Nina Sander hat sich in ihrer Bachelorarbeit mit dem Thema „Upcycling“ auseinandergesetzt. Das bedeutet, dass man augenscheinlichen Abfall zu etwas Brauchbarem umwandelt....
WIESBADEN. Nina Sander hat sich in ihrer Bachelorarbeit mit dem Thema „Upcycling“ auseinandergesetzt. Das bedeutet, dass man augenscheinlichen Abfall zu etwas Brauchbarem umwandelt. In ihrem letzten Semester hat sie die Verpackung für eine Kaffeekirschenlimonade erstellt. Die Wiesbadener Kommunikationsdesign-Studentin ist eine von 22 Absolventen, die noch bis zum heutigen Samstag ihre Arbeiten in der Kleinen Schwalbacher Straße 8 ausstellen.
„Um einen Kilo Kaffee auf die Waage zu bringen, müssen fünfmal so viele Kaffeefrüchte gepflückt werden“, weiß Sander. „Mein Ziel war es, eine Kreislaufwirtschaft in Gang zu bringen.“ Gemeinsam mit der Wiesbadener Kaffeerösterei „Maldaner“ hatte sie die Idee zur Kaffeekirschenlimonade. Zur Herstellung werden Abfallprodukte aus der Kaffeeherstellung verwendet. Hinzu kommen noch Wasser, Zitrone und Agavendicksaft. Daraus entsteht ein bräunliches Getränk, das ein wenig an ungesüßten Eistee erinnert. Im Zuge ihrer Bachelorarbeit verpasste die Studentin dem Getränk ein einheitliches Design und einen griffigen Namen. „Schmizz“, heißt es nun. „Weil es abgeht wie Schmidts Katze.“
Unter dem Namen „Quintessenz“ führt die Hochschule Rhein-Main alle 22 Abschlussarbeiten zusammen und präsentiert sie der Öffentlichkeit. Um die Ausstellung kümmern sich traditionell die jüngeren Semester. Die SEG Stadtentwicklungsgesellschaft Wiesbaden hat der Hochschule in der Kleinen Schwalbacher Straße ein Gebäude zur Verfügung gestellt. Auf drei Stockwerken sind die kreativen Arbeiten der Kommunikationsdesigner zu sehen. „Unser Plan ist es, den Ort regelmäßig zu wechseln“, sagt Studiengangsleiter Theo Steiner. „Unsere Seminarräume sind immer dieselben, auf diesem Wege können wir immer ein ganzes Haus bespielen.“
Die Unterhose ist eines Menschen wahre Identität
Ausgefallen und provokant ist die Arbeit von Hien Hoang. Hinter dem Namen „Under The Pants“ verbirgt sich ein Fotografieprojekt, das alltägliche Menschen in ihren Unterhosen zeigt. „Die Unterhose ist der Haut am nächsten und vielleicht eines Menschen wahre Identität“, meint Hien. Nur zwei Bekannte von ihr ließen für das Projekt die Hüllen fallen, viele ihrer Modelle habe sie über Internetforen rekrutiert. Hoangs Bilderstrecke zeigt die ungeschönte Realität auf sonderbar ästhetische Weise: Bunte Schlüpfer treffen auf Orangenhaut und reichlich Körperbehaarung.
Keine Abschlussarbeit gleicht der anderen. Ihre Gemeinsamkeit besteht darin, dass sie sich mithilfe von Medien ausdrücken – eben einen Kommunikationsweg darstellen. Natalia Zaitseva reiste in der Zeit zurück und erstellte ein Illustrationsbuch über das historische Wiesbaden um das Jahr 1900. Parya Madzjoub beschäftigte sich in ihrer Arbeit „Die Netzhelden“ kommunikativ mit einer Initiative gegen Cybermobbing, Fabian Dornhecker hat eine völlig neue Schrift entwickelt.
Für die Studierenden sind ihre Bachelorarbeiten wie eine Visitenkarte. Manch einer profitiert bereits beruflich von seiner Arbeit – so auch Nina Sander. Ihre Kaffeekirschenlimonade wird voraussichtlich auf den Markt kommen. Wann es soweit ist? „So schnell wie möglich“, sagt sie.