Der digitale Unterricht mit Facetime, Skype und Zoom erfordert eine gute Vorbereitung. Die Wiesbadenerinnen Britta Roscher und Alma de Lon berichten.
WIESBADEN. Außergewöhnliche Zeiten erfordern außergewöhnliche Maßnahmen: So findet jetzt auch Musikunterricht online statt. Denn sehen und hören kann man sich ja trotzdem in Echtzeit. So haben sich auch zwei von vielen Wiesbadener Freiberuflerinnen schnell entsprechend eingearbeitet.
Querflötistin Britta Roscher hat eine E-Mail an alle Schüler geschrieben und ihnen „schweren Herzens“ mitgeteilt, „dass ich den 1-zu-1-Unterricht aussetzen und auf Online-Unterricht umstellen werde“. Vorher gab es lange Diskussionen mit den Kolleginnen des „Musiklehrernetzwerks 2.0“. Technisch war Roscher mit E-Learning vertraut, denn sie lernt seit einigen Jahren Hindi mit einer Muttersprachlerin in Indien. „Von daher ist mir Online-Unterricht als Video-Konferenz vertraut.“
Tutorials anschauen und Blogeinträge recherchieren
Dies nun aber auf Musikunterricht zu übertragen war eine echte Challenge“, berichtet sie. Apps, Mikrophonierung und Audio- und Video-Einstellungen meisterte sie „learning by doing“. Das bedeutete: mit anderen Musikern kommunizieren, Tutorials anschauen, Blogeinträge recherchieren.
„Bei aller Anstrengung ist es aber auch spannend“, findet Britta Roscher. „Der Austausch und der gegenseitige Support weltweit sind großartig, die sozialen Medien in dem Zusammenhang ein Geschenk. Ich glaube, ich habe in so kurzer Zeit noch nie so viel dazu gelernt.“
Die Schüler und deren Eltern sehen das ähnlich. Manuela Slaby berichtet: „Aus meiner Sicht ist der Onlineunterricht für beide Seiten eine Win-Win-Situation. Wir bleiben zuhause, trotzdem kann ich weiterhin angeleitet an meinem Querflötenspiel arbeiten und Britta muss nicht auf ihre Einnahmen verzichten.“ Manche älteren Schüler möchten zunächst abwarten, sagt Britta Roscher. „Aber auch für diese stricke ich Angebote.“ Zur Kurzweil hat sie eine „Corona-Olympiade“ für ihre Schüler entwickelt mit originellen Aufgaben.
Sie empfindet es auch gar nicht so, dass sie „kein echtes Gegenüber“ hat. „Man muss sich aufeinander einspielen, aber dann ist es sehr real. Ich glaube auch, dass es ein gutes Training für die Eigenwahrnehmung ist. Ich muss oft zurückfragen, weil ich nicht alles sehen oder deutlich hören kann. Das schult die Eigenverantwortung enorm.“
Ganz ähnlich handhabt Sängerin und Gesangslehrerin Alma de Lon ihren Unterricht. „Ich verwende zwei Geräte – eins für den Anruf und eins für Audio“, beschreibt sie. „Ich empfehle einen Computer für den Video-Chat und Handy oder Tablet für die Audiodaten. Der Sound sollte zusätzlich verstärkt werden.“ Den Online-Unterricht findet sie „auf jeden Fall produktiv“. Die Gesangsschüler live am Klavier zu begleiten, ist nicht möglich. „Daher spiele ich die Übungen ein und sende sie den Schülern zu. Das ist auch eine gute Gelegenheit, am selbständigen Hören zu arbeiten.“
Ein weiterer Vorteil beim Gesangsunterricht: „In Bezug auf die Körperhaltung ist Video-Chat wirklich großartig – man kann sich selber auf dem Monitor sehen. Es wirkt wie eine Art Spiegel.“ Mögliche nutzbare Programme sind Facetime, Skype und Zoom – das müsse man individuell ausprobieren. Man müsse sich in jedem Fall gut vorbereiten – Lehrer wie Schüler. Ein versierter Gesangspädagoge könne auf diese Art viel vermitteln. Gesangsunterricht werde international seit über 20 Jahren so angeboten. „Mit ein wenig Mut und Geduld kann man viel Spaß haben und viel lernen.“