
Der Vorschlag des Wiesbadener Verkehrsdezernats, die Nebenspur abzutrennen, führt zu Unmut im Mobilitätsausschuss. Auch ein Hotelier äußert seine Sorgen.
Wiesbaden . „Absoluter Wahnsinn” seien die neuen Pläne des Wiesbadener Verkehrsdezernats zur Berliner Straße. Marc Dahlen (CDU) und auch Christian Hill (Freie Wähler/Pro Auto) sahen darin einen weiteren Höhepunkt in einer Reihe von verkehrspolitischen Fehlentscheidungen. Im Mobilitätsausschuss wurden die Entwürfe heftig diskutiert. Auch Unternehmen entlang der Abraham-Lincoln-Straße haben sich zwischenzeitlich zu Wort gemeldet und ihre Sorgen geäußert.
Geplant ist eine neue Verkehrsführung: Die Nebenfahrbahn der Berliner Straße, die auf Höhe der gegenüberliegenden Jet-Tankstelle anfängt, soll von der Hauptrichtung abgetrennt werden. Der Teil der Abraham-Lincoln-Straße, von dem man derzeit noch direkt auf die Berliner Straße fahren kann, soll dann an die Nebenfahrbahn der Berliner Straße angebunden werden. Die Nebenfahrbahn dient so künftig quasi als Verlängerung der Abraham-Lincoln-Straße. Die Fahrtrichtungen sollen durch Trennelemente separiert werden.
Nicht mehr Richtung Moltkering
Von der Abraham-Lincoln-Straße käme man so nicht mehr direkt auf die Berliner Straße. Ein Abbiegen in Richtung Moltkering/New-York-Straße von der Berliner Straße in Fahrtrichtung Innenstadt würde verhindert werden. In die Innenstadt käme man von der Berliner Straße nur noch über die Linksabbiegerspur Richtung Hauptbahnhof oder über die Frankfurter Straße. Die Option über den Moltkering und die Bierstadter Straße würde so wegfallen. In Richtung Sonnenberg und Bierstadt käme man zudem nur noch über die Abfahrt der B455/Siegfriedring oder eben über die Abraham-Lincoln-Straße.
„Die Abraham-Lincoln-Straße würde dadurch stark belastet”, ist sich Dahlen sicher. Der Verkehr auf der Berliner Straße sei ohnehin bereits durch die 2021 installierte Pförtnerampel „erheblich beeinträchtigt”, heißt es in einem gemeinsamen Antrag von CDU und FDP. „Die Autofahrer würden gezwungen, erhebliche Umwege zu fahren. Das führt zu höheren Emissionen”, kritisierte Dahlen. Er prophezeite ein „Riesenchaos”.
Der Geschäftsführer des Hotels Holiday Inn Express in der Abraham-Lincoln-Straße, Gerhard Burkhardt, äußert in einem Schreiben an Hill „große Sorge”, wenn Autofahrer nicht mehr direkt auf die Berliner Straße fahren könnten: „Das würde zu gravierenden Einschränkungen für unseren Geschäftsbetrieb führen.” Burkhardt rechnet genau vor, dass die Umwege etwa zum Hauptbahnhof, zum Kurhaus oder zum Rhein-Main-Congress-Center (RMCC) für die Gäste beträchtlich wären. Sie stellten ein „Absurdum” dar, da sie Wegstrecken unnötig verlängerten. Zudem liege das Hotel in einer Sackgasse. Zu Stoßzeiten würden sich mehrere Hundert Autos hinein- und herausbewegen. An der Einfahrt zur Sackgasse könnte sich ein Nadelöhr bilden, befürchtet der Hotelgeschäftsführer.
„Lösung wäre nur Demontage der Pförtnerampel”
Auch andere Unternehmen fänden den Vorschlag „inakzeptabel”, berichtete Dahlen. Eine echte Verbesserung der Verkehrssituation auf der Berliner Straße brächte nur eine Demontage der Pförtnerampel, die den Verkehrszufluss regeln soll.
Stephan Noll, Verkehrsplaner beim Tiefbauamt, versuchte, vor allem der Opposition im Mobilitätsausschusses die Vorteile der Pläne nahezubringen. Sie würden zu einer „starken Verringerung des Verkehrs auf der Abraham-Lincoln-Straße” führen, zugleich allerdings auch zu mehr Verkehr auf der Berliner Straße, wie er einräumte. Es sei dann nicht mehr möglich, über die Abraham-Lincoln-Straße den Verkehr auf der Berliner Straße rechts zu „überholen”. Die Verkehrssicherheit werde verbessert. Im Ortsbeirat Südost waren die Ideen bereits vorgestellt worden, sind aber ebenfalls auf wenig Gegenliebe gestoßen.
Nicole Röck-Knüttel (CDU), die auch Mitglied im Ortsbeirat ist, lehnte den Vorschlag ab. „90 Prozent des Verkehrs werden über den Weidenborn fahren”, prophezeite sie. Denn die Verkehrsteilnehmer, die aus der Abraham-Lincoln-Straße Richtung Innenstadt fahren wollten, müssten nun über die Friedensstraße/Siegfriedring fahren oder sich an der Auffahrt B455/Siegfriedring an das Stauende an der Pförtnerampel anstellen „Das entlastet die Gesamtsituation nicht, belastet aber das Wohngebiet”, sagte Röck-Knüttel.
Johannes Luderschmidt (Grüne) erinnerte daran, dass die CDU selbst eine Lösung gefordert hatte, wie der Verkehr in Richtung Moltkering/Bierstadt besser geleitet werden soll. Das unterstrich auch Verkehrsdezernent Andreas Kowol (Grüne) und betonte, dass durch die Havarie der Salzbachtalbrücke noch immer eine Sondersituation bestehe. Ziel sei, Schleichwege dicht zu machen und die Wege für die Busse zu entlasten. Man werde mit allen betroffenen Unternehmen sprechen. Die R+V-Versicherung habe großes Verständnis. „Es ist eine vernünftige Maßnahme zur Optimierung”, betonte Kowol.
Dennis Friedrich (CDU) schlug vor, stattdessen die Durchfahrt hinter der Aral-Tankstelle nur für Busse zuzulassen. „Das würde den Zweck nicht erfüllen und man könnte es auch nicht überwachen”, entgegnete Verkehrsplaner Noll.