„Erlebnistag Streuobstwiese“ an der Heidehütte in Heßloch

Frischen Apfelmost genießen die Brüder Arthur (7), Vitus (5) und Thadeus (2) beim  Erlebnistag „Streuobstwiese“.Foto: wita/Paul Müller  Foto: wita/Paul Müller

Was hat der Apfelwein mit der Fledermaus zu tun? Eine ganze Menge, denn beide profitieren von einer Landschaftsform, die typisch für den Osten Wiesbadens ist: den...

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WIESBADEN. Was hat der Apfelwein mit der Fledermaus zu tun? Eine ganze Menge, denn beide profitieren von einer Landschaftsform, die typisch für den Osten Wiesbadens ist: den Streuobstwiesen. Das sind Obstbaumwiesen mit alten, regionaltypischen Sorten, die auf hochstämmigen Bäumen wachsen.

Blumen und Kräuter, Blüten und Insekten

Der Abstand zwischen den Bäumen ist groß, die Baumkronen sind es ebenso. Und die Biodiversität, also die Artenvielfalt, auf diesen Wiesen ist umfangreich. Hier wachsen Blumen und Kräuter, deren Blüten vielen Insekten schmecken. Und die Insekten wiederum sind dann wieder wertvolle Nahrung für Fledermäuse, Eulen und andere Vögel.

Streuobstwiesen gibt es zahlreich zwischen Heßloch, Kloppenheim, Naurod und Bierstadt. Derzeit findet eine Ausstellung im Wiesbadener Umweltladen statt, die auf diese alte Kulturlandschaft hinweist. „Apfel schützt Steinkauz“, so der Titel der Ausstellung, die bis zum 29. November in der Luisenstraße zu sehen ist. Eine Veranstaltung im Rahmenprogramm war nun am Feiertag der „Erlebnistag Streuobstwiese“ an der Heidehütte in Heßloch. „Wir hätten nicht gedacht, dass so viele Menschen kommen“, freute sich Roland Petrak vom Umweltladen. Auf dem mit orangefarbenen Flaggen gekennzeichneten Weg zur Heidehütte herrschte munteres Kommen und Gehen.

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Oben war ein kleiner „Markt der Apfel-Möglichkeiten“ aufgebaut. Da gab es ein Kinderquiz, geführte Wanderungen und Radtouren ins „Ländchen“. Naturschutzverbände stellten ihre Schwerpunkte vor: Der Nabu wies auf die Insektenvielfalt hin und auf die Wichtigkeit von Beeten mit heimischen Blüten. Saatgut gab es gleich zum Mitnehmen. Der Naturefund erwirbt ganze Streuobstwiesen und pflegt sie. Das Obst wird dann an verschiedenen Stellen in Wiesbaden zum Kauf angeboten.

Gartenschläfer liebt Höhlen alter Obstbäume

Der Naturpark Rhein-Taunus hatte eine große Ausstellung über die Bechsteinfledermaus mitgebracht, die in der Region eine der größten Vorkommen hat. Nadine Vervoort von der „Wildstation Bilche“ informierte über die kleinen Nagetiere wie den Gartenschläfer, der sich gern in den Höhlen alter Obstbäume aufhält. Wer dem Tierchen helfen will, konnte spezielle Nistkästen erhalten. Peter Becker präsentierte seine Köstlichkeiten aus Knöterich.

Der Obst-und Gartenbauverein Heßloch hatte eine historische Kelter dabei. Der Streuobstkreis schenkte Apfelwein und Apfelsecco aus. Das Umweltamt hatte ein besonderes Geschenk an rund 200 Besucher: Sie konnten einen Apfelbaum alter Sorten entweder gleich mitnehmen oder einen Gutschein bekommen, der in einer Gärtnerei einzulösen ist. Letzteres nutzten viele Besucher, denn sie waren – ganz umweltfreundlich – mit dem Fahrrad an diesem schönen Herbsttag nach Heßloch gekommen.

Auch Pflanzberatung für die Obstbäume und das Angebot von Schnittkursen waren gefragte Angebote. „Es ist ein Problem, dass viele Streuobstwiesen nicht richtig gepflegt werden“, sagte Roland Petrak. Deswegen versuche man seitens der Stadt, mit der Hilfe einiger Naturschutzverbände die Bestände zu pflegen – Ehrenamtliche seien dabei immer willkommen.

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Nicht zuletzt gab es auch Apfelexperten, die mitgebrachte Früchte bestimmten. „Ein Apfel war dabei, den hat sogar unser Fachmann nicht gekannt“, sagte Roland Petrak. Die Artenbestimmung werde aber natürlich nachgeliefert.