Kurz nach 14 Uhr dröhnt am Mittwoch ein schwerer Flieger geradezu im Tiefflug über Wiesbaden. Es ist der Lufthansa-Jumbo LH 446 auf dem Weg nach Denver, und er befindet sich...
WIESBADEN. Kurz nach 14 Uhr dröhnt am Mittwoch ein schwerer Flieger geradezu im Tiefflug über Wiesbaden. Es ist der Lufthansa-Jumbo LH 446 auf dem Weg nach Denver, und er befindet sich laut dem Portal „Flightradar24“ über der Landeshauptstadt im Steigflug in 5.000 Fuß Höhe. Das sind abzüglich der Topographie gerade mal 1.500 Meter über den Dächern der Stadt. Es ist nicht das einzige Beispiel der vergangenen Tage und Wochen.
So wurden beispielsweise am Freitag, 28. Juli, mit der LH 786 nach Qingdao/China und der United Airlines UA 927 nach San Francisco binnen 20 Minuten gleich zwei „Heavies“, so die Bezeichnung für vierstrahlige Jets, zwischen 4.000 und 6.000 Fuß (1.300 bis 2.000 Meter) über der Landeshauptstadt registriert. Immer wieder taucht auch der Flug UA59 nach San Francisco unter den heftigsten Lärm-Emittenten auf. Dies kommt auch bei besten Wetterbedingungen vor, wenn also nicht Gewitter die Flugzeuge zu Ausweichrouten zwingen.
Mehrere Gründe für geringe Flughöhe
Die Deutsche Flugsicherung (DFS) erklärt die tiefen Abflüge, die von der Südumfliegung abweichen und die alte „Tabum G“-Route nutzen, so: „Das ergibt sich aus rechtlichen, technischen und meteorologischen Gründen.“ DFS-Sprecherin Kristina Kelek sagt, dass die schweren Jumbos und Airbusse sonst nicht den notwendigen Steig-Gradienten schaffen würden, sprich: Sie kämen nicht über den Taunus. „Das ist also ein Sicherheitsgrund, den der jeweilige Kapitän vorgibt.“
Es sei nicht so, dass die DFS-Fluglotsen die Maschinen direkt über das Wiesbadener Stadtgebiet schickten, sondern die Flugkapitäne entschieden darüber nach dem Steigvermögen ihres Fliegers. „Wir haben da keinen Einfluss darauf und können keinen Piloten zwingen“, so Kelek. Kurz gefasst, bei sommerlichen Temperaturen kommen die schweren, meist älteren Flugzeuge nicht auf die erforderliche Steigrate für den Eindrehpunkt der Südumfliegung.
Klärung über die Fluglärmkommission
Christiane Döll vom Umweltamt sagt, seit 2016 hätten auch die schweren Flieger die Vorgabe, die Südumfliegung zu nutzen. Aber nur, wenn sie die notwendige Steigrate erreichten. Warum das vermehrt nicht geschieht, und gerade die schweren, flach und laut Abfliegenden die alten Nordwestabflugrouten nutzten, will die Stadt nun über die Fluglärmkommission klären lassen. Man wünscht eine Statistik vom Tower, warum von manchen Airlines und Flugzeugtypen die Vorgaben nicht erreicht werden, um dann gegebenenfalls ansetzen zu können.