Meinung

Meine Wochenschau: Rückblick auf "Wenn Eltern alt werden"

von Redaktion und Erdal Aslan
Die Wochenschau von Erdal Aslan. Foto: VRM

Die mehrteilige Serie „Wenn Eltern alt werden“ ist zu Ende gegangen. Ein Blick auf das Thema, das jeden früher oder später betreffen wird, aus persönlicher Erfahrung.

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Obwohl kein Weg am Altern vorbei führt, fällt das Verdrängen so unglaublich leicht. Bis es eben nicht mehr geht: Wenn Eltern alt und gebrechlich werden, sind sie auf die Hilfe ihrer Kinder angewiesen. Kommt noch eine Krankheit wie Demenz dazu, wie es der Autor dieser Zeilen aus der Verwandtschaft nur allzu gut kennt, kann es das Leben aller Beteiligten innerhalb kürzester Zeit auf den Kopf stellen. Schock, Trauer, Überforderung – die Gefühlswelt dreht sich schier unaufhaltsam. Darauf folgt irgendwann Akzeptanz und im besten Fall der pragmatische Umgang mit der Situation. Aber auch dann kann das Gefühl von Überforderung ein ständiger Begleiter im Alltag bleiben, während man Privat- und Berufsleben in der Spur zu halten versucht.

Doch es gibt Möglichkeiten, Betroffene nicht nur zu entlasten, sondern die Lage deutlich zu verbessern. Sie konnten einiges darüber in der mehrteiligen Artikel-Serie „Wenn Eltern alt werden“ lesen, die in dieser Woche zu Ende gegangen ist, aber weiterhin online abrufbar bleibt. Ob selbstständiges Wohnen, Hilfe zu Hause, der richtige Zeitpunkt für ein Heim, die frühzeitige rechtliche Vorsorge oder die passenden Beratungsstellen – die Vielfalt der Themen scheint unerschöpflich. Man muss sich die Zeit nehmen und darauf einlassen.

Nachlässigkeit rächt sich

„Nutzen Sie alles, was Ihrem Angehörigen und Ihnen zusteht!“, ist ein Satz, den Berater mantraartig sagen. Nicht ohne Grund: Die Nachlässigkeit diesbezüglich kann sich früher oder später rächen, weshalb man sich das selbst regelrecht einbläuen sollte. Oft liegt es aber auch daran, dass die Optionen im negativen Sinne überwältigend sind. Die möglichen finanziellen Ansprüche zum Beispiel sind teilweise so verschachtelt konzipiert, dass man bei dem ganzen Stress, den man ohnehin hat, sich nicht auch noch durch einen Bürokratiedschungel kämpfen kann oder will. „Einiges ist wohl mit Absicht so umständlich gemacht, damit nicht jeder alle Ansprüche geltend macht“, hat mir mal eine Expertin gesagt. Wahrscheinlich hat sie nicht ganz unrecht. Aber auch dafür gibt es Beratung von der Stadt, sozialen Trägern und Vereinen. Sie sind also nicht allein.

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Einsamkeit spielt dagegen bei manchen Senioren leider eine große Rolle, wie wir in der Serie lesen konnten. Auch mir erzählte ein Neurologe, dass er während der Corona-Hochphase geradezu beobachten konnte, wie schnell einsame Ältere oder Demenzkranke „abgebaut“ haben. Allein unsere Präsenz kann also enorm viel helfen. Ein ganz anderes Problem betrifft im Übrigen ältere Migranten, beispielsweise aus der ersten „Gastarbeiter“-Generation. Wenngleich eine Entwicklung zu erkennen ist, existieren immer noch zu wenige kultursensible Angebote für sie. Das wird für diese Generation auch nicht mehr aufzuholen sein, der Zug scheint abgefahren.

Altern gehört zum Leben dazu

Wenn Sie nun diesen Text lesen und zu den Menschen gehören, die altersbedingt Pflege brauchen: Der Artikel soll Sie bestimmt nicht traurig machen oder gar ein schlechtes Gewissen auslösen, weil Sie denken, Sie fallen Ihren Angehörigen zur Last. Altern gehört wie das Sterben zum Leben. Heute Sie, morgen wir. Versuchen wir gemeinsam, uns darauf vorzubereiten und die Angebote auszubauen, aber auch die bestehenden wahrzunehmen. So schwer das manchmal fällt, kann es das Leben doch sehr erleichtern.