Großes Interesse an der „positiven Zukunftsvision“

Beim „Science Pub“ im vollbesetzten „Lokal“ stellten drei Wiesbadener Nachwuchswissenschaftler ihre Visionen von künstlicher Intelligenz vor und diskutierten...

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WIESBADEN. Selbstfahrende Autos, Roboterchirurgen oder intelligente Industrieroboter. Was wie Science-Fiction klingt, wird in Rechtswissenschaft und Politik ebenso diskutiert wie in Industriefirmen und Versicherungen. Fachleute sind sich einig: Intelligente Maschinen werden ebenso alltäglich sein, wie heute Strom und Telefon. Doch was ist eigentlich künstliche Intelligenz?

Das diskutieren rund 60 interessierte Wiesbadener beim sechsten „Science Pub – die Wissenschaftskneipe“. Und da es sich mit einem Glas Wein oder Bier in der Hand gleich viel besser philosophiert, tauschen sich die Gäste und Wissenschaftler im „Lokal“ in der Seerobenstraße in lockerer Baratmosphäre aus. Zu Beginn ein Stimmungsbild: Die meisten Gäste sehen künstliche Intelligenz als eine positive Zukunftsvision, nur wenige äußern Bedenken.

Jeder Platz ist besetzt, von draußen müssen weitere Stühle geholt werden, einige Zuhörer müssen stehen. Wer hat sich nicht schon mal die Frage gestellt, was künstliche Intelligenz für das alltägliche Leben bedeutet? „Studentenfutter“, das Netzwerk der Wissenschaft in Wiesbaden, und „science-slam.com“ haben dafür drei Nachwuchswissenschaftler eingeladen.

Drei junge Menschen, die sich mit künstlicher Intelligenz aus drei verschiedenen Perspektiven beschäftigen. Karl Stelzner ist Informatiker an der Technischen Universität Darmstadt und hält den ersten Vortrag. Sieben Minuten hat er Zeit, um seine Forschung vorzustellen. Dann gibt es schon die erste Rückfrage: „Ist künstliche Intelligenz der Schlüssel zur Befreiung der Menschen von der Erwerbstätigkeit?“ Stelzner ist skeptisch. „Das wird noch dauern“, sagt er.

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Der Medieninformatiker Johannes Luderschmidt hält den zweiten kurzen Vortrag. An der Hochschule Rhein-Main beschäftigt er sich mit Mensch-Maschine-Interaktionen. Sein aktuelles Forschungsfeld: Chatbots, wie sie etwa auf Facebook Verwendung finden. Der Nutzer schreibt zum Beispiel eine Nachricht an ein Restaurant, um einen Tisch zu reservieren. In Sekunden erhält er eine Reservierungsbestätigung von einem Bot. Ein System, das auch politisch diskutiert wird.

Expertin der politischen Perspektive ist die Politikwissenschaftlerin Linda Monsees. Die Wiesbadenerin arbeitet an der Goethe-Universität in Frankfurt und beschäftigt sich mit der Frage, wie eine ethisch korrekte künstliche Intelligenz aussehen kann. Unter anderem sollte sie fair und transparent sein, so Monsees. „Neun Unternehmen beherrschen den Markt der Entwicklung von künstlicher Intelligenz“, sagt sie, „die Macht der Unternehmen ist real. Es geht um einen knallharten Machtkampf“.

Doch das stellt die junge Forscherin zur Diskussion. Ein Hauptelement des „Science Pubs“, denn der ist interaktiv. Im Mittelpunkt des Abends steht der Austausch zwischen Gästen und Experten.