Für ihre Forschungsarbeiten gegen Kopf-Hals-Tumore erhalten Marie-Nicole Theodoraki und Sonja Ludwig den Alexander-Karl-Preis. Thies Schröder wurde ebenfalls ausgezeichnet.
WIESBADEN. Wozu lange drumherum reden? „Das ist die Zukunft, was hier läuft“, sagte Richard Patzke, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Tumorforschung Kopf-Hals, bei der 33. Kuratoriumssitzung der Stiftung vor rund 120 Gästen im Hotel Nassauer Hof. Er meinte damit das anvisierte Ziel eines Stiftungskapitals von fünf Millionen Euro; 1992 betrug das Stiftungskapital 110 000 D-Mark, heute sind es trotz anhaltender Niedrigzinsphase rund 3,6 Millionen Euro. Werde dieses Ziel erreicht, so Patzke, könnten junge Forscher noch intensiver als bislang unterstützt werden.
Für herausragende Projekte in der Krebstherapie erhielten Marie-Nicole Theodoraki (Hals-Nasen-Ohrenklinik an der Universitätsklinik Ulm) und Sonja Ludwig (Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Universitätsklinik Essen) den mit jeweils 25 000 Euro dotierten Alexander-Karl-Preis. Mit einer privaten 10 000- Euro-Spende von Gerd G. Krämmer wurde ferner Thies Schröder vom Institut für Biochemie und Pharmazie (Universität Mainz) ausgezeichnet.
Was hat die Blutzirkulation mit Tumoren zu tun? Die Frage, die Professor Jan Gosepath, Direktor der Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde der Helios-Kliniken sowie Vorstandsmitglied der Stiftung und Vorsitzender der Jury, in den Raum warf, wurde von Thies Schröder mit nicht zu überhörender Leidenschaft für seine Forschung beantwortet: viel. Lokaler Sauerstoffmangel im Tumor gilt als wichtige Ursache für die Gefährlichkeit von Kopf-Hals-Karzinomen, weil er die Wirkung der Strahlentherapie schwächt. Deswegen wird an Möglichkeiten geforscht, wie sich die Durchblutung im Interesse einer verbesserten Therapiewirkung manipulieren lässt.
Dem von Gosepath skizzierten Ziel, wonach die geförderten Projekte (insgesamt wurden 28 von der Jury gesichtet und bewertet) schnell den Weg von der Forschung in die Praxis finden und den Weg zu weiteren Drittfördermitteln ebnen sollen, entsprechen auch die Forschungen von Marie-Nicole Theodoraki und Sonja Ludwig. Die Medizinerinnen aus Ulm und Essen widmen sich der Frage, inwieweit die Evaluation von Proteinkomplexen (Exosome) aus Tumorzellen, die bei Patienten mit aggressiveren Kopf-Hals-Karzinomen ein besonders immunsuppressives Profil aufweisen, für das Therapie-Monitoring genutzt werden können. Als serologischer Biomarker ließe sich so feststellen, in welchem Maß verschiedene Therapien das Profil der Exosome, die ihre immunsuppressiven Moleküle an die Immunzellen weitergeben, verändern können.
Aufgrund ihrer späten Diagnosestellung gehören Kopf-Hals-Tumore – von 100 000 Menschen erkranken nach Stiftungsangaben in Deutschland jährlich 16 Menschen daran – zu den tödlichsten Tumorerkrankungen weltweit. Auch Sonja Ludwig forscht nach einem Biomarker und zu der Frage, inwieweit sich Exosome als Marker zur Früherkennung, aber auch zur Identifikation von Frührezidiven eignen.