Närrische Rieslinggala des CCW im Kurhaus

Ulrike Neradt (Mitte) bekommt bei der Rieslinggala Unterstützung von Weinkönigin Stephanie Kopietz (2. von rechts) und Andreas Guntrum (3. von rechts) sowie von Rheingauer Winzern und Tänzern aus Strinz-Margarethä.Foto: wita/Paul Müller  Foto: wita/Paul Müller
© Foto: wita/Paul Müller

18 Jahre alt ist die närrische Rieslinggala des Carneval Clubs Wiesbaden in diesem Jahr geworden. Würde man das in Weinjahren denken, dann wäre das schon ziemlich alt. Doch...

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WIESBADEN. 18 Jahre alt ist die närrische Rieslinggala des Carneval Clubs Wiesbaden in diesem Jahr geworden. Würde man das in Weinjahren denken, dann wäre das schon ziemlich alt. Doch den mehr als 400 Riesling-Freunden bei Wiesbaden größter Weinprobe im wunderschönen Thiersch-Saal des Kurhauses, war das am Freitagabend ziemlich egal. Denn hier geht’s ja vor allem um Riesling. Und der wirkt, wenn er aus dem Rheingau kommt, alles andere als betulich und altbacken. So waren sich denn die Weinnasen im Saal einig, dass die Rieslinggala vielleicht volljährig geworden ist, von ihrer Spritzigkeit aber nichts verloren hat.

16 Weine aus sechs Weingütern

„Tunk es bissche, schluck e bissje“, das ließen sich die Rieslingfreunde von der Sängerin und einstigen Weinkönigin Ulrike Neradt nicht zweimal sagen. Gemeinsam mit CCW-Präsident Andreas Guntrum und der Rheingauer Weinkönigin Stephanie Kopietz lotste sie geschickt durch die insgesamt 16 Weine von sechs der besten Weingüter des Rheingaus – auch wenn ein ums andere Mal die große Glocke in Aktion treten musste, um den Saal zur Aufmerksamkeit zu rufen. Doch verwunderlich war der Redebedarf bei den Riesling-Freuden nicht, galt es doch einige der leckersten Tropfen des Rheingaus fachkundig mit dem Tischnachbar zu bewerten.

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Es gehört zu den Eigenheiten dieser Weinprobe, dass die Rotweine am Anfang stehen. Zum „Quercus“ vom Weingut Allendorf in Winkel und dem „Johan Jakob“ vom Weingut Nicolai in Erbach passten die Trommeln der Füsiliergarde aus Gonsenheim, als hätten die Götter Jokus und Bacchus gemeinsam Regie geführt. Von „Kaffee und Vanille“ schwärmte Uli Allendorf bei seinem Wein. Frank Nikolai hingegen kam gerade von der Berlinale. Dort trinkt man inzwischen auch seine Tropfen. „Einmal auf dem roten Teppich, das war schon was“, sagt er. Sein kräftiger Roter, benannt nach seinen beiden Großvätern, hat’s ebenfalls verdient.

„Man muss für den Beruf brennen.“

Detlev Schönauer als Lehrer konkurrierte in der Bütt mit einem Riesling Kabinett vom Weingut Diefenhardt aus Martinsthal und einem feinherben Kiedricher Sandgrub vom Weingut Speicher-Schuth aus Kiedrich. Doch bei solchen pointierten Deutschkursen schaute man gerne mal vom Glas auf: Wenn man heute nicht mehr „Mohrenkopf“ sagen darf, ist dann auch bald „Führerschein“ verboten? Als die Atzmann Tornados über die Bühne fegten, jaja, auch die Männer können tanzen, wurde im Saal ein Riesling Classic vom Wiesbadener Weingut Höhn verkostet. Jürgen Höhn fackelt nicht lange: „Ein geiler Wein.“ Doch der feinherbe Ortswein aus Rüdesheim vom Weingut Eser hielt gut mit. „Man muss für seinen Beruf und für den Wein brennen“, sagte Desiree Eser.

Detlef Sissol, das ist der mit dem trockensten Humor überhaupt, referierte in der Bütt über die Heiratspläne seines 92-jährigen Opas. „Er weiß nicht wann, er weiß nicht wen, und keiner weiß warum.“ Dazu perlte es im Glas. Mark Barth vom Weingut Barth aus Hattenheim hatte einen 2009er Sekt in der Magnumflasche mitgebracht: „Die richtige Größe für einen romantischen Abend zu zweit – wenn sie nicht mittrinkt.“

Die Amandas des CCW rockten anschließend den Saal, Andy Ost übersetzte gewohnt genial Ozzy Osborne oder Bruce Springsteen und auch die Showtanztruppe aus Strinz-Margarethä schaffte es vielbeinig und bunt, sich gegen Erste Gewächse, Erste Lagen und Große Gewächse zu behaupten. Marc Barth blieb es schließlich vorbehalten, zum Finale aus der Tiefe seines Kellers eine 2009er Beerenauslese Hallgartener Schönhell zu holen. Feinster Riesling aus dem Rheingau und feinste Narretei aus Mainz mit den Hofsängern – bei der Rieslinggala passte auch das perfekt zusammen.

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Von Manfred Knispel