In der Nacht auf Sonntag haben drei Männer in Wiesbaden Rettungskräfte und Polizisten attackiert. Wir haben mit einer Notfallsanitäterin gesprochen, die direkt betroffen war.
Wiesbaden. Es war gegen 1.25 Uhr als ein Passant in der Oberen Webergasse den Notarzt verständigte, der sah, wie zwei Männer einen dritten, 34-jährigen Mann auf ihren Schultern stützen mussten. Ein Rettungswagen machte sich sofort auf, um Hilfe zu leisten. Mit an Bord eine 33-jährige Notfallsanitäterin, die diesen Einsatz nicht mehr vergessen wird und anonym bleiben möchte.
Vor Ort hätten die 33-Jährige und ihr 23-jähriger Kollege den geschulterten Mann zunächst auf den Boden gesetzt, um mit der Anamnese beginnen zu können. Man habe diverse Drogen und Alkohol konsumiert, hätten die drei Männer ihnen berichtet – und dann begann die Situation schlagartig zu kippen: „Auf einmal begannen die zwei Männer, die noch stehen konnten, uns verbal zu attackieren. Dann griff sich einer der beiden meinen Kollegen und stieß ihm vor die Brust”, erzählt die Notfallsanitäterin im Gespräch.
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Flucht in den Rettungswagen
Sofort hätten die beiden Rettungskräfte die Anamnese gestoppt und flüchteten sich zurück in Richtung Rettungswagen. Die beiden Männer hätten sie verfolgt und am Einsteigen hindern wollen, sagt die 33-Jährige. Einer auf der Fahrer-, der andere an der Beifahrerseite. Unter großem Aufwand gelang es den Einsatzkräften, die Türen zu verschließen. Derweil schlug einer der Männer gegen den Außenspiegel und die Türscheibe. In der Zwischenzeit habe sich der 34-jährige auf der Straße sitzende Mann von selbst wieder hingestellt, sei dann aber in die Fensterscheibe eines Tattoo-Studios gefallen und bewusstlos liegen geblieben.
Während die Sanitäter im Rückwärtsgang die Obere Webergasse hinunterfuhren, setzten die beiden Helfer selbst einen Notruf ab: „Wir brauchen dringend Verstärkung von der Polizei und auch weitere Rettungskräfte!” Die beiden Männer hätten sich zu diesem Zeitpunkt immer noch am Rettungswagen befunden, „um uns da rauszuholen”, erklärte die 33-jährige Notfallsanitäterin.
„Die hätten uns totgeprügelt”
An der Coulinstraße trafen sie schließlich auf eine Polizeistreife, die direkt einen der beiden Männer überwältigen konnte. Der Mann, der sich an der Beifahrerseite aufgehalten hatte, war indes geflüchtet, erinnert sich die Notfallsanitäterin. Eine zweite Streife hätte sich auf zu dem Bewusstlosen gemacht. „Der hatte sich inzwischen erneut erhoben und begann, die Polizisten anzuschreien”, so die 33-Jährige. Diese hätten ihn aber schnell fixieren können.
Im Streifenwagen habe der 34-Jährige dann um sich getreten und gespuckt, erklärte die Polizei. Beim Aussteigen an der Wache im Konrad-Adenauer-Ring habe er schließlich einem Polizeibeamten einen Kopfstoß versetzt. Der Beamte erlitt daraufhin eine Beule über dem rechten Auge. Im Anschluss an eine Blutentnahme verbrachte der Täter die Nacht in Gewahrsam auf der Polizeistation.
Spurlos ging der Einsatz an der 33-jährigen Notfallsanitäterin natürlich nicht vorbei. Nicht nur der Rettungswagen, sondern auch die beiden Rettungskräfte waren an diesem Abend nicht mehr einsatzfähig. „Ich bin mir sicher, wenn sie uns bekommen hätten, hätten die uns totgeprügelt”, sagt die 33-Jährige.