In Wiesbaden vorgestellte Studie zeigt wirtschaftliche...

Die Ergebnisse einer Sozialwirtschaftsstudie über die sozialstaatlichen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen der Freien Wohlfahrtspflege überraschen selbst...

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WIESBADEN. Die Ergebnisse einer Sozialwirtschaftsstudie über die sozialstaatlichen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen der Freien Wohlfahrtspflege überraschen selbst die Betroffenen. „So bewusst, wie durch die Studie, waren wir uns darüber selbst nicht“, verdeutlicht Horst Rühl, der Vorstandsvorsitzende der Diakonie Hessen. Sie ist einer von sechs hessischen Wohlfahrtsverbänden, die in der Liga der Freien Wohlfahrtspflege organisiert sind. Überall im Land werden in dieser Woche die Ergebnisse der vom Frankfurter Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik erstellten Studie präsentiert.

Mehrwert für die Zivilgesellschaft

In Wiesbaden ist man dazu in der Reha-Werkstatt der Evim Behindertenhilfe zu Gast und informiert dort nicht nur Mitarbeitende und Klienten, sondern auch Wiesbadens Oberbürgermeister, den geschäftsführenden Direktor des Landkreistags sowie einen Abgeordneten des Landtags.

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Sie erfahren aus den Ergebnissen der Studie zum einen vom zivilgesellschaftlichen Mehrwert der Freien Wohlfahrtspflege. Am Beispiel der Hilfe für Geflüchtete wird deutlich gemacht, dass die Verbände sowohl Unterkunft und Betreuungsangebote für Geflüchtete als auch unabhängige Sozialarbeit bieten. Darüber hinaus koordinieren sie das ehrenamtliche Engagement.

Der zweite untersuchte Aspekt ist die Rolle der Wohlfahrtsverbände als Arbeitgeber. So waren laut der Studie im Jahr 2015 in Hessen 112 792 Menschen in der Freien Wohlfahrtspflege beschäftigt. Dazu kommt zum gleichen Zeitpunkt noch das ehrenamtliche Engagement von rund 160 000 Personen. Mit einer Bruttowertschöpfung von mehr als 13 Milliarden Euro hat 2013 die Sozialwirtschaft einen Anteil von mehr als sechs Prozent in Hessen. Drittens zeigt das Beispiel der Schuldnerberatung in Frankfurt, dass die Sozialrendite in der Sozialwirtschaft einen Wert von bis zu 6,60 Euro für einen eingezahlten Euro erreichen kann.

Nicht überall ist der Rückfluss so groß. „Ich denke aber, dass man immer mehr raus bekommt, als man rein steckt“, sagt Horst Rühl. Zumal die Kaufkraft der Angestellten aus der Sozialwirtschaft in die Betrachtung der Studie noch gar nicht eingeflossen sei. Doch der wirtschaftliche Aspekt ist nicht alles. „Bei dem, was Sie tun, geht es um Menschen, die es nicht so einfach haben, die ein Recht darauf haben, dass wir uns um sie kümmern. Nur die Sozialrendite zu betrachten, wäre zu wenig“, betont Oberbürgermeister Sven Gerich. So bietet etwa die Reha-Werkstatt der Evim an vier Standorten aktuell 415 Menschen mit psychischer Erkrankung eine qualifizierte Beschäftigung. Manche arbeiten als Beschäftigte der Werkstatt im Rahmen eines sogenannten betriebsintegrierten Beschäftigungsplatzes in externen Unternehmen. In Einzelfällen ist es aber auch schon gelungen, Mitarbeitende in den ersten Arbeitsmarkt zu vermitteln. Ein Erfolg, der sich nicht allein in monetären Werten messen lässt.