Im Einsatz gegen Wegwerfen und Waldsterben: Was beide Preisträger des Wiesbadener Umweltpreises gemeinsam haben und welche unterschiedlichen Pläne sie mit dem Preisgeld verfolgen.
WIESBADEN. Zwei aus 30. So lautet die Formel, mit der die Jury des Wiesbadener Umweltpreises das Rätsel des diesjährigen Preisträgers gelöst hat. Ihre Wahl fiel auf die studentische Initiative Replant Wiesbaden und den Verein Lebensmittelrettung, die sich damit gegen 28 weitere Einzelpersonen, Initiativen, Vereine und Unternehmen durchgesetzt haben. Vor rund 60 Gästen hat Umweltdezernent Andreas Kowol (Grüne) den beiden Gewinnern das Preisgeld in Höhe von je 1500 Euro übergeben.
Laufende Kosten decken
Eine beträchtliche Summe, die der Lebensmittelrettung vor allem dabei hilft, die laufenden Kosten zu decken. Der ehrenamtliche Verein sammelt seit 2017 Lebensmittel mit abgelaufenem Mindesthaltbarkeitsdatum und verteilt sie an ihre verschiedenen Stellen in Wiesbaden. Auch Hygieneartikel, Kosmetik und Tiernahrung über dem Verfallsdatum gehen an Einrichtungen wie das Kinderzentrum, das Frauenwohnheim oder Flüchtlingsheime – anstatt entsorgt zu werden.
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Knapp 50 aktive Mitglieder des Vereins holen die Sachen zuvor in Supermärkten und Bäckereien ab. „Wir organisieren uns über Whatsapp oder den Mitgliederbereich auf unserer Internetseite. Einzelne Partner haben feste Lieferanten, damit wir dorthin immer liefern können“, erklärt Franziska Wendrich. Das Vorstandsmitglied betont, dass die Lebensmittelrettung auch kurzfristig von Betrieben, die etwas zu spenden haben, angefragt werden kann. „Wir geben unseren Helfern Zeitfenster an, in denen Sachen abzuholen sind. Sie können dann selbst schauen, ob sie es zeitlich schaffen, den Auftrag zu übernehmen.“ Um weiterhin soziale Einrichtungen versorgen zu können, ist der Verein über jeden Helfer glücklich. Wer keine Zeit zum Ausfahren hat, kann als Geldgeber oder Sachspender unterstützen.
Von Preissteigerungen betroffen
Darauf wird auch der zweite Gewinner des Umweltpreises angewiesen sein. Die beiden Initiatoren von Replant Wiesbaden, Tim Häuser und Luis Rothe, planen für das Ende dieses Jahres eine neue Aufforstungsaktion im Wiesbadener Wald. Bereits vergangenes Jahr haben die beiden Studenten über eine Crowdfunding-Aktion 10 000 Euro gesammelt. Zusammen mit weiteren 10.000 Euro einer anderen, privaten Spendenaktion (nicht von Häuser und Rothe) konnten damit 5000 Bäume auf 5,5 Hektar Fläche gepflanzt werden. Dieses Jahr soll die Aktion ähnlich groß werden, doch dazu ist Replant auf die finanzielle Unterstützung einzelner Firmen angewiesen: „Auch uns betreffen dieses Jahr die Preissteigerungen. Setzlinge und das Holz für Zäune sind teurer geworden.
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Um den veränderten Bedingungen hier gerecht zu werden, wollen wir auf Firmen zugehen und deren Sponsor-Bereitschaft abklopfen“, erklärt Häuser. Es werde aber auch weiter eine Spendenseite geben, über die Privatleute spenden können. Wenn das Datum der Aktion klar ist, wird Replant dies über ihre Instagram-Seite kommunizieren. „Dann können Freiwillige, die beim Einpflanzen helfen möchten, uns einfach eine Nachricht schreiben.“ Vergangenes Jahr seien es über drei Tage verteilt jeweils 15 bis 20 Helfer gleichzeitig gewesen. „Wir hatten da mehr Anfragen als Leute, die überhaupt mithelfen konnten“, ergänzt Häuser.
Mit dem Preisgeld sei auf jeden Fall ein erster Grundstein für die neue Pflanzaktion gelegt, sagt Häuser, der erst kurz vor Einsendeschluss vom Umweltpreis erfuhr. Kurzfristig füllten seine Kollege Rothe und er den nötigen Fragebogen aus. Große Chancen hatten sie sich nicht ausgerechnet, umso überraschender dann der Moment, als Replant als einer der Gewinner vorgelesen wurde.