Vier Poitou-Esel für die Wiesbadener Fasanerie

Das Gehege für die Poitou-Esel ist 800 Quadratmeter groß und wurde mit einem besonderen Boden ausgestattet.

Die vom Aussterben bedrohte Haustierrasse, die in der Fasanerie Einzug hält, gilt als sehr sensibel. Bei den bisher vier Tieren soll es nach den Plänen des Tierparks nicht bleiben.

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Klarenthal. Wo sich im Tier- und Pflanzenpark Fasanerie noch vor Kurzem die Schweine in ihrer Suhle sauwohl gefühlt haben, ist der Boden jetzt so eben, dass ein Esel mit seiner Nase elegant einen Spielball aus hartem Kunststoff am Boden entlang führen kann, um an die darin versteckten Leckerlis zu kommen. Denn für die drei Poitou-Esel-Damen und einen Poitou-Wallach ist in dem 800 Quadratmeter großen Gehege eigens ein gelenk- und hufschonender Boden installiert worden, dessen unterste Schicht aus einer Drainage besteht. „Darüber liegen spezielle Paddockplatten, die federn und darauf ein körniger Belag, damit sich die Hufe ein bisschen abreiben, aber keine Staunässe entsteht“, erläutert Parkleiterin Nadja Niemann.

Kein Futter von den Fasanerie-Besuchern

Auch was Nahrung angeht, ist die gefährdete Großeselrasse mit dem langen Fell sehr sensibel. Sie kommt mit Gras und Heu aus, erhält dies in der Fasanerie aber auch in Form von Pellets, über die man ihnen im Bedarfsfall Medikamente verabreicht. Ansonsten wird das Eselfutter auf den drei Hektar Fläche angebaut, die dem Park für den landwirtschaftlichen Betrieb zur Verfügung stehen. Damit die Grautiere, die dem Menschen ausgesprochen zugewandt sind, von Gästen auf keinen Fall Zucker oder Getreide zu fressen bekommen, ist das Gehege mit einem doppelten Zaun versehen worden.

„Wir haben als Stadt Wiesbaden sehr gerne die 89.000 Euro für das Gehege investiert“, berichtet Umweltdezernentin Christiane Hinninger (Grüne). Bei der offiziellen Einweihung dankt sie aber auch dem Förderverein, der durch den stellvertretenden Vorsitzenden Marc Paffenholz vertreten ist. „Ohne den Förderverein könnten wir das Angebot nicht kostenfrei zur Verfügung stellen“, betont Hinninger. In diesem Fall wird der Verein eine größere Futterraufe finanzieren und hat zudem 16.000 Euro für zwei der Tiere investiert, die alle von einem Züchter aus der Nähe der westfranzösischen Stadt Poitiers stammen. Die beiden Esel-Damen, die acht und zehn Jahre alt sind, sollen im Laufe des Sommers einen Ausflug zu einem Züchter nach Gießen machen. „Es ist das Ziel, auch in der Fasanerie zu züchten“, erläutert Sabine Rippelbeck vom Grünflächenamt. Sollte die Befruchtung erfolgreich sein, wäre gut ein Jahr später mit Nachwuchs im Tier- und Pflanzenpark zu rechnen. Dieser hat weitere 10.000 Euro in den Kauf des Wallachs und der erst anderthalbjährigen Esel-Dame investiert, die noch nicht geschlechtsreif ist.

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Wiesbadener Fasanerie nun als Arche Park anerkannt

Mit dem Einzug der Esel hat der Tier- und Pflanzenpark nun auch die Anforderungen eines Arche Parks erreicht. „Wir haben in der vergangenen Woche die Anerkennung erhalten, die Zertifizierung wird im Mai erfolgen“, erläutert Niemann. Arche Parks sollen die Vielfalt bedrohter Haustierrassen demonstrieren. Die Fasanerie verfügt über Vertreter aller drei Kategorien. Bereits kurz vor den Poitou-Eseln sind die Walliser Schwarznasenschafe eingezogen. Außerdem leben hier Bronzeputen, Bergische Schlotterkämme und die bislang noch unter Beobachtung stehenden Orpington Hühner sowie Pommerngänse. Gerhard Müller von der Arche Region Taunus freut sich darüber, dass es nun neben dem Hessenpark einen zweiten Arche Park in der Region gibt. Im nächsten Schritt soll dann das Naturpädagogische Zentrum als Arche-Schule zertifiziert werden. Dafür werden in der Naturpädagogik künftig auch die Aspekte der alten Nutztierrassen und der Ernährung eine Rolle spielen.