Neue „Gesellschaft für Kinder- und Frauenrechte gegen...

Auch in Deutschland erfahren Frauen und Kinder Gewalt. Die GKFG, ein Spin-Off der Hochschule Rhein-Main, will einen Beitrag zur Gewaltprävention in der Gesellschaft leisten.

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WIESBADEN. Gewalt gegen Kinder und Frauen ist im Jahr 2020 immer noch ein Thema – auch in Deutschland. Oft geschieht sie in den eigenen vier Wänden. Entweder erfahren Kinder die Gewalt selbst oder sie werden Zeugen. Wie können sie aber identifizieren, dass ihnen Unrecht geschieht und sie gewisse Rechte haben? Genau an dieser Stelle setzt die neu gegründete „Gesellschaft für Kinder- und Frauenrechte gegen Gewalt“ (GKFG) an, die mit einer Kick-off-Veranstaltung in der Hochschule Rhein-Main vorgestellt wurde. Die GKFG mit Sitz in der Adolfstraße will einen Beitrag zur Gewaltprävention in der Gesellschaft leisten.

„Wir können jetzt als Träger unabhängiger von der Hochschule agieren. Wir gehen weg von der Projektarbeit hin zu langfristigen Maßnahmen mit Schulen, Lehrern und anderen Einrichtungen“, sagt Professorin Heidrun Schulz vom Fachbereich Sozialwesen, die zum Geschäftsführer-Trio der GKFG gehört. Im Mittelpunkt der Arbeit der GKFG steht die Umsetzung des international bewährten Präventionsprojektes „MamMut – Mitmachen macht Mut. Gemeinsam gegen Gewalt“, das vom Land Hessen und der Stadt Wiesbaden gefördert wird. Schulze hat das in Südamerika entstandene Projekt 2015 nach Wiesbaden geholt. „MamMut“ wird als Lerninhalt an der Hochschule behandelt: Studenten der „Sozialen Arbeit“ können wahlweise in zwei Semestern zu „Lernbegleitern“ ausgebildet werden. Inhaltlich ist „MamMut“ ein interaktiver Lernparcours für Kinder zwischen fünf und neun Jahren, der in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH entwickelt wurde. „Wir versuchen, gemeinsam mit Kindern eine Sprache zu finden, über Gewalt zu sprechen“, erklärt Schulze. „Es geht aber auch darum, traditionelle Geschlechterrollen zu diskutieren.“ Sie habe gemeinsam mit Studenten das Projekt schon in rund 50 Schulklassen in Wiesbaden umgesetzt. „Es ist wichtig, Kinder als Akteure der Veränderung anzuerkennen, deshalb wollen wir gemeinsam mit ihnen weitere Maßnahmen entwickeln.“

Hochschulpräsident Detlev Reymann ist begeistert über die Gründung der Gesellschaft: „Wir sehen uns nicht als reine Ausbildungsstätte. Wir sehen unsere gesellschaftliche Verantwortung, unser Wissen in diese Gesellschaft einzubringen“, sagt Reymann. Sozialdezernent Christoph Manjura unterstreicht, dass die Stadt durch die „Istanbul-Konvention“ einen verpflichtenden Auftrag habe. Das ist ein völkerrechtlicher Vertrag des Europarats zur Bekämpfung von häuslicher Gewalt. „Deshalb ist es umso wichtiger, dass die Stadtgesellschaft nun einen neuen Akteur begrüßen kann.“ Die Stadt unterstützt das Projekt mit 63 000 Euro. Programmkoordinatorin der GFKG wird Adriana Shaw, ehemalige Stadtteilmanagerin im Westend, die sich schon im Studium mit Geschlechterrollen beschäftigt hat.