Christoph Müller ist als Schutzmann vor Ort im Wiesbadener Westend unterwegs. Seine Markenzeichen: ein Segway und viel Kommunikation.
WIESBADEN. Der Polizist auf dem Segway – wer kennt ihn nicht? Als „Schutzmann vor Ort“ ist Christoph Müller täglich in der Wiesbadener Innenstadt unterwegs und der auffällige Elektroroller ist so etwas wie sein Markenzeichen. Im Bezirk des 1. Polizeireviers schaut er nach dem Rechten, ist Ansprechpartner für die Bürger und wird auch schon mal von Touristen nach dem Weg gefragt. Mit seiner Präsenz auf der Straße will der Kriminaloberkommissar vor allem für mehr Sicherheit sorgen.
Der 56-Jährige stammt ursprünglich aus Gersfeld, einem 3.000-Einwohner-Städtchen in der Rhön nahe der Wasserkuppe. Dass er Polizist geworden ist, habe er seiner Mutter zu verdanken, erzählt er schmunzelnd: „Eigentlich wollte ich als Trompeter Berufsmusiker werden.“ Auf Mutters Rat hin bewarb er sich sicherheitshalber auch an der Polizeischule – und hatte dort mehr Glück als bei den Musikschulen. „Das hat sich sehr glücklich gefügt“, sagt er. Bereut habe er es nie. Der Musik ist er treu geblieben. Nach wie vor spielt er Trompete, nur eben als Hobby und nicht als Beruf. Der Junggeselle ist Mitglied im ehemaligen Posaunenchor der Kreuzkirche sowie im Bläserkreis Bergkirchenviertel, wo er auch wohnt.
Seit 2004 hat jedes der fünf Polizeireviere in Wiesbaden einen Schutzmann vor Ort. Christoph Müller ist seit 2010 für die Innenstadt zuständig. Dafür hat er sich auch wieder die Uniform angezogen, die er nach seiner Übernahme zur Kriminalpolizei und dem Studium zum Diplom-Verwaltungswirt eigentlich abgelegt hatte. „Mit Uniform ist man natürlich besser sichtbar.“
Müllers Zuständigkeitsbereich reicht von der Mainzer Straße bis zum Dürerplatz, von der Tennelbachstraße bis zum Neroberg und umfasst auch das innere Westend. „Es ist ein relativ großes Gebiet, da ist der Segway für die langen Strecken sehr angenehm“, findet er. Das ungewöhnliche Gefährt hilft ihm außerdem, mit den Leuten ins Gespräch zu kommen, was äußerst nützlich ist für eine Aufgabe, die zu einem großen Teil auf Kommunikation beruht.
Direkter Kontakt entscheidend
Der direkte Kontakt mit den Menschen ist es auch, was Müller an seinem Job so gut gefällt, verbunden mit der Chance, Dinge zu verbessern und größere Probleme frühzeitig abzuwenden – bevor etwas passiert. So versucht er, schon im Vorfeld zu verhindern, dass sich Spannungen innerhalb größerer Gruppen – beispielsweise in der Trinkerszene wie sie am Faulbrunnenplatz anzutreffen ist – zu größeren Auseinandersetzungen oder gar Schlägereien entwickeln. „Wenn es laut wird, spreche ich sie an“, erklärt Müller: „Wirkt das Gespräch, gut. Sonst schicke ich die Kollegen von der Streife hin.“
Weil er nicht immer überall sein kann, ist er dankbar für Hinweise aus seinem Netzwerk. „Kioskbesitzer oder Brezelverkäufer geben mir Bescheid, wenn sich an ihrer Ecke atmosphärisch etwas verändert.“ Im inneren Westend pflegt er den Kontakt zu Moscheen und Kulturvereinen, außerdem zu sozialen Einrichtungen. „Bei Problemen können sie sich an mich wenden – und umgekehrt.“
Die soziale Zusammensetzung und die Vielfalt der dort wohnenden Menschen mache das Viertel so besonders und interessant, findet Müller. Sollte es Verständigungsschwierigkeiten geben, findet er Unterstützung bei Vermittlern vor Ort, die die jeweilige Sprache sprechen.
Gefühlte Unsicherheit trotz niedriger Kriminalitätsrate
Das Konzept des Schutzmanns vor Ort habe sich bewährt, davon ist der Kriminaloberkommissar überzeugt. „Der kontinuierliche Kontakt ist besser, als wenn man nur kommt, wenn etwas passiert. Das nehmen die Leute positiv wahr.“ Manchmal gehe es auch nur um „gefühlte Unsicherheit“, glaubt Müller. Die Kriminalitätslage sei eigentlich gut, die Rate niedrig, die Aufklärungsquote hoch.
Viele seien aber verunsichert, wie sie sich im Fall des Falles verhalten sollten. Er wünscht sich daher mehr Aufklärung und Pädagogik, um das subjektive Sicherheitsempfinden zu erhöhen. Einen ganz konkreten Beitrag dazu leistet Christoph Müller freilich selbst. „Wenn sich die ehrlichen Leute durch meine Arbeit ein bisschen sicherer fühlen – und die nicht so ehrlichen dafür unsicherer – ist schon ein Ziel erreicht.“
Mehr aus dem Westend gibt es in unserer Stadtteilzeitung auf www.mensch-westend.de. Druckausgaben erhalten Sie im Kundencenter, Langgasse 23.