Schulamtschefin Schmieden: „Wir brauchen die Besten”

Ursula Schmieden im Gespräch: Sie ist neue Leiterin des Staatlichen Schulamts für Wiesbaden und den Rheingau-Taunus-Kreis.

Ursula Schmieden, neue Schulamtsleiterin für Wiesbaden und den Rheingau-Taunus-Kreis, spricht über die Versorgung mit Lehrkräften, die Corona-Folgen und andere Herausforderungen.

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Frau Schmieden, wie gut sind die Schulen in Wiesbaden und dem Rheingau-Taunus-Kreis mit Lehrkräften versorgt? Wo hapert es am meisten?

Ursula Schmieden: Wir sind gerade ins zweite Halbjahr gestartet. Ich bin sehr froh, dass die Grundunterrichtsversorgung an allen Schulen im Kreis und in Wiesbaden gesichert ist.

Definieren Sie bitte noch einmal die Grundunterrichtsversorgung. Was bedeutet das Wort?

Das ist die Lehrerstundenanzahl, die jede Schule braucht, um alle verpflichtenden Unterrichtsstunden abdecken zu können. Temporär gibt es natürlich die ein oder andere Schwierigkeit, wenn es nicht planbare Ausfälle gibt. Durch Krankheiten zum Beispiel oder Schwangerschaften. Dies kann dann aber in relativ kurzer Zeit ausgeglichen werden. Bisher gelingt es uns, in enger Zusammenarbeit mit den Schulen dies abzufedern.

Täuscht der Eindruck oder fallen Lehrkräfte kurzfristiger aus als früher? Werden sie schneller krankgeschrieben? Oder müssen in einer Schwangerschaft schneller raus aus dem Schuldienst?

Denken Sie an mehr als zwei Jahre Corona. Das Verhalten und die Sensibilität haben sich verändert. Und das mit Recht. Während der Pandemie wurden Schwangere meistens direkt ins Beschäftigungsverbot gesetzt.

Das heißt, sie waren dann während der gesamten Schwangerschaft nicht für den Unterricht verfügbar?

Ja. Oder es gab ein Teilbeschäftigungsverbot, dahingehend, dass sie keinen Kontakt zu Schülerinnen und Schülern haben durften. Dann haben die Kolleginnen dann anderweitig zugearbeitet. Diese Sensibilität ist auch jetzt noch nicht ganz aufgelöst, aber wir bemerken erste Tendenzen, dass sich das ganz langsam entspannt.

Wenn dann jemand ausfällt, wer ersetzt die Person?

Wenn es Ausfälle gibt, wie jetzt im Winter durch eine Riesenwelle von Infektionskrankheiten, dann bedienen sich die Schulen erstmal ihrer Vertretungskonzepte. Dann wird der Stundenplan umgeschichtet, Vertretungskräfte aus der Schule selbst springen ein. Es ist bei kurzfristigen Erkrankungen das oberste Ziel, dass Fachkräfte den Unterricht halten. Hierzu gehören auch unsere TV-H-Lehrkräfte. Erst wenn das alles ausgereizt ist, kommen TV-H-Kräfte zum Zuge. Also Lehrkräfte, die nicht im Beamtenverhältnis stehen, die aber, das ist uns am allerliebsten, entweder sogar das zweite Staatsexamen oder das erste bereits haben. Sind in einem Fach beide nicht vorhanden, kommen auch Personen infrage, die andere Ausbildungen durchlaufen haben.

Stichwort Grundschulmisere: Die Leistungen der Kinder werden schlechter und gleichzeitig fehlen Lehrkräfte. Eine fatale Kombination. Was kann man dagegen tun?

Es werden mittlerweile ja viel mehr Studienplätze für Grundschullehrkräfte angeboten. Da hat das Land schon einiges getan. Und soweit ich weiß, wird dieses Angebot sehr rege angenommen.

Aber mit dem Gehalt ist Hessen ja wesentlich später nach oben gegangen als andere Bundesländer.

