Ab Dienstag muss sich Ali Bashar in Wiesbaden für die Tötung der Schülerin Susanna verantworten. Vor Prozessbeginn im Justizzentrum in der Mainzer Straße ist die Anspannung...
WIESBADEN. Die Anspannung bei den Beschäftigten im Justizzentrum in der Mainzer Straße ist schon seit Tagen zu spüren - wie wird das wohl am kommenden Dienstag ablaufen? Wie wird der Andrang sein? Wann werden sich die ersten Zuschauer einfinden? „Das ist ein Thema, ganz klar“, sagt Wolfram Simon, Vizepräsident und Pressesprecher des Landgerichts. „Ich denke aber, wir sind gut vorbereitet, damit der Prozess ordnungsgemäß und auch störungsfrei ablaufen kann.“
Am kommenden Dienstag soll von 9.30 Uhr an vor der Schwurgerichtskammer des Landgerichts der mit viel Interesse erwartete Prozess gegen den Mann beginnen, der unter dem Namen Ali Bashar im Frühsommer 2018 bekannt geworden war: Ein abgelehnter Asylbewerber aus dem Irak, der wiederholt gestanden hat, in der Nacht zum 23. Mai 2018 in der Gemarkung Wiesbaden-Erbenheim die Schülerin Susanna aus Mainz getötet zu haben. Die Leiche der 14-Jährigen war am Nachmittag des 6. Juni gefunden worden. Die Schülerin wurde von ihrer Mutter erst am späten Abend des 23. Mai bei der Polizei in Mainz als vermisst gemeldet. Da war ihr Kind schon viele Stunden tot. Angeklagt ist in diesem Fall Mord, heimtückisch begangen, zur Verdeckung einer Vergewaltigung. Letzteres bestreitet Ali Bashar. Mitverhandelt wird noch ein schwerer Raub. Ein weiteres Verbrechen, bei dem im April 2018 der Kurpark in Wiesbaden Tatort war.
Erweiterte Sicherheitskontrollen
Der Prozess wird von einem bundesweiten und großen Medieninteresse begleitet, wie das auch schon im Frühsommer der Fall gewesen war. Die große Nachfrage von Journalisten schafft vor Ort auch Probleme, denn die räumlichen Möglichkeiten im Schwurgerichtssaal sind sehr begrenzt: 24 Plätze sind hier für Journalisten reserviert und diese Plätze werden in Anbetracht der beantragten Akkreditierungen auch gebraucht. Im Landgericht wird es am Dienstag eine Premiere geben - die Hauptverhandlung wird als Tonübertragung in einem zweiten Presseraum zu verfolgen sein. Dort sind weitere 20 Plätze für Journalisten vorgesehen. Zumindest für den Prozessauftakt dürften alle Presseplätze genutzt werden. Für Zuschauer stehen maximal 56 Plätze zur Verfügung.
Geregelt ist das alles in einer Anordnung des Vorsitzenden Richters, und seine Anordnung umfasst auch Regelungen zur erweiterten Sicherheitskontrolle. Neben der obligatorischen Kontrolle an der Sicherheitsschleuse im Foyer wird es eine weitere Kontrolle am Sitzungssaal geben. Das Foyer des Justizzentrums wird am Dienstag bereits um 7 Uhr, und damit eine Stunde früher, geöffnet. Die Sicherheitsschleuse am Eingang in Richtung des Sitzungssaals kann aber erst von 8 Uhr an passiert werden. Vor dem Schwurgerichtssaal werden dann auch die Kontrollkarten für die Zuschauerplätze verteilt. Ohne Kontrollkarte gibt es keinen Zutritt. Die Karten wiederum sind keine Dauerkarte, sie sind nur für den jeweiligen Verhandlungstag gültig. Zuhörer erhalten bei dieser zweiten Kontrolle einen Handzettel mit den Verhaltensregeln. Wer dagegen verstößt, muss mit Konsequenzen rechnen - ein weiteres Verbleiben im Saal als Zuschauer kann umgehend untersagt werden. Für den Prozess gelten verschärfte Sicherheitsvorkehrungen im Justizzentrum, zusätzlich zum Justizpersonal sind auch Polizeibeamte im Einsatz. So soll ein störungsfreier Ablauf gewährleistet werden. Ali Bashar hatte sich mit sieben weiteren Familienmitgliedern in den Nordirak abgesetzt, die Flucht endete am 8. Juni. Sicherheitskräfte der Autonomen Region Kurdistan nahmen den jungen Mann fest und übergaben ihn einen Tag später der deutschen Bundespolizei.