschlitz des Nordenstadter Briefkastens herausgezogen werden.

Ein Briefkasten im Nordenstadter Hessenring wurde offenbar tagelang nicht geleert. Wer wollte, konnte Briefe einfach herausziehen. Welche Erklärung die Post hat.

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Wiesbaden . Der Delkenheimer Siggi Schneider war schockiert: Als er am 4. Januar einen Umschlag zum Briefkasten im Nordenstadter Hessenring bringen wollte, war einer der beiden „randvoll”. Er wurde „offensichtlich seit Tagen nicht geleert”. Da der Briefkasten um 13 Uhr geleert werden sollte, sei er gegen 14 Uhr noch einmal nach Nordenstadt gefahren. „Ich habe meinen Brief ohne Probleme wieder herausgefischt und dabei festgestellt, dass ohne Mühe eine Vielzahl von Briefsendungen entnommen werden können”, schreibt Schneider.

Deshalb habe er die angegebene Servicenummer angerufen und den Sachverhalt geschildert. Der „freundliche Herr am Telefon” habe zugesichert, sich umgehend um das Problem zu kümmern. Am darauffolgenden Tag habe er nachmittags den Briefkasten erneut kontrolliert. Er sei wiederum nicht geleert gewesen. „Briefsendungen konnten aus beiden Einwurfschlitzen ohne Problem entnommen werden.” Es seien auf den ersten Blick Briefe an Versicherungen, Meldungen von Zählerständen und private Post gewesen. Er habe dann seine Post in den zweiten Briefkasten geworfen, der nicht so voll gewesen sei.

Keine Reaktion auf Reklamation?

„Ich denke, dass für die Versender der Briefe unter Umständen massive Nachteile entstehen können, wenn beispielsweise Fristen nicht eingehalten werden, weil die Zustellung der Briefe wegen der nicht erfolgten Leerung bisher nicht erfolgt ist”, befürchtet der Delkenheimer. „Ärgerlich ist, dass eine Servicenummer angegeben wird, aber ganz offensichtlich keine Reaktion erfolgt.” Auch am 10. Januar hätten Sendungen aus dem Einwurfschlitz geragt.

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Laut dem Pressesprecher der Deutschen Post werden die Leerungen jedes Mal dokumentiert. Jeder Briefkasten werde bei der Leerung gescannt. Es gebe einen Strichcode innerhalb des Kastens. Dieser Code wird sofort in die Protokoll-Datei versandt. „Wir haben am 5. und 6. Januar tatsächlich keinen Scan des Briefkastens in unseren Protokollen”, bestätigt Post-Sprecher Heinz-Jürgen Thomeczek. Man habe deshalb den „Partner, der für uns diese Abholtour fährt,” befragt. Er habe mitgeteilt, dass die Straße gesperrt war. Am 5. Januar war der Hessenring zeitweise gesperrt, weil es in einem Wohnhaus gegenüber eine Explosion wegen eines Gaslecks gegeben hatte. Für die restlichen Tage seien die Leerungen dokumentiert. Die Post stehe weiter im Kontakt zu dem Leerer der Kästen, habe aber noch keine endgültigen Erkenntnisse.

Mal leeren Postzusteller, mal externe Unternehmen

Insgesamt gebe es 268 Briefkästen in Wiesbaden. Zum Teil leeren die Zusteller die Kästen auf ihrer Tour, zum Teil beauftragt die Post andere Unternehmen damit. Über die Service-Hotline seien drei Reklamationen zum überfüllten Briefkasten in Nordenstadt eingegangen. Daraufhin habe man den zuständigen „Partner” kontaktiert.

Die Kastenleerer seien verpflichtet, diese zu leeren. „Falls dies nicht möglich ist, erwarten wir umgehend eine Meldung, um zu reagieren”, stellt Thomeczek klar. „Dass ein Briefkasten nicht geleert wird, ist eher selten, da wir sofort Beschwerden über die Hotline erhalten, das wissen unsere Kastenleerer.” Die Post suche zurzeit Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Zustellung sei jedoch nicht gefährdet.

Woran kann es liegen, wenn Briefkästen überlaufen? „Oftmals hat sich eine größere Sendung verkeilt und fällt nicht durch bis zum Boden, so dass die nachfolgenden Briefe darauf liegen bleiben”, berichtet der Postsprecher. Auch würden manchmal große Mengen und für Briefkästen nicht geeignete Sendungen wie Päckchen und Pakete in den Kasten gestopft. Wer das sehe, rufe am besten die Hotline unter 0228-4333112 an. Die Betriebsstelle erhalte dann eine Meldung und könne reagieren.

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„Wir schauen auf den Plan, wann der Briefkasten normal geleert wird”, so Thomeczek. Der Tourenplan könne durchaus andere Zeiten vorweisen, als die Leerungsanzeige. Wichtig sei, dass so geleert wird, dass die dort enthaltene Post noch den Briefabgang des Briefzentrums am gleichen Tag erreicht. Wenn der Leerungsanzeiger 13 Uhr anzeige, könne die tatsächliche Leerungszeit an einem Wochentag auch mal 16 Uhr sein. Wegen des Nordenstadter Briefkastens prüfe die Post gerade, ob eine spätere zusätzliche Leerung in Frage kommt Mit 49 Millionen Briefsendungen täglich sei der Brief ein Massenprodukt und von der Haftung ausgeschlossen. „Dafür gibt es Express-Sendungen oder Einschreiben, die über den Postschalter versandt werden. Allerdings kann der Absender einen Nachforschungsauftrag bei uns stellen”, stellt der Postsprecher klar.