„Diskriminierung ist nicht christlich“: Die Wiesbadener Stadtversammlung der Katholiken setzt sich mit deutlichen Worten für die Gleichstellung ein.
WIESBADEN. (red). In einer Stellungnahme spricht sich die Stadtversammlung der Wiesbadener Katholiken deutlich für eine Anerkennung homosexueller Partnerschaften in der Kirche aus. Die Stadtversammlung ist die gewählte, unabhängige Vertretung der rund 52 000 Katholiken in Wiesbaden. Unter dem Motto „Leben segnen – Vielfalt willkommen heißen“ heißt es in dem Schreiben: „Die Diskriminierung homosexueller Menschen und ihres Lebens ist nicht christlich und hat in der Kirche nichts verloren.“ Dies müssten Theologinnen und Theologen, Pfarrer, Religionslehrerinnen und Religionslehrer, Hauptamtliche und Ehrenamtliche gemeinsam mit den deutschen Bischöfen deutlich machen.
Diskriminierung heiße, dass Lebensentwürfe und Partnerschaften homosexueller Menschen negativ beurteilt werden. Diskriminierung bedeute auch, dass diese Menschen Ungleichbehandlungen ausgesetzt sind und ihnen nicht zugestanden wird, ohne Nachteile in Partnerschaften zu leben. „Auch arbeitsrechtliche Ausgrenzungen homosexueller Menschen in der katholischen Kirche darf es in der Zukunft nicht mehr geben.“
Von Selbstzweifeln bis zur Selbsttötung
„In der Vergangenheit hat die Stigmatisierung homosexueller Menschen durch die katholische Kirche zu menschlichen Tragödien geführt: von Selbstzweifeln und Selbstverachtung bis hin zu Selbsttötung“, beklagt der Vorstand der Stadtversammlung. Heute fänden homosexuelle Menschen selten genug überhaupt noch den Weg in die Kirche, selbst wenn Glaube und Evangelium in ihrem persönlichen Leben eine große Rolle spielen. Denn allzu oft hätten sie erfahren, dass sie nicht willkommen sind. Mittlerweile hätten viele Priester Formen gefunden, wie sie homosexuellen Paaren Unterstützung, Begleitung und Segen zusagen können. Doch meistens nur im privaten Raum und in kleinstem Kreis. „Die Kirchen und Kapellen bleiben dagegen heute noch verschlossen, wenn homosexuelle Paare um den Segen bitten“, bedauert das Laiengremium.
Man halte es für entscheidend, dass die katholische Kirche nicht nur umgehend und ernsthaft die Diskriminierung homosexueller Menschen verurteilt: „Die katholische Kirche muss nunmehr auch dringend einen weiteren Schritt gehen und homosexuelle Menschen in ihrer Mitte willkommen heißen, sie anerkennen und ihren Partnerschaften, die in Treue geschlossen werden, das geben, was sie auf ihrem Weg als Christinnen und Christen stärkt: Segen.“