Ja. Ich glaube aber, das Gehalt alleine spielt nicht die wichtigste Rolle, denn die Studierenden-Anzahl hat sich ja vorher schon erhöht. Aber natürlich dauert es sechs bis sieben Jahre, bis die Studierenden in der Schule ankommen. Trotzdem ist die Anhebung des Gehalts natürlich ein weiterer wichtiger Anreiz, diesen sehr herausfordernden Beruf zu ergreifen. Ich sage das für alle Lehrämter: Wir brauchen künftig die Besten.

Gibt es auch sanften Druck auf Teilzeitlehrkräfte, zu sagen, wie wäre es, wenn Ihr wieder in Vollzeit arbeitet oder wenigstens ein paar Stunden mehr nehmt?

Die Schulleitungen haben sicherlich mit ihren Lehrkräften hierüber schon Gespräche geführt, ob die Möglichkeit besteht, temporär aufzustocken, ohne dass wir das immer wissen. Aber es gibt keinen übergeordneten Druck im Moment. Wir werden sehen, wie es sich entwickelt. Eine weitere Möglichkeit wäre dann erneut die Ansprache von Pensionären. Aber so groß ist der Druck im Moment nicht.

Warum dauert es oft so lange, bis Stellen nachbesetzt werden? Man hört das im Rheingau-Taunus-Kreis genauso wie in Wiesbaden?

Das ist vor allem bei den Funktionsstellen der Fall. Also bei Fachbereichsleitern oder stellvertretenden Schulleitern zum Beispiel. Es ist ein hochkomplexes Verfahren. Wir haben das sogenannte „E-Recruiting”, die Stellen sind also digital überall zu sehen. Das führt dazu, dass es auch Bewerbungen aus anderen Bundesländern gibt. Wenn die formalen Voraussetzungen stimmen, fordern wir die dienstlichen Beurteilungen der bisherigen Schulleiter ein. Je größer die Zahl der Bewerber, desto länger kann dieser Prozess dauern. Es muss alles geprüft werden, dann können unterlegene Interessenten Rechtsmittel einlegen und und und. Bei stellvertretenden Schulleitungen ist auch der Gesamtpersonalrat zu beteiligen.

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Also muss man doch eigentlich diese unglaublich bürokratischen Regeln ändern. Oder?

So sind eben die beamtenrechtlichen Regeln der Bestenauslese.  Es kommt ein Problem hinzu. Wir haben eine Pensionierungswelle. Es müssen zur gleichen Zeit viele Stellen besetzt werden. An manchen Schulen gehen Schulleiter und Stellvertreter zur gleichen Zeit. Es gibt auch Schulen, da müssen wir mehrfach ausschreiben, weil es keine Bewerbungen gibt.

Warum? Zu viel Verantwortung für zu wenig Geld?

Ich glaube, auch hier spielt eher Corona eine Rolle. Viele haben in dieser Krise gesehen, wie schwer das sein kann, die Verantwortung zu tragen. Auch deshalb ist die Bereitschaft vielleicht geringer.

Im Rheingau-Taunus-Kreis haben Integrierte Gesamtschulen, die keine Oberstufe haben, wie Hahn und Wallrabenstein, Angst, Schüler zu verlieren. Sehen Sie die IGS da in Gefahr?

Die IGS als solche – in Wiesbaden haben wir ja sehr viele ohne Oberstufe – wird gut angewählt. Es ist eine Entscheidung für eine Schulform , wenn ich mein Kind dorthin schicke. Ob tatsächlich im Kreis Eltern ihre Kinder nicht dorthin schicken, weil es keine Oberstufe gibt, mag ich nicht zu beurteilen.

Wie ist die Schulsituation zurzeit für die ukrainischen Kinder und Jugendlichen?

Zum Halbjahr haben gerade 17 ukrainische Seiteneinsteiger in Regelklassen gewechselt. Für weitere drei wird noch ein geeigneter Schulplatz gesucht. Im kommenden Schuljahr wird es eine Herausforderung werden, einen größeren Schwung unterzubringen. In Wiesbaden ist die räumliche Situation schwieriger als im Kreis.

Bedeutet dies, dass mehr Container aufgestellt werden müssen?

Ja, möglicherweise. Aber Container scheint es kurzfristig keine zu geben.  Man muss dem ganzen kreativer begegnen. Aber da sind wir im Gespräch mit der Stadt. Ich kann aber noch nicht sagen, ob und wo wir neue Klassen einrichten müssen.